Bottrop. Die Patronin der Bergleute steht frisch gereinigt und restauriert im Museum für Ur- und Ortsgeschichte. Die Figur entstand wohl um 1700.

Im Jahr des zu Ende gehenden Bergbaus stehen nicht nur Knappenvereine und -chöre und die letzten steinernen und stählernen Zeugnisse des sterbenden Industriezweigs noch einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch die Patronin der Bergleute rückt sicherlich mehr als üblich ins Licht der Öffentlichkeit.

Wohl eine der schönsten klassischen Darstellungen der heiligen Barbara in Bottrop stand bis zur renovierungsbedingten Schließung des Rathauses über viele Jahre etwas entrückt in einer Nische im historischen Foyer.

Jetzt wurde die Figur, die vermutlich im 17. Jahrhundert im Eifelraum entstand, aus ihrer gläsernen Isolation geholt und steht seit Kurzem im Museum für Ur- und Ortsgeschichte - fast Auge in Auge mit dem Betrachter. „So nah kommt man der Figur wohl in Zukunft nicht mehr“, sagt Ulrike Growe. Das sei so nur im Museum möglich, wo sie ständig im Blickfeld des Aufsichtspersonals stehe, so die stellvertretende Museumsleiterin. Als die Stadt die Figur in den 60er Jahren von der Bergwerksgesellschaft zum Geschenk erhielt, stand schnell fest: Die Figur muss ins Rathaus, den prominenten Ort der Stadt, die durch den Bergbau erst groß wurde.

Gereinigt und restauriert

„Natürlich wurde die Holzstatue zunächst gereinigt, denn die alte Glasabdeckung war nie ganz dicht, so dass immer auch Schmutz eindringen konnte“, so Ulrike Growe. Außerdem sei die Figur auch an wenigen Stellen restauriert worden.

Jetzt wacht sie gleichsam über den Eingang zum ortsgeschichtlichen Trakt des Museums in der alten Bürgermeistervilla. Trotz ihrer Datierung um 1700, als in Süddeutschland längst schon der Barock bewegte Wellen schlug, mutet die Bottroper Barbara in Haltung, Faltenwurf der Kleidung und der Lilienkrone eher spätgotisch an. „Nicht überall hat sich damals der Barockstil gleich schnell durchgesetzt“, so Ulrike Growe.

Ein Gebetbuch der Gastwirtsfamilie beulmann mit einem Barbara-Andachtsbild ist nun ebenfalls im Museum zu sehen.
Ein Gebetbuch der Gastwirtsfamilie beulmann mit einem Barbara-Andachtsbild ist nun ebenfalls im Museum zu sehen. © Thomas Gödde

Alle klassischen Attribute der Heiligen sind zu erkennen: das Schwert des Martyriums, der Kelch der Hingabe, auch als Kelch des Altarsakraments zu deuten, da Barbara auch zu Schutz vor einem plötzlichen Tod ohne dem Empfang der Sterbesakramente angerufen wurde, und der Turm. Der Legende nach wurde sie von ihrem heidnischen Vater aus Wut über ihre Hinwendung zum Christentum in einem Turm gefangen gehalten - und später enthauptet.

Attribute der Märtyrerin

Das dritte Fenster - auch in der Bottroper Darstellung - wird als Bezug auf die Heilige Dreifaltigkeit gedeutet. Die Krone schließlich deutet einmal auf die vornehme Abstammung Barbaras hin, wird aber auch als Krone des Lebens, erlangt durch das Martyrium, gedeutet.

Zur Patronin u.a. der Bergleute wurde sie auch, da Barbara sich nach der Legende vor ihren Verfolgern in den sich öffnenden Felsspalt eines Berges gestürzt habe.