Kirchhellen . Jetzt dürfen doch noch Erntehelfer aus Osteuropa kommen. Das wird helfen, sagen die Spargelbauern. Aber es wird auch Kosten verursachen.

Erleichterung bei den Spargelbauern: Je 40.000 Erntehelfer aus Osteuropa dürfen im April und Mai trotz der Grenzschließung wegen des Coronavirus kommen. „Die Grenzöffnung ist eine große Hilfe für die betroffenen Betriebe, denn ohne die osteuropäischen Arbeitskräfte ist eine reibungslose Ernte nicht zu gewährleisten“, sagt Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Ja, das wird helfen, sagen Spargelbauern im Dorf. Aber es wird auch zusätzliche Kosten verursachen.

„Gegenwärtig fehlen den Sonderkulturbetrieben 85 Prozent der Mitarbeiter. Zum Beginn der Spargelernte stellt das unsere Betriebe vor enorme Herausforderungen“, sagt Beringmeier. Genau wie Landwirt Jörg Umberg weist er aber auch hin auf die strikten Hygieneregeln bei Anreise und auf den Höfen. So dürften die osteuropäischen Arbeitskräfte nur mit dem Flugzeug anreisen. Neben Gesundheitschecks werden von den Betrieben auch in den Unterkünften und während der Erntetätigkeiten besondere Vorkehrungen getroffen, um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und die Sicherung der Ernten gleichermaßen sicherzustellen.

„Jede Hand hilft jetzt“

Beringmeier: „Jede helfende Hand wird in diesen Tagen auf unseren Höfen benötigt, um die Ernte von den Feldern einzuholen.“ Und diese Helfer gibt es. Sie haben sich in großer Zahl beworben bei den Betrieben. Umberg hat schon vier Leute eingestellt, die sonst in der Gastronomie arbeiten. „Wir werden den Spargel vom Feld kriegen“, sagt Umberg mit Blick auf die neue Lage. „Aber es wird Geld kosten. Und dann bleibt die Frage, ob wir den Spargel zu angemessenen Preisen verkauft bekommen.“

Ein ordentlicher Teil der Spargelernte geht in die Gastronomie. Die fällt dieses Jahr als Abnehmer weitestgehend aus. Deshalb haben die Betriebe neue Vertriebswege gesucht neben Hofladen und Verkaufsständen. Und sie sind fündig geworden.

    So sieht Frostschutzberegnung aus: Wenn in kalten Nächten wie diese Woche  das Wasser friert, entsteht Wärme, die die jungen Triebe schützt, erklärt Jörg Umberg das Schauspiel am Overhagener Feld.
    So sieht Frostschutzberegnung aus: Wenn in kalten Nächten wie diese Woche das Wasser friert, entsteht Wärme, die die jungen Triebe schützt, erklärt Jörg Umberg das Schauspiel am Overhagener Feld. © Ulrich Siefers

Suche nach neuen Absatzwegen

Der Schmücker Hof zum Beispiel hat einen Lieferservice eingerichtet. Angebote und Bestellformular gibt es im Hofmarkt und im Netz: www.schmuecker-hof.de/Lieferservice. Die Bestellung werden täglich von 8 bis 15 Uhr angenommen und am Folgetag gegen Rechnung ausgeliefert: „Zur Zeit liefern wir im Umkreis von 30 Kilometern“, sagt Eberhard Schmücker. Kontakt per Telefon: (02045) 40 188 134.

Auf dem Spargelhof Beckmann sind 58 Erntehelfer rechtzeitig zum Start der Spargelsaison am 20. März angekommen. Katrin und Markus Beckmann haben im Hofladen eine Warteschleife aufgebaut mit Spargelkisten als Abstandshaltern. Selbst das reicht vielen Kunden nicht, hat die Chefin bemerkt: „Viele Leute sind extrem vorsichtig geworden.“

Kontaktloser Abholservice

Deshalb haben die Beckmanns einen kontaktlosen Abholservice im Angebot. Die Kunden bestellen per Telefon (02045/5680), kommen zur Abholung auf den Parkplatz des Spargelhofes und bekommen die Bestellung ins Auto überreicht. Bezahlen können sie passend in bar oder am Karten-Terminal.

Auf dem Hof Umberg ist der Chef schon bei der nächsten Baustelle. „Für die ersten Wochen der Spargelsaison haben wir genügend Mitarbeiter, mit Beginn der Erdbeerernte in drei bis vier Wochen sieht es anders aus.“ Deshalb hat er eine eigene Jobbörse eingerichtet: hof-umberg.de/Jobs. Parallel hat er seine Folientunnel repariert, die im Februarsturm gelitten hatten. Nach seiner Schätzung beginnt für die Umberg-Erdbeeren Mitte Mai die Selbstpflück-Saison.

Erntehelfer-Plattform im Netz

Der WLV hat bereits vor zwei Wochen eine Plattform geschaffen, auf der landwirtschaftliche Betriebe ihren Bedarf an Arbeitskräften unkompliziert eintragen können. Gleichzeitig sind durch die Schließungen von Gastronomie- und Einzelhandelsbetrieben viele Menschen momentan ohne Arbeit.

Auf der Internetseite www.wlv.de/erntehelfer werden Betriebe aufgeführt, die einen Arbeitskräftebedarf verzeichnen. Arbeitssuchende können unkompliziert und schnell direkt mit den landwirtschaftlichen Betrieben in Kontakt treten, so dass sich kurzfristig und ohne hohe bürokratische Hürden Arbeitsverhältnisse einstellen können.