Bottrop-Kirchhellen. Seit ein paar Tagen werden in Kirchhellen schon Erdbeeren gepflückt und verkauft. Die Coronavirus-Krise beeinflusst die Bedingungen der Ernte.
Die Erdbeersaison hat begonnen: In Kirchhellen werden seit einigen Tagen die ersten, geschützt angebauten Exemplare gepflückt und verkauft. "So früh wie noch nie", sagt Landwirt Jörg Umberg. "Es ist ein sehr frühes Jahr", bestätigt Nachbar Eberhard Schmücker.
"Eine Mini-Menge für den erweiterten Privatbedarf hatten wir schon am 15. April, das haben wir noch nie gehabt", erzählt Umberg. "Angefangen zu pflücken haben wir dann am 19. April." Ein sehr warmer Winter und das warme Frühjahr sind vor allem dafür verantwortlich.
Die plötzliche, späte Frostphase "mit starkem Wind" habe zwar dafür gesorgt, dass bei Pfirsichen und Nektarinen fast hundert Prozent der Blüten zerstört wurden. "Aber die Erdbeeren konnten wir im Großen und Ganzen gut schützen." Die frühen Sorten wachsen ja sowieso im Foliengewächshaus, wurden aber noch zusätzlich mit einem wärmenden Vlies abgedeckt.
Schälchen Erdbeeren kostet zwischen knapp vier und 4,50 Euro
Für 500 Gramm Erdbeeren zahlen Kunden aktuell zwischen knapp vier und 4,50 Euro. Hofläden, Verkaufsstände und Lieferservice werden von Schmücker und Umberg gleichermaßen betrieben. Beide Landwirte bieten in der Regel etwas später im Frühjahr auch immer das Selbstpflücken an. Wird das auch zu Corona-Zeiten möglich sein? "Das ist für uns erst Mitte Mai ein Thema, für die Freiland-Erdbeeren", sagt Schmücker. "Ich bin grundsätzlich optimistisch. Aber wir müssen schauen, wie die politischen Bedingungen dann sind."
Umberg geht davon aus, dass Selbstpflücker - unter Beachtung von Hygiene- und Abstandsregeln - voraussichtlich Anfang bis Mitte Mai in seine Folientunnel, anschließend auf die Freilandfelder dürfen.
Erntehelfer aus Osteuropa und aus Deutschland
Die Corona-Krise beeinflusst grundsätzlich auch die Bedingungen der Ernte. Erntehelfer aus Osteuropa durften und dürfen zwar letztlich doch nach Deutschland kommen. Aber sie werden nun eingeflogen, die Wohnungen müssen aus Hygiene- und Gesundheitsschutzgründen anders belegt werden, bei acht Reihen Erdbeeren im Tunnel würden im Moment vier Leute pflücken, berichtet Umberg zum Beispiel.
Im Moment beschäftigt er gut 30 Erntehelfer aus Rumänien allein für die Erdbeerernte, "und es kommen auch noch welche". 10 bis 15 Helfer vom deutschen Arbeitsmarkt werden das Team wohl noch ergänzen. Schmücker berichtet von aktuell 70 Erntehelfern aus In- und Ausland. Wobei: "Das Gros kommt erst, wenn Erdbeer- und Spargelernte weiter voranschreiten."
"In Summe wird dieses Jahr alles etwas teurer", prognostiziert Obstbauer Umberg. "Wenn alles bis zum Ende der Saison so bleibt wie jetzt, haben wir für jeden Erntemitarbeiter Mehrkosten in Höhe von 1500 Euro." Eberhard Schmücker wiederum meint: "Ich glaube, dass wir in diesem Jahr eher eine knappere Menge sehen werden, weil nicht alle Erdbeeren gepflückt werden können. Ich glaube, dass nur 70 Prozent der Erdbeeren geerntet werden." Auch das dürfte Auswirkungen auf die Preise haben.
Trockenheit ist ein Problem
Das trockene Wetter führe nun auch noch dazu, dass die Landwirte aktuell fleißig wässern müssen. "Das ist jetzt schon das dritte Jahr", bemerkt Jörg Umberg mit Blick aufs insgesamt zu trockene Klima. Die Defizite in den tiefen Bodenschichten seien immer noch nicht ausgeglichen. "Das ist eine zusätzliche Arbeitsbelastung für uns - und auch ein Kostenfaktor", so Umberg.
Andererseits findet Eberhard Schmücker: "Sehr viel Sonne ist gut für den Geschmack der Erdbeeren."