Bottrop. 47 Einfamilienhäuser in Fuhlenbrock bietet das Wohnungsunternehmen Vivawest jetzt den Bewohnern zum Kauf an. Schon elf sind interessiert.

6,8 Millionen Euro hat die Wohnungsgesellschaft Vivawest 2017 und 2018 in die Hand genommen, um ihren Wohnungsbestand entlang der Hans-Böckler-Straße im Fuhlenbrock aufzumöbeln. Ein Stück weiter westlich geht das Unternehmen einen anderen Weg. Es hat 47 Häuser den Mietern zum Kauf angeboten. Und das Interesse ist groß.

Obwohl das Verbundbergwerk Prosper-Haniel bis zu seiner Stilllegung 2018 der größte Arbeitgeber im Stadtteil war, gibt es in Fuhlenbrock keine geschlossene Zechensiedlung, sondern vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser. Unter anderem liegt das daran, dass der Bergbau erst spät in den Stadtteil kam. Die Abteufarbeiten für die Schächte Franz Haniel 1 und 2 begannen zwar bereits 1921. Doch ein Großteil der unterirdischen Anlagen soff ab, als am 25. September 1925 in 75 Metern Tiefe Wasser und Schwemmsand einbrachen. Elf Jahre ruhten alle Arbeiten, erst 1941 wurde die vorgesehene Teufe von 600 Metern erreicht.

18 Mieter haben sich gemeldet, elf wollen kaufen

Aus den Jahren von 1940 bis 1951 stammen auch die 47 Einfamilienhäuser im Besitz der Vivawest an der Gustav-Freytag- und der Heinrich-Heine-Straße, die das Unternehmen vor zwei Wochen den Mietern zum Kauf angeboten hat. Die ersten Reaktionen der Bewohner: 18 Mieter haben sich schon gemeldet, elf davon wollen kaufen.

Die schnelle und positive Resonanz kommt für das Unternehmen nicht überraschend, sagt Vivawest-Sprecher Gregor Boldt: „Nach unseren Erfahrungen sind diese Einzelprivatsierungen sehr interessant für Menschen, die Wohneigentum erwerben möchten. Vielfach werden diese Objekte von den Erwerbern aus eigener Kraft saniert.“

Sanierungsbedarf ist eingepreist

Einen Sanierungsbedarf hat das Unternehmen auch in sein Kaufangebot eingepreist, sagt Boldt: „Die Kaufpreise sind stark vom Baujahr, Wohnfläche, Grundstücksfläche und Zustand abhängig und können in einer groben Größenordnung zwischen 50.000 und 100.000 Euro liegen.“ Für die Käufer sei das eine sehr gute Gelegenheit, zu einem attraktiven Preis Eigentum zu erwerben, sagt der Vivawest-Sprecher. Zum Vergleich: Für diesen Preis ist nebenan in Grafenwald nicht einmal ein 400 Quadratmeter großes Baugrundstück zu haben - wenn es denn auf dem Markt wäre.

Für das Wohnungsunternehmen ist der Exklusiv-Verkauf an die Mieter ein Beitrag zur Entwicklung des Quartiers, in dem das Unternehmen schon 159 Wohnungen in 34 Mehrfamilienhäusern saniert hat. Boldt: „Nach unseren Erfahrungen trägt eine Mischung von Mietwohnungen und Wohnungseigentum zur Quartiersentwicklung bei.“

Weitere Verkäufe geplant

Der Verkauf von Häuser an Mieter ist für das Unternehmen gängige Praxis, sagt Boldt: „Vivawest veräußert regelmäßig Ein-und Zweifamilienhäuser im Rahmen von Einzelprivatisierungen an die Mieter. Dies betrifft unseren so genannten Althausbestand. In der Regel sind das Häuser aus den 1920-er bis 1950-er Jahren. Im Schnitt werden so jährlich rund 700 bis 800 Ein- und Zweifamilienhäuser in Privateigentum überführt.“ Das werde auch im Fuhlenbrock weiter passieren: „Weitere Einzelprivatisierungen weiterer Abschnitte sind perspektivisch geplant, aber noch nicht konkret.“

Und was, wenn die Mieter den Kaufpreis nicht stemmen können oder wollen? Kein Problem, versichert Boldt: „Bei fehlendem Kaufinteresse erfolgt kein Weiterverkauf an Dritte, die Mieter bleiben dort wohnen.“

Das Wohnungsunternehmen

Vivawest besitzt im Fuhlenbrock nach eigenen Angaben 545 Wohnungen, in ganz Bottrop sind es rund 5300. Das Unternehmen mit Sitz an der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen ist mit insgesamt rund 120.000 Wohnungen einer der größten Wohnungsbesitzer in NRW.