Bottrop. Den meteorologischen Frühling beginnen Förster und Landwirte nicht ohne Sorgen. Deshalb reichen die Regenfälle zuletzt für Pflanzen noch nicht.

Gefühlt hat es in den vergangenen Wochen durchgeregnet, auf Wiesen und in Ackerfurchen steht das Wasser. Ist damit denn jetzt genug Niederschlag gefallen und die Trockenperiode vergessen? Mitnichten, sagt Förster Markus Herber mit Blick auf die Wälder. „Auf dem Acker steht das Wasser schnell mal.“ Damit sei es noch lange nicht in den Tiefen des Waldbodens angekommen.

Bäume treiben demnächst aus

Förster Markus Herber weiß, wie es dem Wald geht.
Förster Markus Herber weiß, wie es dem Wald geht. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Der ist jetzt, zum Beginn des meteorologischen Frühlings, seiner Einschätzung nach vielleicht über einen halben Meter tief nass, „wenn überhaupt“. „Teilweise gab es ja bis in zwei Meter Tiefe kein Wasser mehr“, sagt der Revierförster vom Landesbetrieb Wald und Holz. Der Boden sei entsprechend noch nicht gesättigt und wieder aufgefüllt. „Wenn die Bäume demnächst austreiben, ziehen sie oberflächlich Wasser raus.“ Die Blätter werden grün. Zwar könne es nach den aktuellen Niederschlägen durchaus mal einen Moment trocken bleiben, aber nicht über viele Wochen.

„Ich glaube, dass das Defizit vom Sommer noch nicht kompensiert ist“, sagt auch Landwirt Eberhard Schmücker mit Blick auf die Niederschläge. Nichtsdestotrotz stehe aktuell ein bisschen Wasser auf den Feldern, „aber noch im normalen Rahmen, das ist nicht zu viel“. Eher im Gegenteil: „Wir brauchen Wasser. Im nächsten Sommer werden wir uns sicher wieder gerne an jeden Schauer erinnern.“

Windanfällige Folientunnel

Solche Folientunnel über den Spargeldämmen sind windanfällig.
Solche Folientunnel über den Spargeldämmen sind windanfällig. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Die den Regen zuletzt begleitenden starken Winde indes seien ärgerlich. „Ein Großteil unserer Kulturen wächst mittlerweile in Folientunneln oder dergleichen“, so der Spargel- und Obstbauer. „Die mögen Sturm gar nicht.“ Teilweise hätten Arbeiten wegen des andauernden Windes auch gar nicht erst erledigt werden können.

Der Landwirt berichtet von den Mini-Tunneln aus klarer Folie und Draht, die bei frühen Spargel-Sorten zur Wärmeerzeugung noch über die schwarze Folie gesetzt würden, die den Spargeldamm abdeckt. „Am liebsten macht man das schon Anfang Februar“, sagt Schmücker. In diesem Jahr kann das aber erst jetzt erledigt werden. Die windanfälligen Mini-Tunnel wären sonst vermutlich zwischenzeitlich kaputt gegangen.

Dafür ist es mild; richtigen Frost hat es den ganzen Winter über nicht gegeben. „Per se wird 2020 ein frühes Jahr, weil die Temperaturen in Summe höher sind.“ Solche Jahre machen ihm aber durchaus Sorgen, sagt Schmücker. „Wir haben dann frühe Knospen, frühe Blüten – und wenn doch noch Frost kommt, ist alles wieder dahin.“ Zudem sei die die Schädlingspopulationen ohne Frost sicher auch nicht kleiner geworden.

Borkenkäfer gefährden Fichten

Eine Frost-Periode hätte auch Förster Markus Herber gerne schon hinter sich gehabt, „vier Wochen am Stück wären schön gewesen.“ Immerhin: Die Borkenkäfer könnten bei dem zuletzt feuchten Wetter vielleicht verpilzt sein. „Aber bei der Massenvermehrung der vergangenen zwei Jahre sind genug da, um die nächsten Fichten zu befallen.“