Bottrop. . Drei Familienhebammen und eine Familien-Kinderkrankenschwester geben bei Hausbesuchen Tipps zur Baby-Pflege und lebenspraktischen Rat.

  • Das Angebot „Frühe Hilfe für Mutter und Kind“ richtet sich an Familien in belasteten Situationen
  • Schon in der Schwangerschaft kann die Unterstützung in Anspruch genommen werden
  • Die Art der Hilfe wird ganz genau auf den Bedarf der Familie abgestimmt

Das schwangere Teenager-Mädchen. Die werdende Mutter, die unter einer psychischen Erkrankung leitet. Eltern, die süchtig sind. Oder aus anderen Gründen in einer Lebenskrise stecken. Es gibt vieles, das junge Familien stark belasten kann. Unterstützung erhalten sie schon in der Schwangerschaft, nach der Geburt ihres Babys und bis maximal zum dritten Lebensjahr vom Team „Frühe Hilfe für Mutter und Kind“. 80 Familien werden aktuell von den drei Familienhebammen und einer Familien-Kinderkrankenschwester betreut.

„Sie leisten Hilfe im Haushalt der Eltern, bei Hausbesuchen“, erklärt Diplom-Sozialarbeiterin Stephanie Bigos, die die Einsätze des Teams in Kooperation mit dem städtischen Fachbereich Jugend und Schule koordiniert. Unterstützt wird „medizinisch, pflegerisch und lebenspraktisch“.

Helferinnen haben Lotsenfunktion

Beispiele nennt Familienhebamme Eva Rekers: Bei Neugeborenen kann es darum gehen, wie man das Baby ganz praktisch versorgt und wie eine gute Mutter-Kind-Bindung aufgebaut wird. „Wir unterstüzen dabei, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen“, ergänzt Familienkinderkrankenschwester Ilka Olesch. Altersgerechtes Spielzeug wird vorgestellt, erste Bücher mitgebracht. Ebenso können das Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen und das Schaffen einer Tagesstruktur Themen sein. „Wir haben auch eine Lotsenfunktion“, sagt Ilka Olesch. Bei Bedarf vermitteln sie weiter, begleiten auch zu Minigruppen, unterstützen Kita-Anmeldungen. Kooperiert wird im stadtweiten „Netzwerk Frühe Hilfen“, einem Verbund von verschiedensten Einrichtungen in Bottrop, die sich um das Wohl der kleinen Kinder – und deren Eltern – kümmern.

Das Vorgehen bei jedem neuen Kontakt ist standardisiert, erläutert Martina Koch, Leiterin des Kinder- und jugendärztlichen Dienstes beim Gesundheitsamt: „Wir haben Risikomonitorformulare, wo wir den Fall beleuchten und eine Einschätzung der Risikolage in der Familie machen.“ Daraufhin werde entschieden, wie oft die Familie Besuch bekommt – bei Neugeborenen ist zwei bis dreimal die Woche die Regel –, wie belastet sie ist, was sie vielleicht über die „Frühe Hilfe für Mutter und Kind“ noch Weiteres braucht. Durchschnittlich verbringen die Helferinnen eine Stunde pro Besuch bei den Familien, bleiben dort in der Regel ein Jahr.

Das Angebot wird in der Stadt immer bekannter

2008 ist die „Frühe Hilfe für Mutter und Kind“ mit ganz kleinem Team gestartet, inzwischen konnten die Stundenzahlen deutlich aufgestockt werden. Dadurch können heute auch mehr Familien unterstützt werden. 2013 gab es 35 Fälle, 2016 lag die Zahl schon bei 114 Fällen. „In der Stadt ist dieses Angebot zunehmend bekannter geworden“, meint Martina Koch. Werdende Mütter melden sich teils selbst, weil sie von einer Freundin von diesem Angebot gehört haben.

Darüber hinaus kommt der Kontakt zu jungen Familien in belasteten Lebenssituationen über Partner zustande. Über das Jugendamt zum Beispiel, das Jobcenter, die Kinder- oder Geburtsklinik, die Drogenberatung, über verschiedene Kooperationspartner aus dem großen Netzwerk „Frühe Hilfen“. Besteht bei der Familie der Wunsch nach Unterstützung, werden die Beraterinnen aktiv. „Unsere Hilfe können die Familien oft ganz gut annehmen“, ist Eva Rekers Erfahrung. „Gerade die praktischen Sachen.“ Oft hätten die Familie woanders nicht so große Wertschätzung erfahren, nähmen dieses Angebot nun gerne an. „Das geht nur über ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten und Respekt“, ergänzt Ilka Olesch.

>> INTERNETPORTAL BÜNDELT ANGEBOTE

Koordiniert vom städtischen Fachbereich Jugend und Schule wird das stadtweite „Netzwerk Frühe Hilfen“ seit 2013 für Familien Zug um Zug ausgebaut. Angebote unterschiedlichster Einrichtungen sind gebündelt zu finden auf der Internetseite https://www.fruehehilfen-online.nrw.de/bottrop.suche

Zum Netzwerk gehört die „Frühe Hilfe für Mutter und Kind“ mit den Familienhebammen und der Familien-Kinderkrankenschwester. Kontakt über Stephanie Bigos, Rufnummer 02041 70 42 60.

Gefördert werden die Frühen Hilfen mit Finanzmitteln des Bundesfamilienministeriums.