Bottrop. Dechant Jürgen Cleve stellt sich Fragen der Fernsehjournalisten Jeanette Kuhn. Dabei gewährt der Propst von St. Cyriakus persönliche Einblicke.

Was für ein Mensch ist Dr. Jürgen Cleve? Wer ist der Mann hinter dem Amt des Stadtdechanten? Antworten auf diese und weitere Fragen lieferte die Talkreihe „Ich stelle mich“. Fernsehjournalistin Jeanette Kuhn, bekannt von der Lokalzeit Ruhr im WDR, begrüßte ihn als Gast im Barbaraheim im Stadtteil Lehmkuhle. Anstatt Wein trank Cleve während des Gesprächs an diesem Abend ein Glas Bier. „Alkoholfrei“, sagte er lächelnd.

Die Besucher hörten interessiert zu und nutzen schließlich auch die Gelegenheit, ihre eigenen Fragen zu stellen.
Die Besucher hörten interessiert zu und nutzen schließlich auch die Gelegenheit, ihre eigenen Fragen zu stellen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Danach begann er zu erzählen von seiner Kindheit in den 60er- und 70er-Jahren. Es war eine Zeit, wie sie viele Menschen einst typisch für das Ruhrgebiet erlebt haben. Aufgewachsen mitten im Pott in Duisburg-Hamborn in einem Häuserblock – eine unbeschwerte Zeit, fernab von überfürsorglichen Eltern, die ständig ihre Kinder überwachen und kontrollieren. „Wir haben Tag und Nacht Fußball gespielt“, erinnert sich Cleve. Und das, obwohl er nicht der Sportlichste war. Geräteturnen war zum Beispiel nie sein Steckenpferd. Als er in der Schulzeit zum Sportunterricht in die Turnhalle kam und dort die Reckstangen sah, habe er „die Krise bekommen“. „Ich konnte nicht klettern oder solche Dinge.“

Sport und Kunst lagen ihm nicht so

Er hat stattdessen viel gelesen. „Ich war ein relativ guter Schüler.“ In fast allen Fächern war er gleichermaßen begabt. Außer eben in Sport und in Kunst. „Wenn ich die Heilige Familie gemalt habe, hat die Lehrerin gefragt ‚Wer ist denn jetzt der Esel’?“, scherzte er. Cleve selbst würde sich damals rückblickend eher als schüchtern und zurückhaltend bezeichnen. Der Umgang mit Worten hat ihn aber immer interessiert. „Es macht mir Spaß, mit Sprache umzugehen und zu erzählen“, sagte er mit Blick auf die Frage, woher die Inspirationen für seine Predigten stammen. Was er gerne schaue, sei Werbung „wegen der kurzen prägnanten Sätze.“ Aber auch aufgrund persönlicher Gespräche, Erlebnisse oder Berichte aus der Zeitung lässt er sich inspirieren.

Nach vielen Jahren als Pfarrer und Stadtdechant in Essen kam er im vergangenen Jahr zur Propstpfarrei St. Cyriakus. Die Nachricht über die freigewordene Stelle erhielt er beim Pizzaessen mit einer Bistum-Mitarbeiterin. Sie informierte ihn darüber, dass Propst Paul Neumann bald in den Ruhestand gehen würde. Cleve wollte „eine Nacht darüber schlafen“ und warf dann seinen Hut als Nachfolger in den Ring. „Es war eine positive Entscheidung für Bottrop, und nicht gegen Essen“, betonte er. Diese besondere Atmosphäre von Bottrop, wie die Menschen miteinander umgehen würden, habe er damals gespürt, als er sich zu einem spontanen Besuch des Weihnachtsmarktes entschied. Danach reifte in ihm der Entschluss.

Standort St. Bonifatius lässt sich nicht ohne den Blick auf St. Ludgerus entwickeln

„Bottrop hat es mir leicht gemacht“, fügte er dankend hinzu. Beim Talk kam auch das Publikum zu Wort. Ein Gast wollte wissen, wie es mit der Zukunft des Bonifatiusheimes bestellt sei. Die Gerüchteküche würde brodeln. Zum Stand der Dinge sagte Cleve: „Es wird darum gehen, den Standort Bonifatius zu entwickeln.“ Allerdings auch unter der Berücksichtigung des Standortes St. Ludgerus. Cleve sagte weiter: „Wir werden Örtlichkeiten brauchen, an denen sich Menschen treffen können.“

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Auch zur Protestbewegung Maria 2.0, die Reformen und eine Gleichstellung von Frauen und Männern in der katholischen Kirche fordert, hatte Cleve eine Meinung. „Ich bin froh, dass die Diskussion geführt wird“, sagte er.