Bottrop / Recklinghausen. Im ehemaligen Trainingsbergwerk der RAG in Recklinghausen können Besucher Unter-Tage-Atmosphäre erleben. Bottroper engagieren sich im Verein.

„Wenn die Tür hinter einem zufällt, hat man das Gefühl, man ist in 1000 Metern Tiefe“, sagt der Bottroper Burkhard Schweizer. Und er hat Recht. Wenn die schwere Stahltür ins Schloss fällt, bemerkt man tatsächlich nicht, dass man nicht unter Tage ist, sondern nur unter einer alten Abraumhalde in Recklinghausen. Aber die Illusion muss ja auch perfekt sein, schließlich hat die RAG hier lange ihre Bergleute aus- und fortgebildet. Ein Verein macht das Trainingsbergwerk jetzt zugänglich für alle.

Die Technik – hier im engen, nachgebauten Abbaubetrieb – ist original und funktioniert. Bei Führungen wird sie auch vorgeführt.
Die Technik – hier im engen, nachgebauten Abbaubetrieb – ist original und funktioniert. Bei Führungen wird sie auch vorgeführt. © Matthias Düngelhoff | Matthias Düngelhoff

Thomas Schroer und Burkhard Schweizer sind zwei Bottroper, die sich hier engagieren. Beide haben eine Verbindung zum Bergbau: Schroer hat bei der RAG gearbeitet, Schweizer arbeitet dort immer noch. Wobei: Unter Tage waren die beiden nie wirklich im Einsatz. Trotzdem war es für sie sofort klar, sich für das Trainingsbergwerk zu engagieren und so einen Teil der Bergbauvergangenheit des Ruhrgebiets lebendig zu halten und für Besucher zu öffnen.

Besucher können bei Führungen Hand anlegen

Besucher können dort nun nach empfinden, wie es unter Tage zuging. Sie erleben die Strecken und auch die Abbaubetriebe. Sowohl der Abbau mit einem Kohlenhobel, als auch der Walzenbetrieb sind hier nachgebaut – mit echten Geräten. Thomas Schroer: „Die sind voll funktionsfähig, und bei Führungen schmeißen wir die auch an.“ Klar, Kohle lässt sich unter der Halde in Hochlarmark nicht abbauen, ansonsten ist die Illusion täuschend echt.

Seit 1979 wurden hier Bergleute auf ihren Einsatz unter Tage vorbereitet. Neue Technik, die in den Bergwerken zum Einsatz kommen sollte, wurde hier ebenfalls getestet. Selbst einen Schacht und einen Förderkorb gibt es in dem Trainingsbergwerk. Es wäre also möglich, vom Gipfel der kleinen Halde einzufahren.

Verein möchte Maschinen des Bottroper Bergwerks Prosper-Haniel übernehmen

Besucher dürfen auch selbst aktiv werden und etwa einen Senklader steuern.
Besucher dürfen auch selbst aktiv werden und etwa einen Senklader steuern. © Matthias Düngelhoff

Die Besucher dürfen selbst aktiv werden, beispielsweise den Senklader steuern, eine Art Bagger, mit dem die Strecke frei gehalten wurde. Wer mag, kann aufs Grubenfahrrad steigen. Es hat vier Räder und passt auf die Schienen unter Tage. Schroer: „Damit wurden kurze Strecke zurückgelegt.“ Aktuell lässt der Verein ein Stück Strecke auffahren. So entsteht ein Bereich, in dem eine Grubenbahn fahren könnte.

Schroer, Schweizer und die anderen Mitstreiter des Vereins hoffen, noch mehr Bottroper Bergbau-Technik in Recklinghausen einsetzen zu können. Der Verein möchte Maschinen und Material von Prosper-Haniel übernehmen. „Wir haben angefragt und führen derzeit Gespräche.“ Aufgrund der Subventionsbestimmungen sei das aber nicht so einfach. Auch die Buchstaben vom Dach des RAG-Hauses am Gleiwitzer Platz liegen schon am Trainingsbergwerk.

Viele Vereinsmitglieder haben Bezug zum Bergbau

Thomas Schroer bringt sich als Koordinator der Pflegegruppe beim Trainingsbergwerk ein. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern sorgt er dafür, dass es überall ordentlich aussieht. Als „Eventmanager“ gehört Burkhard Schweizer zu dem Team, das Veranstaltungen rund um das Trainingsbergwerk organisiert. „Wir haben hier auch Räume, in denen man etwa Geburtstag feiern kann – quasi unter Tage.“

Mit dem Grubenfahrrad wurden kurze Entfernungen überbrückt.
Mit dem Grubenfahrrad wurden kurze Entfernungen überbrückt. © Matthias Düngelhoff | Matthias Düngelhoff

Rund 250 Mitglieder zählt der Verein, die meisten unterstützen das Trainingsbergwerk finanziell. Etwa 70 packen aber auch tatkräftig mit an. Viele von ihnen haben einen Bezug zum Bergbau, doch zwingend ist das nicht. Klaus-Peter Steffens etwa hat vorher im Straßenbau gearbeitet. Über seine Leidenschaft für das Ruhrgebiet sei er zu dem Verein gestoßen, sagt der Recklinghäuser.

Ein „Promi“ führt durchs Bergwerk

Mit der Entwicklung des Bergwerks sind Thomas Schroer, Burkhard Schweizer und die übrigen Vereinsmitglieder sehr zufrieden. Seit Mitte 2019 ist es geöffnet. Seitdem haben es sich 7000 Besucher angeschaut. Der Verein bietet verschiedene Führungen – speziell für Gruppen. Die werden in der Regel von ehemaligen Bergleuten geleitet. Unter den Führern gibt es sogar eine Art Promi: Jürgen Jakubeit, der Reviersteiger, der das letzte Stück Kohle auf Prosper an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte, gehört inzwischen auch zum Team des Trainingsbergwerks.

Es werden drei verschiedenen Führungen angeboten. Wer sich für eine Führung im Trainingsbergwerk interessiert, der findet alle Informationen unter www.trainingsbergwerk.de oder erhält Auskunft unter

Dreharbeiten zum Wunder von Bern

Mehrfach schon wurden Bergbau-Szenen für Filme im Trainingsbergwerk gedreht, unter anderem auch für den Sönke-Wortmann-Film „Das Wunder von Bern.

Die Geschichte des Trainingsbergwerks geht weit zurück. Im Krieg wurden die Strecken unter der Halde des späteren Bergwerks Recklinghausen II, im Volksmund Klärchen genannt, angelegt. Sie wurden zunächst als Luftschutzkeller und Lazarett genutzt. In den 1970er-Jahren wurden sie quasi wieder entdeckt und dienten seither für Ausbildungszwecke. Noch heute nutzt die Grubenwehr die Strecken zur Übung.

Der Verein ist auch immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern, die das Trainingsbergwerk unterstützen. Alle Infos dazu gibt es auf der Internetseite des Vereins.