Bottrop. Im Streit um Schadstoffe und Schmutz ist eine einvernehmliche Lösung oberstes Ziel. Konzern sagt Prüfung zu. Jurist droht mit hunderten Klagen.

Der Streit um Schadstoffe und Verschmutzungen privater Grundstücke durch die Bottroper Kokerei Prosper spitzt sich weiter zu. So setzt Rechtsanwalt Daniel Kuhlmann dem Kokerei-Besitzer Arcelor-Mittal eine Frist bis zum Freitag, 15. Mai, um pauschale Schadensersatzansprüche der Bewohner im Umkreis der Kokerei anzuerkennen. Geht der Konzern darauf nicht ein, kündigt der Rechtsanwalt in einem ersten Schritt rund 150 Unterlassungsforderungen an. In diesen Schreiben machen die Anwohner dann konkret bezifferte Schadensersatzansprüche geltend.

"Wenn diese dann nicht innerhalb einer weiteren Frist anerkannt werden, wird es zahlreiche Klagen gegen die Kokerei geben", teilte Kuhlmann mit. Der Rechtsanwalt vertritt viele Anwohner im Bottroper Süden. Er hatte zuvor namens der Bürgerinitiative "Saubere Luft für alle" zu einer Sammelklage gegen das Unternehmen aufgerufen. Kuhlmann spricht davon, dass sich dieser Interessengemeinschaft bislang rund tausend Anwohner angeschlossen haben.

Oberstes Ziel ist eine einvernehmlich Regelung

"Unser oberstes Ziel ist es aber, eine zügige, einvernehmliche Regelung mit der Kokerei zu finden. Dies setzt freilich voraus, dass die Kokerei nunmehr tatsächlich auch bemüht ist, effektive Maßnahmen zur Reduzierung der giftigen Immissionen vorzunehmen und dass die bereits entstandenen Schäden komplikationslos ersetzt werden", erklärte der Rechtsanwalt. Arcelor Mittal bestätigte den Eingang des Juristenschreibens. "Wir werden alle Ansprüche prüfen", sagte Sprecher Arne Langner zur WAZ.

Die Bürger im Bottroper Süden seien vor allem wegen der ausgetretenen Schadstoffe massiv beunruhigt, berichtet Rechtsanwalt Kuhlmann. So verweist er darauf, dass auch im vorigen Jahr "die Giftstoffbelastung, insbesondere die Belastung mit Benzo[a]pyren dramatisch" angestiegen war. Die Umweltbehörden hatten deshalb ihre Verzehrwarnung für eine Reihe selbst angebauter Gemüsesorten aus Gärten im Umkreis der Kokerei ausgeweitet.

Kokerei verweist auf sinkende Schadstoffwerte

Die Kokerei hatte zwischenzeitlich jedoch darüber informiert, dass die zuvor kritischen Benzo(a)pyrenwerte nach den von den Behörden geforderten Modernisierungsarbeiten an den Koksofen-Türen im Januar und Februar 2020 um die Hälfte niedriger als im Vorjahr gewesen seien. Die Defekte an den Koksofen-Türen wurden als ein wesentlicher Grund für den höheren Ausstoß von Schadstoffen ausgemacht.

Als Reaktion auf anhaltende Beschwerden von Anwohnern über die Verschmutzungen ihrer Häuser und Gärten durch Kohlenstaub weisen Unternehmenssprecher immer wieder darauf hin, dass der geltende Grenzwert für koks- oder kohlehaltige Partikel im Umfeld der Bottroper Kokerei deutlich unterschritten werde. Dies bestätigten auch die offiziellen Messungen des Landesumweltamtes.

Arcelor-Sprecher Langner räumt ein, dass es als Folge von Sanierungsarbeiten in der Kokerei eine Zeitlang Grobstaub-Verwehungen in den zurück liegenden zwei Jahren gegeben habe. Die Sanierungen seien aber abgeschlossen. Die Kokerei habe außerdem eine Reihe von Vorkehrungen getroffen, um weitere Staubbelastungen zu verhindern.