Bottrop. Kreuze in Bottrops Südwesten: Vier Kilometer langer Weg vom Hagelkreuz an der Sandbahn über den Südring nach Vonderort und von dort zum Westring.

Den historischen Kern dieser dritten Tour zu Bottroper Wegekreuzen bilden das alte Hagelkreuz in Lehmkuhle und das Birkenfeldsche Kreuz in Vonderort vor dem alten Kotten am Quellenbusch.

Das alte Hagelkreuz, An der Sandbahn, wirkt in der modernen Umgebung wie aus der Zeit gefallen.
Das alte Hagelkreuz, An der Sandbahn, wirkt in der modernen Umgebung wie aus der Zeit gefallen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch beim Hagelkreuz stößt Emil Heinrichsbauer in seinem Band „Kapellen, Wegekreuze, Bildstöcke in Alt-Bottrop“ wieder auf Familien, denen wohl die Errichtung des ersten Holzkreuzes um 1860 maßgeblich zu verdanken ist. Ob es tatsächlich zur Abwehr von Unwetter in dem vor anderthalb Jahrhunderten noch ländlichen Umfeld aufgestellt wurde, steht nicht zweifelsfrei fest. Allerdings ist es lange noch an seinem ursprünglichen Standort Alter Südring/Im Springfeld Segensstation bei der Fronleichnamsprozession der Herz-Jesu-Pfarre.

Schon 1925 wird die Holzdarstellung durch ein Steinkreuz ersetzt. 1973 beschädigt ein Bagger das Hagelkreuz bei der Neuordnung des Straßenverlaufs. Nachbarn und der damalige Pfarrer von St. Barbara, Stanislaus Zdarta, bergen die Teile, lassen sie vom Bottroper Bildhauer Alfons Rogge restaurieren und vor der heute abgerissenen Barbarakirche wieder aufstellen.

In moderner Umgebung wie aus der Zeit gefallen

Dort, am Parkplatz vor dem Hans-Reitze-Haus der Diakonie, beginnt nun der dritte Parcours der Serie. Zwar wirkt das Kreuz zwischen dem Neubau, den hohen Mietshäusern und mit Sicht auf das Südringcenter auf der anderen Straßenseite wie aus der Zeit gefallen, zeigt aber zugleich, dass bäuerliche und religiöse Wurzeln auch in der modernen Großstadt nicht vergessen sind. Auch die Barbarafigur von der abgebrochenen Kirche ist wenige Meter weiter zu sehen.

„Auferstandener Christus“ heißt das Kreuz, das vor 25 Jahren am Südring 55 von der damaligen Barbaragemeinde aufgestellt wurde.
„Auferstandener Christus“ heißt das Kreuz, das vor 25 Jahren am Südring 55 von der damaligen Barbaragemeinde aufgestellt wurde. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Von der Sandbahn geht man über den Unterberg vorbei am Barbaraheim mit einer Skulptur der heiligen Familie und biegt rechts in die Straße Im Springfeld ein. An der Kreuzung geht es dann links auf den Südring. In der Grünanlage vor Hausnummer 55 steht seit 25 Jahren ein modernes Kreuz, dessen Bronzekorpus die Bottroper Künstlerin Emmy Limpke schuf. Die Balken jedoch stammen vom alten Allermannschen Kreuz an der Hans-Böckler-Straße. Errichtet wurde das Kreuz 1995 zum 40-jährigen Bestehen der Barbaragemeinde.

Die Künstlerin verbindet ihrer Darstellung zugleich das Leiden Christi am Kreuz mit dessen Triumph über den Tod. Mit den parallel gestellten Füßen und den ruhigen Gesichtszügen scheint dieser Christus am Südring eher zu thronen als dramatisch zu leiden. So trägt diese Darstellung auch den Namen „Auferstandener Christus“ während am Fuß des Kreuzes die Inschrift „Dein Reich komme“ zu erkennen ist.

