Bottrop. . Der Bottroper Verein „Gegenwind“ kämpft gegen den Missbrauch in der digitalen Welt. Mehr Engagement benötigt allerdings auch mehr Personal.
Der aktuelle Fall Lügde, bei dem auf einem Campingplatz über Jahre mehr als 20 Kinder sexuell missbraucht und teils gefilmt worden sein sollen, hat auch den Vorstand und das Team des Vereins Gegenwind schwer erschüttert.
Als Fachstelle berät Gegenwind in Bottrop mit 1,5 Fachkräften rund um sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, engagiert sich auch stark in der Prävention. Der Vorstand sieht aktuell den dringenden Bedarf, das Engagement im Bereich Cybermobbing, Übergriffe und Missbrauch im Internet zu verstärken. Das geht aber nur mit einer zusätzlichen Planstelle, betont Vorstandsmitglied Doris Wagner. Für die Finanzierung sieht der Verein das Land in der Pflicht.
Mit Präventionsprogrammen unterwegs
Mit dem Präventionsprogramm „Fitz und Frida“ sind Mitarbeiter in Kindergärten und Grundschulen unterwegs. „Für uns war es ein Alarmzeichen, als Honorarkräfte uns aus Schulen berichtet haben, dass Internet und Smartphone dort ein Riesenthema sind“, sagt Doris Wagner. Samt negativer Begleiterscheinungen. Vorstandskollegin Susanne Elsner ergänzt: „Das beginnt beim Mobbing. Und beinhaltet letztendlich auch die Kontaktaufnahme mit Kindern und Jugendlichen mit tatsächlichen kriminellen Absichten.“ Auch pornografisches Material bekämen Kinder teils zu Gesicht.
Kinder senden Signale nach Übergriffen aus
Beraterin Elisabeth Bocianiak betont: „Gewalt im Internet ist auch eine Beziehungstat. Die Täter können direkt auf die Kinder zugreifen.“ Indem sie sich zum Beispiel in einem vermeintlich harmlosen Online-Spiel selbst als Kind ausgeben, so Kontakt aufnehmen. „Und im nächsten Schritt wird das Mädchen vielleicht gebeten, Fotos von sich in Unterwäsche zu schicken“, so Bocianiak. Hier sei in der Prävention nicht zuletzt die Arbeit mit Eltern gefragt. Samt der Schulung Signale zu erkennen, die Kinder nach Übergriffen aussenden.
Aufgrund der Berichte der Honorarkräfte ist der Verein bereits aktiv geworden, sagt Wagner. „Wir haben alle Mitarbeiter geschult.“ Der Verein sei an den Landtag gegangen und an Politiker mit der Bitte um Unterstützung, um eine weitere Planstelle einrichten zu können. Denn: „Wenn wir dieses Thema mit in Kindergärten und Grundschulen nehmen, dann werden daraus resultierend auch die Beratungsanfragen zunehmen.“ Das sei mit dem aktuellen Personalschlüssel nicht zu machen. Vorgesehen ist, „Fritz und Frida“ speziell zum Thema Smartphone und Internet neu zu konzipieren. Die neue Kraft soll u.a. auch ein entsprechendes Netzwerk aufbauen.
Cyber-Thema ist ein langfristiges
Die bisherige Beratung wird von der Stadt Bottrop finanziert, „die engagiert sich hier gut“, findet Doris Wagner. Der Verein erreiche aber nicht nur Bottroper Kinder, sondern etwa auch welche aus Oberhausen, Essen, dem Rheinland. Eine reine Projektförderung für das Thema Kinderschutz im Internet würde nicht helfen, so Vorstandsmitglied Sezgin Ata. „Projekte sind auf eine bestimmte Zeit begrenzt – das Cyber-Thema ist aber ein langfristiges.“