Bottrop. Das Coronavirus hat Ladenschließungen zur Folge. Was bedeutet das für die Inhaber? Zwei Beispiele aus Bottrop: Friseursalon und Concept Store.
Seit Montag darf Markus Bernsmann die Türen seines Friseursalons H-Team aufgrund der Corona-Epidemie nicht mehr öffnen. "Dauert das Ganze länger als vielleicht sechs Wochen, ist es existenzgefährdend", fürchtet Bernsmann. Wie viele Kleinunternehmer hofft er auf die versprochene staatliche Unterstützung - und dass diese reicht.
Bernsmann beschäftigt sechs Mitarbeiter, davon zwei in Vollzeit. Bis Samstag war das Geschäft noch geöffnet - unter Einhaltung von Vorsichts- und Hygienemaßnahmen. Dennoch: "Es waren von Tag zu Tag weniger Kunden da." Viele hätten ihre Termine schon vor der Schließung abgesagt.
Überstunden-Abbau, Urlaub, Kurzarbeit
Nun gilt es, wegbrechende Umsätze aufzufangen. "Zwei meiner Mitarbeiterinnen haben mir angeboten, unbezahlten Urlaub zu nehmen." Bei den anderen werde mit Überstunden-Abbau und Urlaub die Zeit bis zum Monatsende überbrückt. Darüber hinaus soll Kurzarbeitergeld helfen, Lohnkosten aufzufangen. Zusätzlich gilt es, Fixkosten wie Miete, Versicherungen, GEZ oder Steuerberater abzudecken. Zudem habe er persönliche Kosten, "alleine für Kranken- und Rentenkasse muss ich 900 Euro im Monat aufbringen".
Zwar hat das Kabinett gerade beschlossen, dass kleine Firmen über drei Monate direkte Zuschüsse von bis zu 15.000 Euro bekommen sollen. Aber wie man konkret an dieses Geld kommt, wofür es genau ist und ob er damit seine Krankenkasse zahlen kann, sei ihm noch nicht klar. Der Friseur überlegt schon, demnächst Spargel zu stechen oder Regale aufzufüllen. Und nicht zuletzt ist er sich im Klaren über dies: "Meine Mitarbeiterinnen haben auch Ängste, ob sie mit dem Kurzarbeitergeld hinkommen."
Neuer Concept-Store konnte gar nicht erst eröffnet werden
Angestellte haben Jeanette Hünermund und Anna Wollbrink nicht - die beiden haben aufgrund der Corona-Krise nicht einmal ihren neuen Concept Store Eckperspektive für skandinavische Wohnaccessoires und mehr wie geplant am Samstag eröffnen können. Stattdessen bauen sie nun das auf, was sie eigentlich zugunsten eines echten Einzelhandelsangebots nicht wollten: ein kleines Online-Geschäft. "Wir versuchen über Videos unsere Produkte vorzustellen." Die können dann etwa über die Facebook-Seite des Ladens bestellt und auf Rechnungszahlung bis vor die Tür geliefert werden.
Das soll zumindest zu einem kleinen Einkommen verhelfen. Denn: Die monatlichen Fixkosten laufen natürlich auch hier weiter. Allein für die Ware sind die Geschäftsfrauen mit 25.000 Euro in Vorleistung gegangen. Dazu kommen Investitionen in die Renovierung und Einrichtung des Ladenlokals. "Ich habe einen Gründerzuschuss für sechs Monate bekommen, der uns etwas über Wasser hält", so Hünermund. Ein finanzielles Polster, das dann aber voraussichtlich später, wenn der Laden tatsächlich eröffnet wird und sich etablieren muss, fehle. Ähnliches gelte für das Mikrodarlehen der NRW-Bank. "Es heißt ja, es werden auch Kleinunternehmen unterstützt", hofft auch Wollbrink auf weitere finanzielle Hilfen.
Fehlende Planbarkeit verunsichert Geschäftsfrauen
"Es ist alles überhaupt nicht planbar. Vielleicht dürfen wir ja irgendwann nicht einmal mehr ausliefern", beschreibt die Bottroperin eine ihrer Sorgen. Eine andere ist: "Die Leute kennen unser Geschäft ja noch gar nicht." So gebe es auch keine Stammkunden, auf die sie zählen könnten. Gewinnen wollen sie welche u.a. mit telefonischer Geschenkeberatung.
Die Geschäftsfrauen richten einen Appell an die Bottroper, in dieser Zeit die kleinen Läden vor Ort zu unterstützen. Viele informieren auf ihren Internet-Seiten darüber, ob sie ausliefern. Und auch der Kauf von Gutscheinen per Post helfe.