Bottrop. Das Corona-Behandlungszentrum hat schon über 800 Patienten gesehen. Die meisten werden laut Ärzteverein getestet. Abstriche gibt's auch anderswo.

Von zentraler Bedeutung bei der Corona-Pandemie sind für viele die Fragen: Wann wird auf eine Infektion getestet? Wie häufig werden Tests gemacht? Sind überhaupt genügend Kapazitäten vorhanden?

Allen Mutmaßungen, es gebe in Bottrop Kapazitätsengpässe, tritt Stadtsprecher Andreas Pläsken entgegen: "Das ist Unsinn!" Es sei vernünftig, nicht mit diesen Abstrichen "um sich zu verwerfen" und den Richtlinien des Robert-Koch Instituts (RKI) zu folgen. Aber es werde nicht etwa daran gespart; jeder, der einen Test brauche, bekomme diesen auch. "Im Zweifel wird sich der Arzt immer lieber dafür entscheiden."

Abstriche bei akuten Atemwegsproblemen

Im Corona-Behandlungszentrum im Saalbau wird nach den aktualisierten RKI-Kriterien pro oder contra Test entschieden, erläutert Gerald Schmitt, Vorsitzender des Ärztevereins: "Jetzt können fast alle abgestrichen werden, die akute Atemwegsprobleme haben." Häufigste Symptome sind Fieber, Husten, Schnupfen, Kurzatmigkeit, auch Muskel-Gelenk-Schmerzen oder der Verlust des Geruchsinns. Bevorzugt sollten dabei Menschen getestet werden, die in einem medizinischen Beruf arbeiten. "Aber selbst bei leichten Symptomen können wir Abstriche durchführen. Wir handhaben das recht großzügig, die allermeisten werden auch getestet."

Über 800 Patienten hätten den Saalbau aufgesucht, seit dort Mitte März zunächst die zentrale Abstrichstelle, dann daraus hervorgehend das Behandlungszentrum in Betrieb ging. 80 bis 90 Prozent davon seien auf eine Corona-Infektion getestet worden. "Wenn bei der Untersuchung zum Beispiel ein bakterieller Infekt herauskommt, wird kein Abstrich gemacht, dann gibt es Antibiotika. Deshalb ist der Arzt ja vor Ort", so Schmitt.

Stadt erhält nicht alle Zahlen

Die Abstriche würden in ein Labor in Gelsenkirchen gegeben, das die Testkapazitäten verdoppelt habe. Teils nähmen übrigens Hausärzte auch in ihren Praxen Abstriche. Für diejenigen, die dann zwei, drei Tage auf ihr Ergebnis warten, heißt es, so lange in Quarantäne zu bleiben.

Wie viele Bottroper insgesamt schon getestet wurden, könne die Stadt nicht verlässlich sagen, so Pläsken. Diese erhalte nämlich nicht alle Zahlen. Jede Einrichtung, wie Altenheime und Krankenhäuser, und auch jedes größere Unternehmen mit seinen Betriebsärzten entscheide für sich über Tests.

Test-Praxis im Marienhospital

Am Marienhospital etwa geschehe dies niederschwellig, so Dr. Markus Peuckert, Chefarzt der Inneren. Bei allen Patienten, die eigentlich aus einem anderen Grund stationär aufgenommen werden und nur leichte verdächtige Symptome zeigen - "das kann ein Halskratzen sein" - werde abgestrichen. Zudem alle Patienten, die von auswärtigen Einrichtungen kommen.

Krankenhaus-Mitarbeiter, die Covid-19-Patienten betreuen, werden sofort abgestrichen, wenn sie Symptome entwickeln, und zunächst in Quarantäne geschickt. "Das gilt letztlich für jeden Mitarbeiter im Haus", sagt Peuckert. Seiner groben Schätzung nach würden insgesamt etwa fünf bis zehn Tests pro Tag veranlasst. Und: Ohne Mund-Nasen-Schutz geht im Krankenhaus nichts mehr.

Vorgehen am Knappschaftskrankenhaus

"Aktuell erfolgen bei allen aufzunehmenden Patienten eine strenge Covid-19-Anamnese und
ein Abstrich. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses wird der Patient auf einer Abklärungseinheit in Quarantäne untergebracht", teilt das Knappschaftskrankenhaus mit. Und: Mitarbeiter, die in kritischen Bereichen arbeiten und regelmäßig Kontakt zu Covid-19-Patienten oder Verdachtsfällen haben, werden zusätzlich zu den strengen Hygienemaßnahmen regelmäßig abgestrichen."