Bottrop. Vom Sternenhimmel im Autodach bis zur Schalthebelplakette aus Platin: Bei Brabus werden viele Wünsche erfüllt. Wir zeigen ein exklusives Beispiel

Brabus ist eine Marke, die weltweit für Luxus steht. Wenn sich der Autoveredler aus Bottrop ein Serienmodell vornimmt, darf der solvente Kunde hohe Erwartungen haben. Und kann sich ein Höchstmaß an Exklusivität sichern, indem er sich seine Karosse nach eigenen Wünschen umbauen lässt. Beispiel gefällig? Dann bitte folgen, ins gut behütete Innere der Tuningschmiede.

G-Klasse erhält bei Brabus in Bottrop eine neue Innenausstattung

Brabus-Sprecher Sven Gramm steuert zielstrebig einen Brabus 800 Widestar in der hellen Glashalle an, einen Umbau auf Basis einer Mercedes G-Klasse. Außen klassisch schwarz, fällt auf den zweiten Blick die Innenausstattung des Geländewagens ins Auge: in leuchtendem orangefarbenen Leder. „Die Innenausstattung hat sich der Kunde bewusst so ausgesucht“, unterstreicht Gramm.

Brabus-Sprecher Sven Gramm mit dem individuell gestalteten Brabus Widestar 800 auf Basis der Mercedes G-Klasse.
Brabus-Sprecher Sven Gramm mit dem individuell gestalteten Brabus Widestar 800 auf Basis der Mercedes G-Klasse. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und zwar nicht nur die auffällige Farbe von Sitzen, Himmel oder Armaturenbrett. Sondern das Leder selbst – am Lenkrad gemixt mit Alcantara in Schwarz – und die Art der Steppung. Auf den Sitzen oder an der Türverkleidung sind gut die halbrunden, perforierten Muschelrauten zu erkennen, für die sich der Besitzer des Geländewagens entschieden hat. „Es wird mit viel Herzblut und Liebe daran gearbeitet, dass jede Naht stimmt“, meint Gramm und deutet auf eine Biesenaht. „Es gibt viele kleine Details, die einen Riesenaufwand bedeuten.“

Gut 50.000 Euro für die Voll-Lederausstattung in Handarbeit

Gut 50.000 Euro müsse alleine für die Voll-Lederausstattung in Handarbeit veranschlagt werden. In der hauseigenen Sattlerei verrät Hakan Altinoba, dass er an einer kompletten Türverkleidung zwei bis drei Tage arbeitet. „Zweieinhalb Wochen macht das für alle Türen in einem Auto.“

Während die Schalter am Armaturenbrett in diesem Wagen serienmäßig silber-metallic geblieben sind, hat ein anderer Kunde diese in einer neuen Farbe bestellt – auch das ist möglich. Orangefarbene und kontrastreiche Akzente setzen dafür an diesem Wagen die Färbung des Bremssattels und einer Felgen-Speiche.

Ein exklusives spielerisches Extra am Dachhimmel

Doch noch einmal zurück ins Innere: Der Dachhimmel besticht mit einem spielerischen Extra – winzige Leuchtpunkte verwandeln ihn in einen Sternenhimmel. Dieses Ausstattungsdetail schlage mit 10.000 Euro zu Buche, verrät Gramm. „Da sitzt ein Mechaniker zweieinhalb Tage dran.“ Um entsprechende Löcher zu bohren und die benötigte Glasfaser-Lichtleitung zu verlegen. Auf Wunsch kann sogar ein bestimmtes Sternenbild eingearbeitet werden.

Hakan Altinoba arbeitet in der hauseigenen Sattlerei an einer Türinnenverkleidung aus Leder.
Hakan Altinoba arbeitet in der hauseigenen Sattlerei an einer Türinnenverkleidung aus Leder. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Andere luxuriöse Details sind nicht so offensichtlich. So haben etwa die Kotflügelaufsätze eine neue Lackierung, die ein wenig mehr schimmert als der Rest. „Bei uns zeigt sich der Luxus oft auf den zweiten Blick“, sagt Gramm. Dezent, aber vom Material her aufwändiger.

