Bottrop. . Lesergruppe besichtigt Werkstätten und Hallen von Brabus. Und die Besucher sind beeindruckt von dem, was sie dort zu sehen bekommen.

Klar, vorbeigefahren ist hier schon fast jeder der WAZ-Leser einmal. Doch wie groß Brabus inzwischen wirklich ist, wie viele Werke und Hallen in dem Gewerbegebiet am Vorthbach zu dem Unternehmen gehören – das überrascht die meisten Besucher dann doch. Brabus-Sprecher Sven Gramm empfängt die WAZ-Leser und führt sie durch das Unternehmen. Im Mittelpunkt stehen selbstverständlich die Autos. Schnell und luxuriös, dafür ist der Automobiltuner schließlich weltbekannt. Die Produkte böten ein bisschen was fürs Herz für diejenigen, die Benzin im Blut haben, sagt Gramm. „Wir bezeichnen uns manchmal auch als Spielzeugladen für große Jungs und manchmal auch große Mädchen“, scherzt der Sprecher.

Bis zu 4500 Stunden dauert die Restaurierung eines Flügeltürers. Am Ende kostet diese automobile Legende rund zwei Millionen Euro.
Bis zu 4500 Stunden dauert die Restaurierung eines Flügeltürers. Am Ende kostet diese automobile Legende rund zwei Millionen Euro. © Heinrich Jung

Und als solcher ist Brabus längst ein Weltunternehmen, führt Gramm aus. Noch etwa zehn Prozent des Umsatzes macht Brabus in Deutschland. „Das ist sei Jahren stabil, zuletzt sogar leicht wachsend, doch wirkliches Wachstum ist halt anderswo möglich.“ Aktuell entwickelten sich die Märkte etwa in Tschechien und Polen gut, so Gramm. In 106 Ländern der Erde ist Brabus vertreten, 2500 Mitarbeiter gehören weltweit dazu, am Stammsitz Bottrop arbeiten rund 500. Dieter Meinerzhagen ist sichtlich beeindruckt. „Dass Brabus ein so großer Arbeitgeber ist, das war mir gar nicht klar.“

Viel Aufwand bei der Veredelung der Autos

In der Werkstatt werden die Wagen bis auf die Karosserie auseinander genommen und dann wieder neu aufgebaut.
In der Werkstatt werden die Wagen bis auf die Karosserie auseinander genommen und dann wieder neu aufgebaut. © Heinrich Jung

Beim Gang durch die Werkstätten und Produktionshallen bekommen die Besucher ein ums andere Mal große Augen. Denn der Aufwand, der hier beim Umbau und bei der Veredelung der Luxuskarossen betrieben wird, ist enorm. So sammelt sich die Gruppe um ein Modell der G-Klasse, dem großen Geländewagen von Mercedes. Der steht in der Werkstatt und sieht ein wenig so aus, als hätten Autoknacker ihn komplett auseinandergerupft. Doch das hat System. Je nach Umbau werde der Wagen bis auf die Rohkarosserie zerlegt und dann neu aufgebaut, erläutert Gramm. Kein Wunder, dass so eine G-Klasse dann auch bis zu 666 000 Euro kosten kann. Die Reaktion auf die Summe: ungläubiges Staunen.

Klassiksparte kümmert sich um Oldtimer

Doch auch da konnte Gramm noch einen draufsetzen. Von den neuen Luxuslimousinen ging es hinüber in ein anderes Werk. Dort kümmert sich die Klassiksparte von Brabus um den Erhalt edelster Oldtimer. In der Halle konnten die WAZ-Leser dann auch einige der legendären 300SL-Flügeltürer bewundern. Wer so einen sein Eigen nennen möcht, muss dafür rund zwei Millionen Euro investieren. Entsprechend vorsichtige bewegten sich die Besucher zwischen den historischen Fahrzeugen und achteten auf Reißverschlüsse oder Hosennieten. Denn: Wer will schon seiner Versicherung erklären, dass er für 50 000 Euro einen Kratzer an einen Wagen gemacht hat.

In der Sattlerei dürfen die WAZ-Leser das Material anfassen und den Unterschied zwischen dem Serien- und dem Brabus-Leder ertasten.
In der Sattlerei dürfen die WAZ-Leser das Material anfassen und den Unterschied zwischen dem Serien- und dem Brabus-Leder ertasten. © Heinrich Jung

Gramm erläuterte den Aufwand bei der Restaurierung der Oldtimer. Auch hier wird alles bis auf die Rohkarosserie abgebaut und die Wagen werden komplett entlackt. Dann folgt der Wiederaufbau mit Originalteilen. Lediglich Gummis und Gläser werden ausgetauscht. „Wir restaurieren auf Originalität, also so, wie die Wagen früher das Werk verlassen haben.“ Dazu gehöre die Originalfarbe von damals, und auch die Motornummer muss stimmen. „Wir wollen ja den Wert der Wagen erhalten.“ Für eine klassische Pagode, ein Mercedes-Cabrio, kommen so rund 1500 Arbeitsstunden zusammen, beim Flügeltürer sind es sogar bis zu 4500.

Motoren leisten bis zu 900 PS

Sorgfältige Arbeit ist auch im Motorenbau gefragt. Hier bauen die Mechaniker das Herzstück der Autos zusammen. Bis zu 900 PS leisten die Maschinen. Da muss jede Schraube sitzen, schließlich bietet Brabus eine Garantie auf seine Motoren – und der Mechaniker ist für seinen Motor verantwortlich. Deshalb baue auch noch nicht jeder jeden Motor, sagt Gramm. Neue Mitarbeiter würden nach und nach angelernt, um dann auch die großen Motoren bauen zu dürfen. Und bevor so eine Neuentwicklung überhaupt in die Wagen eingebaut werde, werde sie auf dem Prüfstand umfassend getestet, erklärt Gramm und zeigt den Besuchern einen von drei Prüfständen.

Gut zwei Stunden dauert die Tour, die auch die Sattlerei und die Hallen der Smart Brabus GmbH, dem Gemeinschaftsunternehmen von Brabus und Daimler umfasst.

Brabus kooperiert mit der Hochschule vor Ort

Immer wieder muss Gramm auch Fragen beantworten. So auch die eines jungen Teilnehmers nach einem Praktikumsplatz. Und auch da kann Gramm helfen, denn Brabus bietet auch entsprechende Plätze an. Überhaupt bemühe man sich sehr, Mitarbeiter zu finden und auch ans Unternehmen zu binden. „Wir suchen laufend Leute“, so Gramm. Vor dem Hintergrund profitiere Brabus auch von der Fachhochschule in der Stadt. „Den ersten Absolventen da haben wir direkt eingestellt. Der arbeitet nun für uns.“ Zudem kooperiert der Automobilhersteller mit der Hochschule und Schulen vor Ort.