Bottrop. Kunden und Partner müssen sich nicht sorgen wegen der Insolvenz in Eigenverantwortung, sagt der Mensing-Chef: „Wir sind und bleiben flüssig.“
Die Nachricht hat Fragen aufgeworfen: De Bottroper Mode-Unternehmensgruppe Mensing hat Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet. Was ist passiert? Was passiert jetzt? Was wird passieren am Standort Bottrop? Einige Antworten.
André Gunselmanns Handy vibriert ohne Pause. Der geschäftsführende Mensing-Gesellschafter muss genau diese drei Fragen immer wieder beantworten, seitdem am Donnerstag die Nachricht rumging in der Branche. Geschäftspartner, Lieferanten und Medien - „alle wollen wissen, was los ist“. Wir auch. Also: der Reihe nach.
Was passiert ist
Was ist passiert? Das Problem hat einen Namen: Stadtgalerie Velbert. 1,8 Millionen Euro hat Mensing 2019 in seine Filiale im neuen Velberter Einkaufszentrum investiert. Der Betreiber des Zentrums hat die Eröffnung mehrfach verschoben. „Das hat uns Geld und Kraft gekostet“, sagt Gunselmann. „Unser Laden in Velbert ist sensationell. Die Mitarbeiter machen einen tollen Job. Was fehlt, ist Kundenfrequenz und damit die Chance, Umsatz zu machen.“
Die Stadtgalerie ist zwar eröffnet, aber immer noch eine Baustelle. Stadt und Investor streiten seither zum Beispiel um den Brandschutz. „Die haben sich ineinander verhakt“, beschreibt Gunselmann die Lage. „Das Ganze ist immer noch eine Baustelle. Der wertige Kunde, der unsere Zielgruppe bildet, kommt einmal in die Galerie und dann nicht wieder.“
Reißleine gezogen
Unabhängig vom Konflikt zwischen Projektentwickler und Genehmigungsbehörde wirft Gunselmann dem Düsseldorfer Entwickler Concepta „mangelnde Qualität in der Ausführung“ vor. Zum Jahreswechsel hat Mensing eine Abmahnung geschickt. Mit der Insolvenz in Eigenverantwortung hat Gunselmann jetzt die Reißleine gezogen, weil er nicht an eine baldige Besserung glaubt.
„Ich muss verhindern, dass der Standort uns an die Wand drückt“, sagt er „Das war eine schwere Entscheidung für mich. Ich musste das frühzeitig tun, um das Unternehmen zu schützen.“ Mensing hat Concepta jetzt eine deutlich niedrigere Mietzahlen auf der Basis des Rohertrages der Filiale angeboten. „Auf eine Antwort warten wir noch.“
„Ich kann keine Versprechungen machen“
Bleibt der Mensing-Standort Velbert erhalten? „Das weiß ich heute noch nicht. Ich kann keine Versprechungen machen. Es tut mir leid für die Mitarbeiter.“ Was er versprechen kann: „Wir investieren auch weiterhin in den Standort Bottrop.“
Zum Beispiel mit einer Frühjahrsoffensive an allen Standorten über alle Werbekanäle: „Wir schießen aus allen Rohren. Wir planen auch eine Nachhaltigkeitskampagne.“ Bis September läuft zudem ein Schulungsprogramm: „Wir sind permanent dabei, das Unternehmen zukunftssicher zu machen.“
Das gilt auch und gerade für das Haus in Bottrop. Dort hat sich herausgestellt, dass nach der Modernisierung Anfang 2016 die Klimaanlage die Verkaufsfläche im Erdgeschoss zur Osterfelder Straße hin nicht wirklich erreicht: „Wir haben offene Fensterflächen nach drei Seiten“, sagt Laden-Managerin Marion Schnippert. „Das heizt im Sommer ordentlich auf.“ Deshalb bekommt das Haus im Keller jetzt für diese Fläche ein eigenes Klimagerät im Keller. „Auch als Zeichen für die Mitarbeiter“, sagt Gunselmann.
Die Mensing-Holding
Das Modehaus Mensing ist eine Unternehmensgruppe mit Sitz in Bottrop und acht Filialen am Niederrhein und im Münsterland. Es wurde 1922 als Herrenausstatter gegründet.
Heute verkauft Mensing Markenmode für Herren, Damen und Kinder. Die Firmendatenbank „Wer zu wem“ nennt als Umsatz 2017 20 Millionen Euro mit 220 Mitarbeitern.