Bottrop. Wegekreuze in Batenbrock gehen auf uralte Familien, zeitgenössische Stifter oder sogar Firmen zurück. Vier Kilometer durch Bottrops Südosten.
Die zweite Tour zu historischen Wegekreuzen in der Stadt beginnt dort, wo die östliche Innenstadt übergeht in Batenbrock. In einer hübschen kleinen Grünanlage an der Möddericher Straße steht das „Kreuz im Mödderich“, das zwar erst 1984 während der Fronleichnamsprozession von St. Michael eingeweiht wurde, aber die Nachbildung einer viel älteren Kreuzdarstellung ist. Die Stifter des heutigen Kreuzes waren die Eheleute van Gessel.
Polyesterabguss eines älteren Kreuzes
Der Korpus ist ein Polyesterabguss des historischen Kreuzes vom Alten Friedhof an der Horster Straße. Das Original hing lange in der Cyriakuskirche, später wurde er am Hüttermannschen Kreuz (nächste Station) angebracht, wo es durch Wetter und Kriegseinflüsse stark beschädigt wurde. Für die heutige Christusfigur ergänzten der Bottroper Maler Heinz Eickholt und Martin Walders, damals Präparator im Museum für Ur- und Ortsgeschichte, das Original um Hand und Füße, modellierten die Figur in Ton nach und schufen dann den Kunststoffabguss. Die Kreuzbalken sind alte Spurlatten aus einem Zechenförderschacht.
Der Bildstock mit einem Abbild der so genannten „Schönstätter Modanna“ ist ebenfalls eine Stiftung der Bäcker- und Konditormeisters Wilhelm van Gessel. Kreuz und Marienbild bilden eine Ruheoase in der Siedlung der alten Thyssen Wohnstätten AG.
Am Ende der Möddericher Straße biegt man links in den Ostring ein. Nasch etwas einem Kilometer fällt an der Kreuzung zur Horster Straße ebenfalls von Grün umrahmt das Hüttermann-Kirschbaumsche Kreuz auf. Die Balken trugen lange das den Originalkorpus des Kreuzes vom Alten Friedhof (s.o.) von 1828. Das Kreuz fiel bereits 1848 einem Sturm zum Opfer. Die gerettet Christusfigur kam in die Cyriakuskirche, bis sie 1868 von der Familie Hüttermann-Kirschbaum wieder an die Horster Straße kam, nicht mehr zum Friedhof, sondern an das neue Kreuz an der Ecke zum Ostring.
Mehrfach verwendete Darstellungen
Mit dem Straßenausbau 1927 und dem Abbruch des Hüttermannschen Hauses wurde das Kreuz auf die heutige Straßenseite versetzt. 1960 ersetzte man das baufällige Kreuz (wiederum aus Spurlatten), der Bottroper Josef Becker schuf den heutigen modernen Eichenkorpus, gestiftet von den Kolpingsbrüdern der Joseph-Pfarre. An die Geschichte des Kreuzes erinnert eine Tafel, sowie die Jahreszahlen 1868 und der Wiedererrichtung 1960n auf der Rückseite des Längsbalkens.
Weiter geht es auf dem Ostring. Wo der nach etwa 300 Metern in die Scharnhölzstraße übergeht, Ecke Im Flaßviertel, steht das Scharnhölzsche Hof- und Wegekreuz. Hof und Familie Scharnhölz werden schon 1426 als Teil der damaligen Eigener Bauernschaft erwähnt. Ein Kreuz soll es dort ebenfalls schon über Jahrhunderte gegeben haben, als Segensstation der großen Fronleichnamsprozession von St. Cyriakus zur Kommende Welheim.
1870 lässt Bauer Heinrich Scharnhölz dort ein neues Kreuz errichten. Die Christusfigur aus Lindenholz wurde mehrfach beschädigt, schließlich abgenommen. Im zweiten Weltkrieg wurden die Kreuzbalken durch Bomben beschädigt und erst 1950 - zunächst ohne Korpus - etwas nördlich der alten Stelle wieder aufgestellt.
1966 kommt es auch dort zu einer Mehrfachwertung von am Originalort nicht mehr benötigten Christusdarstellungen: der notdürftig restaurierte Korpus des alten Bergermannschen Kreuzes vom Altmarkt (vgl. letzte Folge) wird am Scharnhölzschen Kreuz angebracht. 1979, ebenfalls zu Fronleichnam, wird das heutige neue Kreuz eingeweiht. Und wieder musste ein Christus wandern: Der Korpus gehörte bis dahin zum Altarkreuz der Josephskirche. Die Pfarre ist immer noch Eigentümerin des Kreuzes sowie des Grundstücks, das ihr bereits 1950 die Rheinstahl AG schenkte.
Der Scharnhölzstraße folgt man nun und biegt rechts in die Boverheide. Alternativ kann der Weg auch vorbei an der St. Peterkirche genommen werden, nach der man ebenfalls rechts einbiegt. Wo dann die Viktoria- auf die Blankestraße trifft, steht auf einer Wiese das Müller-Haversaatsche Wegekreuz. Der Name erinnert ausnahmsweise nicht an einen alten Hof oder die dazugehörige Bauernfamilie. Das Kreuz sollte eine würdige Segensstation für die Fronleichnamsprozession von St. Peter sein.
Unter dem Pfarrangehörigen Heinrich Müller hatte sich dazu 1960 eine so genannte Altargemeinschaft gebildet, Nachbarn, die durch Spenden und Eigenarbeit eine solche Station ermöglichten. Nachdem die Stadt eingewilligt hatte, die Rheinstahl Bergbau AG zugesagt hatte, nun ein großes Kreuz zu stiften, gab die Altargemeinschaft nun den Auftrag für den Eichenkorpus an einen Bildhauer in der Rhön. Geweiht wurde das Kreuz 1961 durch den damaligen Dechanten Haversaat. Die Anwohner pflegen die Anlage. Das Müller-Haversaatsches Kreuz lenkt bis heute die Blicke auf sich und lädt zum Verweilen ein.
Ein Rundweg von gut vier Kilometern
Am Ende der Blankestraße biegt man rechts auf die Horster Straße ab. Nach kurzem Fußweg liegt auf der linken Seite der Batenbrockpark. wer nicht der Hauptstraße folgen möchte, kann den Park durchqueren und gelangt auch so wieder auf den Ostring und in die Möddericher Straße - und hat am Ende gut vier Kilometer zurückgelegt.
Die nächste Folge zu Bottoper Wegekreuzen lesen Sie in der kommenden Woche auf: www.waz.de/bottrop