Bottrop. . Kinder mit Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen brauchen zeitig Hilfe. Mobile Heilpädagoginnen beziehen soziales Umfeld mit ein.

Ihr Sohn Elias kam in der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt, wog gerade mal 400 Gramm, erzählt Maria Ganioudi. Ein Frühchen, das sich in den Folgejahren ein wenig anders entwickelte als Gleichaltrige. „Er war damals so überfordert“, sagt die Mutter des heute Sechsjährigen. „Wenn er etwas nicht konnte, hat er sich gegen den Kopf geschlagen.“ Zudem gab es Sensibilitätsprobleme, „Krümel im Mund zum Beispiel konnte er nicht haben“. Hilfe fand die Familie in der Frühförderung: „Sie hat uns nahezu gerettet.“

Für Säuglinge und Kinder bis zur Einschulung

Kinder von Null bis sechs Jahren mit Verzögerungen in der Entwicklung und Auffälligkeiten im Verhalten machen die größte Gruppe aus, die Anke Sattelberger und Monika Genrich mit ihrer Mobilen heilpädagogischen Frühförderung unterstützen. „Von den 70 Kindern, die wir in der Woche sehen, haben unter zehn eine schwere Behinderung“, sagt Anke Sattelberger. „Die meisten haben Entwicklungsverzögerungen, Konzentrations- oder Wahrnehmungsprobleme, sind langsamer in der Verarbeitung, sind vielleicht noch kleinkindhaft, sollen aber bald zur Schule“, zählt sie auf.

Woher die Problematiken kommen, sei nicht immer klar. Frühgeburten, Kaiserschnitte, auch schwierige Familienverhältnisse können eine Rolle spielen.

Gesamtentwicklung im Blick

Fünf Jahre, nachdem sie sich zusammen selbstständig machten, haben die beiden Heilpädagoginnen zwar mit ihrem Team größere Räumlichkeiten am Marienhospital bezogen. Doch ihr Konzept ist ein mobiles, gearbeitet wird mit den Kindern zu Hause oder in der Kita. Es ist ihnen wichtig, das soziale Umfeld einzubeziehen.

Diese Frühförderung hole das Kind da ab, wo es gerade stehe – und habe immer die Gesamtentwicklung im Blick. Sattelberger nennt ein Beispiel: „Wenn ein Kind nur lispelt, ist es ein Fall für die Logopädie.“ Wenn es aber psychische Probleme bekommt, sich zurückzieht, in der Bewegung gehemmt ist, mag darüber hinaus die mit Fachtherapeuten und Ärzten kooperierende heilpädagogische Frühförderung greifen.

Aus dem Spiel heraus

Diese setzt bei den Interessen des Kindes an und entwickelt viel aus dem Spiel heraus. Der Einsatz von Schaum zum Beispiel kann ein Kind anregen, das taktile Auffälligkeiten hat. „Wenn ein Kind etwa nicht gut malen kann, wird nicht sofort das Zeichnen geübt, sondern erst einmal gematscht“, verdeutlicht Monika Genrich die Herangehensweise. Das wirkt sich positiv auf Sinne und Motorik aus.

Gleichzeitig ist die Beratung der Eltern zentral. Und der Blick auf die Ressourcen in der jeweiligen Familie. „Es gibt so viele günstige Mittel, mit denen man Kinder fördern kann“, sagt Monika Genrich. „Wir stellen zum Beispiel in der Familie zusammen Knete her.“

Maria Ganioudi bedauert, dass die Frühförderung immer mit der Einschulung beendet ist. Seit ihr Sohn zwei war, habe ihn Anke Sattelberger begleitet. Eine vergleichbare Unterstützung fehle nun.

>> ARZT MUSS EINE EMPFEHLUNG ABGEBEN

Anspruch auf Frühförderung haben Kinder mit Behinderung oder die von Behinderung bedroht sind; Entwicklungsverzögerungen gehören dazu. Die Kosten werden vom Sozialamt übernommen. Voraussetzung ist eine Empfehlung durch einen Arzt.

Die Mobile heilpädagogische Frühförderung ist zu erreichen unter 02041 406 23 56. Als weitere Anlaufstelle gibt es in der Stadt die Frühförderung Bottrop e.V., Kontakt 02041 2 20 43.