Bottrop. Stadt und Bauherren wollen bei der Belebung des Stadtkerns an Fördergelder und Steuervorteile kommen. Dabei müssen externe Fachleute helfen.
Die Bottroper City wird zum offiziellen Sanierungsfall. Zur Begründung bringt Oberbürgermeister Bernd Tischler die prekäre Lage der City auf den Punkt: Durch den Wegfall großer Kaufhäuser und Einkaufszentren wie Karstadt und Hansacenter haben große Teile der Fußgängerzone mit ihren Einkaufsmeilen Hochstraße und Hansastraße stark an Attraktivität eingebüßt. Durch die Ausweisung eines Sanierungsgebietes will die Stadt die Modernisierung voranbringen. Denn das bringt ihr für den City-Umbau Fördergelder sowie den Bauherren Steuervorteile ein.
Zunächst wird die Stadt dafür allerdings einen fünfstelligen Betrag ausgeben. Externe Fachleute sollen das Verfahren vorbereiten und begleiten. Denn für die Verwaltung ist das absolut neu. "Das ist in Bottrop noch nie gemacht worden", erklärt Ursula Dickmann, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt. Die Stadtspitze will deshalb auf Nummer sicher gehen. Denn damit steht und fällt womöglich auch die Neueröffnung des Hansazentrums. Dessen neue Eigentümer - die Fakt AG - haben jedenfalls schon früh um die Einleitung eines solchen Sanierungsverfahrens gebeten.
Vom Pferdemarkt bis zum Kirchplatz
"Wenn wir damit dazu beitragen, dass ein seit fast zehn Jahren leer stehendes Objekt wieder revitalisiert werden kann, ist das eine gerechtfertigte Investition", meint Ursula Dickmann mit Blick auf das Hansacenter. Das künftige Sanierungsgebiet wird aber nicht allein auf das Hansazentrum zugeschnitten. "Wir machen das nicht nur für diesen einen Investor", betont die Stadtplanerin, auch weitere Bauherren in der City sollen davon profitieren.
So grenzt die Verwaltung das Sanierungsgebiet in einem ersten Vorschlag so ein: im Norden: durch die Osterfelder Straße und den Pferdemarkt, im Süden: durch die Poststraße und den Kirchplatz, im Westen: durch die Hochstraße sowie im Osten: durch den ZOB und den Berliner Platz. Das exakte Gebiet sollen aber erst die externen Berater festlegen. "Die Gutachter sollen erfassen, wo genau die Mängel bestehen und welche Möglichkeiten die Kommune hat, diese zu beseitigen", erklärt Ursula Dickmann.
Leerstände und häufige Geschäftswechsel
OB Tischler weist in seiner Analyse für die Mitglieder des Stadtrates und der Bezirksvertretung Mitte darauf hin, dass die Wiederbelebung des seit Dezember 2011 geschlossenen Hansacenters bisher immer wieder gescheitert sei. Seit 2014 sei auch noch das Karstadt-Warenhaus geschlossen. Die Innenstadt sei seitdem geprägt durch zeitweise und auch dauerhafte Leerstände von Geschäftslokalen sowohl in dem früheren Karstadt-Komplex, als auch in weiteren Gebäuden in 1 A-Lage. Auch in den kleineren Geschäften entlang der Hansastraße habe es in den letzten Jahren häufig Inhaberwechsel gegeben.
Das alles gehe an die Substanz Bottrops als Einkaufsstadt. Mit der Ausweisung als Sanierungsgebiet will die Stadt daher dazu beitragen, im Stadtkern Geschäftsleerstände zu beseitigen, gezielt neue Einzelhandelsmagneten anzusiedeln und somit die Attraktivität Bottrops als Einkaufsstadt insgesamt wieder zu steigern. Zur Image-Verbesserung soll das Terrain auch einen neuen Namen bekommen - Hansaviertel soll es heißen.
Am Donnerstag entscheidet der Rat
Dass diese Ziele Unterstützung verdienen, überzeugt CDU-Vertreter in Stadtrat und Bezirksvertretung bis an die Basis. So betont etwa CDU-Bezirksvertreterin Susanne Jungmann: "Die Ausweisung des Sanierungsgebietes ist zwingend erforderlich. Die CDU begrüßt es ausdrücklich, dass so versucht wird, die Geschäftsinhaber bei der Stange zu halten". Auch bei den anderen Parteivertretern in der Bezirksvertretung Mitte gab es keinen Widerspruch. Ausnahme: die DKP. Am Donnerstag trifft der Rat die Entscheidung.
>>> Das Land unterstützt die Städte bei der förmlichen Festlegung von Sanierungsgebieten, um Fehlentwicklungen vorzubeugen oder zu korrigieren. Um an Fördergelder zu kommen, muss die Stadt aber ein Sanierungskonzept vorlegen.
Das Innovation-City-Konzept, das ja auch die Innenstadt umfasst, ist dazu aber nicht geeignet, da es mit der Konzentration auf Klimaschutz andere inhaltliche Schwerpunkte setzt, beruft sich die Verwaltung auf eine Einschätzung der Bezirksregierung Münster.