Bottrop. Das Ehepaar Kaya wünschte sich sehnlichst Nachwuchs. Und wurde dann mit Drillingen beschenkt. Eine aufregende Zeit hat vor einem Monat begonnen.
Was ist Glück? Ganz sicher dies: Wenn man sich schon sehnlichst Nachwuchs gewünscht hat – und dann am Ende einer nicht völlig einfachen Schwangerschaft zwar zu früh geborene, aber gesunde Drillinge in den Armen halten kann.
„Ich habe immer gesagt, ich möchte sechs Kinder“, sagt Vater Ramazan Kaya (27). Aber mit diesen Dreien auf einen Streich ist er genau wie Ehefrau Aysun (26) erst einmal voll und ganz zufrieden. Nach einem Monat im Krankenhaus durften sie die Babys jetzt mit nach Hause nehmen.
Am 25. Juni sind die kleine Feyza und ihre Brüder Alperen und Alparslan per Kaiserschnitt im Marienhospital zu Welt gekommen; sieben Wochen vor dem errechneten Termin. Im Marienhospital (MHB) stehen Drillinge nicht gerade auf der Tagesordnung. „Die Wahrscheinlichkeit für natürliche Drillinge liegt bei eins zu 85 hoch zwei“, sagt Dr. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Gynäkologie. Drillinge gebe es dort nur alle paar Jahre.
Lange lief die Schwangerschaft problemlos
Und so war es auch für die werdenden Eltern erst einmal ein Schock, als sie erfuhren: Es sind drei Babys im Bauch. Doch letztlich überwog die Freude. Lange lief die Schwangerschaft, begleitet von Fachärzten, auch ohne Probleme, erzählt Aysun Kaya. Doch in der 27./28. Woche waren erste Wehentätigkeiten zu verzeichnen. „Dr. Carsten Lehment hat alles getan, um die Geburt so lange wie möglich raus zu zögern“, sagt Aysun Kaya. Lehment ist Perinatalmediziner am MHB, das sich die Kayas ganz bewusst ausgesucht haben. Auch, weil seine Kinder genauso gebürtige Bottroper sein sollten wie er selbst, verrät der Vater.
Sechs weitere Wochen gewonnen
Wehenhemmer und die Tatsache, dass sich Feyza im Bauch quer legte, verschafften der Familie dann noch sechs weitere Wochen. Doch dann wuchs Feyza nicht weiter, so dass ein Kaiserschnitt geplant wurde. Ein medizinisches Team aus 15 Leuten war mit im OP, allein sechs Kinderärzte, wie der Oberarzt der Neonatologie Sezgin Ata aufzählt. Und natürlich auch der werdende Vater. „Um 12.16 Uhr wurde das erste Kind geholt“, erzählt er – und dann sei es quasi im Minutentakt weitergegangen. „Ich war unter Schock, konnte zwei Stunden nicht realisieren, dass ich jetzt Vater bin.“ Die Mutter durfte jedes Baby kurz sehen – dann übernahmen die Ärzte.
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Die Frühchen wogen zwischen 1370 und 1600 Gramm. Alparslan wollte nicht so atmen wie er sollte, musste kurzzeitig intubiert werden, berichtet Ata. „Er war auch der, der nicht sofort geschrien hat“, merkte die Mutter sofort.
Kangarooing-Methode gibt Geborgenheit
Anfangs noch im Brutkasten, entwickelten die Drei sich gut. Mit der Kangarooing-Methode, bei der die Kleinen den Eltern auf die Brust gelegt werden, erlebten die winzigen Kayas von Anfang an Geborgenheit. Von den Schwestern schauten die Eltern sich etliche Tipps zur Babypflege und zum Umgang mit den gefürchteten Blähungen ab. „Alperen ist so wie ich, er kriegt immer wieder Hunger“, schmunzelt sein Vater, der drei Monate Vaterschaftsurlaub macht.
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„Die Kinder kommen alle vier Stunden“, erzählt Aysun Kaya. Das Paar kümmert sich dann gemeinsam um den Nachwuchs. „Wir haben einen, der immer schreit; Feyza meldet sich kurz und schläft dann wieder; und der Dritte ist geduldig und wartet bis zum Schluss“, sagt die Mutter.
Hilfe auch nach dem Krankenhausaufenthalt
Machen die Eltern sich um irgendetwas Sorgen? „Nein“, meint Ramazan Kaya. Sie fühlen sich gut beraten, haben weitere Anlaufstellen genannt bekommen, können auf eine sozialmedizinische Nachsorge und Frühe Hilfen setzen – sowie natürlich auf die Familie. Die unterstützte auch schon bei der Ausstattung, die bei Drillingen nun einmal dreifach ins Geld geht. „Auch von der Caritas haben wir Hilfe für die Erstausstattung bekommen“, ist Aysun Kaya dankbar.
Die Drillinge, inzwischen um die 2100 Gramm schwer, haben jetzt ihr erstes Wochenende zu Hause verbracht. „Wir sind gut gelandet“, sagt Aysun Kaya. „Wir haben unsere Routine, wie im Krankenhaus.“ Alle drei Babys schlafen jetzt in einem Bettchen. Und wenn sie mal größer sind? „Dann bauen wir in ein paar Jahren den Dachboden aus.“
Versorgung extremer Frühchen
Das Marienhospital Bottrop betreut Hochrisikogeburten in allen Schwangerschaftswochen im sogenannten Perinatalzentrum. Das ist auf dem Level 1 eingestuft. Das heißt: Es erfüllt alle Anforderungen für die höchste Versorgungsstufe.
Im Perinatalzentrum werden extrem Frühgeborene und Säuglinge versorgt. „Dieses Jahr hatten wir hier ein Frühgeborenes, das wog nur 390 Gramm“, sagt Sezgin Ata, Oberarzt der Neonatalogie.