Gladbeck. Grenzfluss verläuft über einen Kilometer nun auf Gladbecker statt auf Bottroper Gebiet. Stinkende Köttelbecke weicht neuem Naherholungsgebiet.
Das, was sich aus der Vogelperspektive fotografiert wie eine riesige Schlange durch die Landschaft windet, ist sichtbares Zeichen für die erfolgte Renaturierung der Boye auf Gladbecker Gebiet. Das im Oktober 2016 gestartete Großprojekt, den Grenzfluss über einen Kilometer von Bottroper Territorium nach Norden aufs Pelkumer Feld zu verlegen, ist fast fertig. Die 1,6 Millionen Euro teure Baumaßnahme der Emschergenossenschaft ist der erste Schritt zur naturnahen Umgestaltung der Boye.
Wie so viele Fluss- und Bachläufe in der Emscherregion war auch die Boye infolge der Industrialisierung zum schnurgeraden Kanal umgestaltet worden, dessen einzige Funktion die schnelle Entsorgung des Abwassers der Region war. Im Zuge des Generationenprojekts Emscher-Umbau verschwinden im neuen Kanalsystem der Emschergenossenschaft nun die stinkenden Abwasserläufe im Untergrund und die ehemaligen Köttelbecken werden zu gewundenen Bachläufen renaturiert, um Regenwasser aufzunehmen.
Regenrückhaltebecken geplant
Unmittelbar westlich der B 224 hat die Emschergenossenschaft ein Teilstück der Boye nach Gladbeck umgesiedelt. So wurde Platz geschaffen, da entlang des alten Kanalbettes ein großer Trog mit Deckel für den Hochwasserschutz geplant ist. Das neue Regenrückhaltebecken „Pelkumer Feld“, das vorgehalten wird, um den neuen unterirdischen Abwasserkanal bei anhaltendem Starkregen entlasten zu können. Ein Stauvolumen von bis zu 46 000 Kubikmetern Wasser wird hier möglich.
Die Modellierung der neuen Trasse ist mittlerweile so gut wie abgeschlossen. Für die Boye-Neugestaltung wurden knapp 50 000
Weitere sieben Kilometer werden renaturiert
Die 13 Kilometer lange Boye entspringt in Bottrop-Holthausen. Sie ist im unteren Lauf stark kanalisiert und mündete in die Emscher. Heute wird sie kurz zuvor ins Emscherklärwerk Bottrop hinaufgepumpt.
Der Unterlauf soll nach dem ersten Teilstück in Gladbeck über insgesamt acht Kilometer naturnah umgebaut werden. Veranschlagt sind Gesamtkosten von 24 Millionen Euro.
Kubikmeter Boden (entspricht etwa 665 000 vollen Schubkarren) ausgehoben und abgefahren. Anvisiert war, das Renaturierungsprojekt bis Ende 2017 abschließen zu können. Doch die Suche nach möglichen Bomben-Blindgängern im Boden bremste die Baustelle aus. Die Arbeiten mussten für die Kampfmittelsondierungen fünf Monate lang ruhen, da das gesamte Areal mit einer Oberflächendetektion untersucht wurde. Mit deutlichem Ergebnis: Zwei Fünf-Zentner-Fliegerbomben wurden entdeckt und entschärft.
Die neue gewundene Trasse bildet nur den ersten Schritt im Zuge der Boye-Renaturierung. Die Anbindung an den Fluss erfolgt, sobald auch der Rest ökologisch umgestaltet wird. Die aktuelle Maßnahme ist bewusst vorgezogen worden, damit die Gewässerböschungen in der Zwischenzeit anwachsen und die neue Trasse stabilisieren können. Bis etwa 2020 soll alles fertig sein und statt stinkendem Abwasserkanals die „neue“ Boye mit begleitendem Rad und Fußweg nicht nur die Gladbecker zur Naherholung einladen.