Bottrop. Vor sechs Monaten sind die Drillinge der Familie Kaya als Frühchen zur Welt gekommen. Seither machen sie große Fortschritte. Ein Hausbesuch.
„Es war eine stürmische Zeit“, sagt Ramazan Kaya (27) mit Blick auf die vergangenen Monate. Eigentlich kaum zu glauben, wenn man auf die friedlich schlafenden Drillinge schaut: Die Brüder Alperen und Alparslan sowie ihre Schwester Feyza lassen sich in ihren garantiert süßen Träumen vom Besuch kein bisschen stören. Vor einem halben Jahr, am 25. Juni, sind sie als Frühchen sieben Wochen vor dem errechneten Geburtstermin per Kaiserschnitt auf die Welt geholt worden. Seither halten sie ihre Eltern auf Trab. Besuch in der Mehrlingsfamilie.
Über 4000 Gramm an Gewicht zugelegt
Das Wichtigste zuerst: Die Drei entwickeln sich prima. „Sie sind sehr gut dabei“, sagt Mama Aysun Kaya (26) stolz. Tatsächlich: Die winzigen Säuglinge, die nach einem Monat im Krankenhaus endlich nach Hause durften, sind heute propere Babys. Frisch geboren wogen sie nur zwischen 1370 und 1600 Gramm. Aktuell bringen sie zwischen 5400 und 6500 Gramm auf die Waage. Wobei der Leichteste, Alperen, den Eltern auch die meisten Sorgen machte.
Denn er trank weniger als die anderen. „Bei seinem Bruder war die Flasche sofort leer. Bei ihm blieben 60 Milliliter übrig“, schildert Aysun Kaya. Entsprechend legte Alperen weniger an Gewicht zu – aber immerhin, er legte zu, erkannten sie schließlich.
Entzündung in den Bronchien
Wegen einer Entzündung in den Bronchien musste Alperen auch kürzlich für ein paar Tage im Krankenhaus bleiben – seine Geschwister hat die Mutter dann gleich mitgenommen. „Es gab keine Möglichkeit, sie anderweitig unterzubringen.“
Bei unserem Besuch ist Alperen immer noch verschleimt. „Die Kleinen können nicht so husten. Deshalb wird ihm noch mit der Vojta-Methode geholfen.“ Eine spezielle Art der Krankengymnastik. Eine entsprechend Therapie braucht auch Feyza, die sich viel nach hinten drückt. Sie hat einen flachen Hinterkopf und benutzt ihre rechte Seite nicht so oft. Alparslan, der sich überstreckte, geht es nach der Krankengymnastik jetzt schon wieder gut.
Es gibt stets Termine, Termine, Termine
Auch interessant
Die Eltern lächeln. Die Ruhe, die die Bottroper schon in den ersten Wochen nach der Drillingsgeburt im Marienhospital ausgestrahlt hatten, haben sie sich bewahren können. Und das, obwohl beide betonen: „Es war immer etwas los, es gab immer Termine.“ Beim Kinder- oder Augenarzt, beim Osteopathen, Manualmediziner oder der Krankengymnastin, im Krankenhaus zur Risikosprechstunde für Frühchen. . .
Umso dankbarer sind sie für die Unterstützung durch das Angebot der Frühen Hilfen. „Frau Heller ist schon ein Teil unserer Familie“, sagt Ramazan Kaya über die städtische Mitarbeiterin, Christiane Heller. „Sie hilft uns, egal wobei.“ Das könne Papierkram sein oder die Begleitung zum Kinderarzt. „Sie schaut sich die Kinder an, wiegt sie, beantwortet Fragen“, erzählt seine Frau. „Als Alperen Schwierigkeiten mit dem Trinken hatte, hat sie uns beruhigt.“
Frühförderung und Patenoma unterstützen die Familie
Ebenfalls regelmäßig ins Haus kommt die Frühförderung. „Das ist dann hier wie in einer Krabbelgruppe. Wir singen Lieder, die Bauchlage wird geübt“, berichtet die Drillingsmutter. Zudem haben die Babys jetzt auch eine Patenoma. Eine spürbare Entlastung für die dreifach geforderte Mutter, gerade wenn ihr Ehemann nicht daheim ist. Die Patenoma half schon beim Füttern und Schlafenlegen der Kinder – „und ich hatte dann auch Zeit für mich“.
Und die Unterstützung wird sicher noch nötiger werden – wenn die Kinder erst noch länger wach und mobiler sind. Aktuell ist das Spazierengehen für einen alleine praktisch unmöglich, mit einem normalen Kinderwagen, einem Zwillingswagen und dann noch dem Familienhund an der Leine. Natürlich helfen, wenn es geht, auch andere Familienmitglieder mit. Etwa, als die Kayas mit ihren da erst drei Monate alten Drillingen in die Türkei reisten – damit ihre Urgroßmutter sie kennenlernt.
Die kleinen Geschwister genießen die Nähe zueinander
Geduldig, wie teils am Anfang, sei jetzt keines der Babys mehr, wenn der Hunger sich melde. Dann vor allem haben die Eltern alle Hände voll zu tun. Dafür seien die Nächte „viel besser, wir schlafen mittlerweile durch von Mitternacht bis sechs oder sieben Uhr.“ Noch übernachten die Drei mit im Elternschlafzimmer – und passen gemeinsam in ein kleines Bett, doch so langsam wird’s eng. Dabei scheinen sie die Nähe zueinander zu genießen. „Feyza und Alparslan finden sich immer, halten sich an den Händen oder am Fuß fest oder liegen Kopf an Kopf“, erzählt der Papa. „Sie kennen diese Nähe zueinander schon aus dem Mutterbauch.“
Als die Drei schließlich wach sind, machen sie neugierig und ohne zu Murren in ihrem Kinderzimmer beim kleinen Fotoshooting für die WAZ mit. Nach dem Spielzeug-Käfer greifen, den Ball halten, am Boden liegend die Köpfe zusammenstecken? Da sind sie dabei, strecken die kleinen Beinchen im Blümchenkleid oder der dunkelblauen Latzhose munter in die Höhe.
Auch motorisch entwickeln sich die Frühgeborenen prima, erzählen ihre Eltern. „Feyza und Alparslan können sich drehen – das ist schon gut“, meint Aysun Kaya. Feyza mache zudem Anstrengungen, sich aufzusetzen. „Wenn sie mit Gleichaltrigen zusammen sind, dann merkt man, dass sie etwas kleiner sind. Andere Unterschiede sehe ich nicht.“
Ehrenpatenschaft des Ministerpräsidenten
Zu den Herausforderungen für Eltern von Drillingen gehört auch das Finanzielle. Mehrere Kleidergrößen haben die Babys schon durch – angefangen bei Größe 46, brauchen sie inzwischen 68/74. Vom Windel-Verbrauch ganz zu schweigen. Was hilft: Drei Firmen sponsern die Mehrlingsfamilie im ersten Jahr ein wenig.
„Womit wir gar nicht gerechnet hatten: Es gibt eine Ehrenpatenschaft des Ministerpräsidenten, die auch mit Geld verbunden ist“, berichtet Ramazan Kaya. Die finanzielle Starthilfe beträgt für alle Eltern von Drillingen oder mehr gleichgeborenen Kindern 1000 Euro pro Kind.