Bottrop / Gladbeck. Beim Umbau der Boye an der Stadtgrenze Bottrop / Gladbeck kommt es zu Lieferengpässen. Grund ist Kurzarbeit, ausgelöst durch den Corona-Lockdown.
Der Umbau des Boyetals am Rande des Pelkumer Feldes leidet unter Corona-bedingten Störungen: In den Lieferketten etwa für Stahlbetonrohre, die für das geplante Drosselbauwerk am neuen Boye-Regenrückhaltebecken benötigt werden, kommt es zu Schwierigkeiten, heißt es auf Anfrage bei der Emschergenossenschaft. Das führe zu Engpässen auf der Baustelle.
Hintergrund, so Sprecherin Anne-Kathrin Lappe, sei die angesetzte Kurzarbeit in den Herstellungsbetrieben. Derzeit könne man daher nicht mit Sicherheit sagen, ob es bei dem Fertigstellungstermin im Grenzgebiet zwischen Bottrop und Gladbeck im kommenden Oktober bleibe. Auf jeden Fall wolle man das Regenrückhaltebecken, das derzeit entsteht, aber im letzten Quartal des Jahres in Betrieb nehmen.
Das Regenrückhaltebecken kann 40.000 Kubikmeter Wasser bunkern
Das aufwändige Ausheben des neuen Regenrückhaltebeckens (ein Beitrag zum Hochwasserschutz in der „neuen“ Boye) findet im Bereich des alten Flussverlaufs statt, so Lappe. Dazu werden derzeit Tag für Tag bis zu 800 Tonnen Boden ausgekoffert und abgefahren. Das Becken werde quasi auf der Grenze zu beiden Städten positioniert und rund 40.000 Kubikmeter Wasser halten können. Das Drosselbauwerk gehöre zum Regenrückhaltebecken und sorge dafür, dass der Zustrom des anströmenden Wassers bei Starkregenfällen verlangsamt wird.
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Um das Regenrückhaltebecken überhaupt bauen zu können, musste die Fußgängerbrücke im Verlauf der Ellinghorster Straße über die alte Boye, dem offenen Schmutzwasserlauf, zurück gebaut werden. Daher ist auch die Radwegeverbindung über das Boyetal gesperrt - und wird es bleiben, auch wenn ein Schild an der Straßenecke Kösheide/Ellinghorster Straße eine Öffnung ab 1. Mai signalisiert. Offenbar ein Druck- oder Kommunikationsfehler: „Wir hatten schon im vergangenen Herbst angekündigt, dass die Radwegeverbindung bis September nicht zu nutzen ist“, so Lappe. Diesen Termin versuche man trotz der Corona-bedingten Störungen noch einzuhalten.
Flora und Fauna sind bereits an der neuen Boye heimisch geworden
Mit der Flutung des neuen Bachverlaufs der Boye im vergangenen Herbst wurde bereits der erste wichtige Bauabschnitt bei der Renaturierung des Grenzflusses zwischen Bottrop und Gladbeck abgeschlossen. Für das Abwasser war zunächst ein neuer unterirdischer Kanal gebaut worden. Für den knapp einen Kilometer langen Verlauf der „neuen Boye“ hatte man im Pelkumer Feld Platz und konnte dem Fluss auch durch einige kleine Kurven mehr Raum verschaffen und naturnaher gestalten. In die Revitalisierung des Gewässers auf knapp einem Kilometer wurden 2,5 Millionen Euro investiert.
Inzwischen sind Flora und Fauna bereits an dem neuen, modellierten Fluss heimisch geworden: Viel Grün hat sich am Bachbett von allein entwickelt, Fischreiher gehen eifrig auf Nahrungssuche, auch ein Schwanenpaar wurde bereits gesichtet. Allerdings will die Emschergenossenschaft im Nachgang der Baumaßnahme noch eine „Initialpflanzung“ vornehmen, so die Sprecherin. Aktuell seien rund 30 Prozent der Boye bereits renaturiert.
Es gilt für Radler weiter eine Umleitung
Mit der Nordverlegung ins Pelkumer Feld fließt die Boye in dem gefluteten Abschnitt nicht mehr genau auf der Stadtgrenze, sondern auf Gladbecker Gebiet. Die vier Gladbecker Gewässer Hahnenbach, Haarbach, Nattbach und Wittringer Mühlenbach, einst auch „Köttelbecken“, sind ebenso bereits renaturiert und fließen linksseitig in die neue Boye.
Was die gesperrten Übergange über die Boye anbelangt: Da verweist die Emschergenossenschaft für Fußgänger, aber in erster Linie für Radfahrer auf eine Umleitung: Die verläuft über die Straßen Kösheide, Welheimer Straße und Im Gewerbepark in einem östlichen Bogen um die B 224 herum.