Bottrop. In der Corona-Krise sind auch die Ostergottesdienste verboten. Pfarreien bieten eine Aktion, die Gemeinschaft und räumliche Distanz vereinbart.

Die Coronakrise verändert alles - auch das bevorstehende Osterfest. Denn auch zum höchsten christlichen Fest werden keine Gottesdienste in den Kirchen stattfinden. Das Versammlungsverbot gilt auch in den Gotteshäusern. Die beiden katholischen Pfarreien haben sich deshalb überlegt, wie Christen gemeinsam Ostern feiern können und trotzdem die vorgeschriebene räumliche Distanz wahren.

Die Pfarreien St. Cyriakus und St. Joseph fordern alle interessierten Gläubigen auf, sich im jeweiligen Pfarrbüro anzumelden. Alle dort gemeldeten erhalten dann Briefumschläge mit Aufgaben, Texten oder anderen Dingen, erläutert Stadtdechant Jürgen Cleve. Und gibt gleich zu, den Inhalt der Umschläge selbst auch nicht zu kennen. "Ich habe mich auch schon zur Teilnahme angemeldet und bin selbst ganz gespannt."

Drei Umschläge für drei Kar- und Ostertage

Diese Umschläge enthalten genaue Anweisungen, Cleve spricht von "Spielregeln". Dazu gehört auch die Vorgabe, wann sie zu öffnen sind, etwa am Abend des Gründonnerstag, am Karfreitag zur Todesstunde Jesu oder aber zu dem Zeitpunkt, an dem üblicherweise die Osternacht und die Auferstehung Jesu gefeiert wird.

Der Gedanke dahinter: "Wir Gläubigen haben ein gemeinsames Erlebnis an den drei österlichen Tagen und halten doch die vorgeschriebene räumliche Distanz ein", sagt der Propst von St. Cyriakus.

Kirchen in Bottrop sind weiterhin zum stillen Gebet geöffnet

Mitglieder des Seelsorgeteams seiner Pfarrei sowie der zweiten Bottroper Pfarrei, St. Joseph, hätten sich diese Art, Ostern gemeinsam zu begehen, überlegt und vorbereitet. Wichtig sei dem Vorbereitungsteam gewesen, ein Angebot zu entwickeln, bei dem die Menschen auch tatsächlich etwas in Händen hielten. "Es gibt ganz viele tolle virtuelle Anlaufstellen, deshalb ist das Team mit der Aktion quasi in eine Zwischenwelt gegangen", so Jürgen Cleve. Zudem gebe es auch noch ein Angebot für Kinder. Wer Kinder hat, die jünger als zwölf Jahre sind, solle es bei der Anmeldung angeben.

Cleve ist seit 33 Jahren Priester, ein Osterfest ohne Gottesdienst hat er auch noch nie erlebt. Trotzdem hält er diese Entscheidung für richtig. Was ihn tröstet: "Zum Glück mussten wir die Kirchen nicht schließen." Die Gebäude sind also weiterhin geöffnet - in Cleves Pfarrei die Kirchen St. Cyriakus in der Innenstadt und St. Ludgerus im Fuhlenbrock.

Der Gesprächsbedarf bei den Menschen ist enorm groß

Hier könnten sich die Menschen zurückziehen zu einem Gebet oder mit einem Seelsorger reden, denn die seien immer wieder auch selbst vor Ort, erklärt Cleve. Wobei klar sei: Auch in den Kirchen gelten die bekannten Regeln. Es dürfen sich keine Gruppen treffen und es soll ein entsprechender Abstand eingehalten werden.

Was der Priester in Zeiten der Krise festgestellt hat: Der Gesprächsbedarf sei enorm hoch. Das zeige sich etwa bei der ökumenischen Telefonseelsorge in Essen. "Aber auch wir hier vor Ort bieten ja eine Hotline an und merken da die Nachfrage." Vielen Menschen sei es tatsächlich wichtig, mit denjenigen im Gespräch zu sein, die sich in religiösen Fragen auskennen.

Religiosität in Bottrop verlagert sich ins Private und ins Virtuelle

Gerade den Gläubigen, die eng mit der Liturgie verbunden seien und regelmäßig den Gottesdienst besuchen, fehle nun etwas - auch gerade jetzt mit dem Blick auf Ostern. Derzeit verlagere sich die Religiosität ins Private und ins Virtuelle, sagt Cleve mit Blick auf die vielen Angebote, die Bistümer, Pfarreien und Gemeinden derzeit entwickelten. "Da gibt es eine unendliche Kreativität bei den Angeboten", so Cleves Einschätzung.

Gleichzeitig sei es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Gott eben nicht nur im Gottesdienst anwesend sei, sondern auch im Wort. Dazu zähle der klassische Fernsehgottesdienst ebenso wie das Lesen in der Bibel oder das Gebet zu Hause in der Familie, sagt der Theologe und gibt zu, dass es trotz allem auch für ihn eine herausfordernde Situation sei.

Kirche muss in diesen Zeiten auch caritative Angebote ausweiten

Gleichzeitig will er das Augenmerk aber nicht allein auf die Seelsorge und die Spiritualität legen. Wichtig sei es außerdem, "dass wir unsere caritativen Angebote ausweiten", sagt Jürgen Cleve mit Blick auf die Menschen, die nun in Kurzarbeit seien und die Angst um ihre Existenz haben.

Hier können sich interessierte Bottroper für die Aktion anmelden

Bedenken, beten, feiern - an verschiedenen Orten und gleichzeitig zusammen. So ist die Osteraktion überschrieben. Wer teilnehmen möchte, kann sich bis zum 7. April anmelden im Pfarrbüro St. Cyriakus unter: 02041-690212 oder per Mail an: st.cyriakus.bottrop@bistum-essen.de. Anmeldungen werden auch in St. Joseph entgegen genommen, Ansprechpartnerin ist: Nina Prothmann, 01525-6904001 oder nina.prothmann@bistum-essen.de.

Weitere Informationen gibt es auch im Internet auf der Seite der Pfarrei St. Cyriakus: www.st-cyriakus.jimdo.com