Kriegsheimkehrer erfüllt Gelübde

Man läuft den Südring bergauf, lässt Autohäuser links und das zugewucherte Gelände des bronzezeitlichen Grabungsfeldes rechts liegen und biegt in die Straße In der Schanze ein. Die führt nach Vonderort. Am Quellenbusch geht es rechts hoch bis kurz vor dem Eingang zum Westfriedhof rechts der alte Birkenfeldsche Kotten auftaucht. Dort steht malerisch unter frisch grünenden Bäumen das Birkenfeldsche Hof- und Wegekreuz. Das geht auf ein Gelöbnis zurück, das Hermann Birkenfeld mitten im blutigen deutsch-französischen Krieg 1870/71 tat: „Wenn ich gesund nach Hause komme, werde ich vor meinem Hause ein Kruzifix errichten“. Birkenfeld hält sein Versprechen und seither steht dort das Kreuz, bis 1930 mitten auf der heutigen Straße Am Quellenbusch. Damals gibt die Stadt der Familie 100 Reichsmark, damit das Kreuz verkehrsgerecht umgesetzt und die Anlage neu gestaltet werden kann.

Pfarrer kam aus Osterfeld mit der Kutsche nach Vonderort

Emil Heinrichsbauer berichtet in seiner Darstellung von Mai- und Rosenkranzandachten, die die Anwohner zu Anfang des 20. Jahrhunderts bei dem Kreuz halten. Manchmal soll sogar der Pfarrer von Osterfeld, wohin Vorderort bis 1952 kirchlich gehörte, von den Bottropern mit einer Kutsche abgeholt worden sein, um am Birkenfeldschen Kreuz den Segen zu geben. 1958 werden die Eichenbalken durch haltbareres Pitchpineholz ersetzt und mit Metallabdeckungen geschützt. Bis heute wird der kleine Bleikorpus regelmäßig weiß gestrichen und die Stelle bepflanzt. Hin- und wieder zeigt ein ewiges Licht, dass das Birkenfeldsche Kreuz immer noch ein Andachtsort ist.

Kreuz am Westring vor der Hausnummer 81. Die moderne Darstellung erinnert an ein Kreuz Westring/Ecke Neustraße und eine Nische mit Kreuzdarstellung am Eckhaus Westring/Hünefeldstraße.
Kreuz am Westring vor der Hausnummer 81. Die moderne Darstellung erinnert an ein Kreuz Westring/Ecke Neustraße und eine Nische mit Kreuzdarstellung am Eckhaus Westring/Hünefeldstraße. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Den Quellenbusch bergauf geht es rechts auf die Osterfelder Straße. Vorbei am Knappschaftskrankenhaus und dem Bottroper Hospiz biegt man an der großen Kreuzung rechts auf den Westring ab. Auf dem Eckgrundstück in einer gepflegten Grünanlage steht auf einem Steinsockel ein zeitgenössisches Kreuz. Die Christusdarstellung ziert eine stilisierte Krone. Der ruhige Korpus zeigt Christus eher im alten Typus des göttlichen Weltenherrschers und nicht als den leidendenden Menschen Jesus.

Zwei verschwundene Kreuze

Dieses Kreuz erinnert zugleich an zwei frühere Darstellungen am Westring. Einmal an der Ecke zu Neustraße und dann am Eckhaus der Hünefeldstraße. An diesem lange schon verwahrlosten Bau ist noch eine Nische zu erkennen, in der sich bis in die 1980er oder 90er Jahre ein Kruzifix befand. Heute ist die stuckverzierte Nische leer. Nach knapp zehn Gehminuten über Westring und Südring schließt sich der Rundweg wieder am Springfeld, Unterberg und Sandbahn.

Die etwas mehr als vier Kilometer lassen sich in einer guten Stunde zurücklegen, bei gemütlichem Schritt entsprechen mehr Zeit einplanen.