Widestar ist breiter und leistungsstärker

Der Umbau zum Brabus 800 Widestar bringt es mit sich, dass die Karosse des Geländewagens nun zehn Zentimeter breiter ist. 24-Zoll-Räder ersetzen die serienmäßigen 20-Zoll-Reifen. Die Leistung wurde auf 800 PS (statt 585 PS) gesteigert. „Der Wagen hat eine Sportauspuffanlage – damit er schöner klingt.“ Verschiedene Karbon-Teile sind angebracht, wie ein Motorhaubenaufsatz, eine Frontgrillumrandung, eine Reserveradabdeckung oder ein Dachaufsatz mit Zusatzlicht.

„Für so einen Umbau bleibt das Auto zwei Monate bei uns“, berichtet Gramm. Mehrere Gewerke arbeiten daran, zerlegen vor allem die Innenausstattung zunächst, um sie dann nach Kundenwünschen neu zu gestalten. Am Ende wird ein Fahrzeug an den Kunden übergeben, das inklusive des Basis-Autos um die 400.000 Euro koste.

Die Muschelrauten-Steppung, verarbeitet in der Sattlerei.
Die Muschelrauten-Steppung, verarbeitet in der Sattlerei. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wird denn tatsächlich jeder Wunsch erfüllt? „Wir machen auch karierte Maiglöckchen“, sagt Gramm mit einem Lächeln. Aber es gebe Dinge, die können aus Sicherheitsgründen nicht bestellt werden. Dazu zähle ein (blendendes) weißes Armaturenbrett oder ein mit Diamanten besetzter Airbag. „Was wir aber zum Beispiel schon einmal gemacht haben, das war eine Schalthebelplakette in Platin.“ Der Kunde war im Platingeschäft.

Ein Oldtimer für knapp zwei Millionen Euro

Definitiv auch luxuriös, aber auf andere Weise, sind die Oldtimer, die bei Brabus aufwändig restauriert und verkauft werden. „Von der ersten bis zur letzten Schraube sind die Autos wie ein Neuwagen“, sagt Brabus-Sprecher Sven Gramm. Und andererseits genauso, wie sie früher waren, unter Einsatz von Originalteilen. Das hat seinen Preis.

Prominente Vorbesitzer machen sich im Preis bemerkbar

Zum schönsten Classic Car der 52. Essen Motor Show ist dieser Mercedes-Benz 300 SL Roadster von Brabus Classic gewählt worden.  
Zum schönsten Classic Car der 52. Essen Motor Show ist dieser Mercedes-Benz 300 SL Roadster von Brabus Classic gewählt worden.   © Messe Essen | Rainer Schimm/

„Erst einmal sind diese Autos selten, dadurch haben sie schon einen gewissen Basispreis“, erläutert Gramm. Etwaige prominente Vorbesitzer würden diesen noch in die Höhe treiben. In die Restaurierung eines Mercedes-Benz 300 SL, einer gefragten Ikone, flössen bei Brabus allein 4000 bis 4500 Arbeitsstunden. Ein rot-orangefarbenes Modell aus dem Baujahr 1961 für bemerkenswerte 1,89 Millionen Euro ist gerade auf der Essener Motor Show zum schönsten Oldtimer gekürt worden.

So ein Classic Car, bemerkt Sven Gramm, sei eigentlich der totale Luxus. „Das ist kein Auto, was man tagtäglich verwendet.“ Vom Kunden, der sich so einen Oldtimer ins Wohnzimmer stellt, über den Sammler mit eigenem kleinen Automuseum bis hin zu dem Fan, der sich regelmäßig hinters Steuer setzt, seien alle Varianten denkbar. Klar ist aber auch: „So einen 300 SL verkaufen wir nicht jeden Tag.“