Bottrop. Bürger und Ratsvertreter loben das Vorgehen von Polizei und Ordnungsdienst rund um den ZOB. Es gibt aber auch Kritik, man habe zu lange zugesehen
Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) erhalten viel Lob für ihre große Kontrollaktion am Samstagabend rund um den ZOB. Das äußerte sich schon vor Ort, als wartenden Fahrgäste ob der Aktion spontan applaudierten. Aber auch in den sozialen Netzwerken loben viele Bürger das Vorgehen der Ordnungshüter. Auf Nachfrage äußern sich auch die Spitzen der Fraktionen im Rat zu dem Thema.
Auch hier wird die Aktion zunächst einmal positiv gesehen. Doch die Vertreter der Fraktionen sind sich auch einig, dass eine einmalige Kontrolle nicht zielführend sei. Sowohl Thomas Göddertz (SPD) als Hermann Hirschfelder (CDU) halten es für nötig, solche Kontrollen regelmäßig durchzuführen. Tatsächlich hatte auch die Polizei angekündigt, dass die Kontrollen am Samstag erst ein Anfang gewesen seien. Damit die Kontrollen einen Effekt haben, brauche es die Regelmäßigkeit und die Abstände dürften nicht zu große werden, so die Einschätzung der beiden Vorsitzenden der größten Fraktionen im Rat. Ähnlich äußern sich auch Marianne Dominas (ÖDP) und Andrea Swoboda (Grüne).
Bottroper Politiker wollen Hilfsangebote für Alkohol- und Drogenabhängige aus
Gleichzeitig mahnt Hirschfelder aber auch zu unterscheiden zwischen Kriminellen, die dort Straftaten verüben und Menschen, die alkohol- oder drogenabhängig sind und sich dort aufhalten. In solchen Fällen sei es wichtig, Hilfsangebote – wie etwa den Einsatz des Streetworkers – zu machen und aufrecht zu erhalten. Denn allein durch Verdrängung werde man die Probleme nicht lösen, so Hirschfelders persönliche Einschätzung.
Positiv gesehen wird die Kontrollaktion auch von vielen Bürgern, die die Berichterstattung dazu in den sozialen Netzwerken kommentieren und sich teils auch bei den Einsatzkräften bedanken. So lobte eine Leserin auf der Facebook-Seite der Lokalredaktion, dass es sich um eine sehr gute Aktion handele. „Genau das ist es, was wir brauchen. Danke!“ Ein anderer Leser hofft, dass nun endlich wieder Sicherheit einkehre. Eine Vielzahl der Kommentare zeigt eben, dass viele Bottroper sich in dem Umkreis schon seit einiger Zeit unsicher fühlen und sich wünschen, dass die Ordnungskräfte Präsenz zeigen. Ähnlich wie die Ratsvertreter fordern auch die Bürger, dass es nun weiter gehen muss. Eine einmalige Aktion helfe nicht weiter.
In den Bottroper Ratsgremien wird über mehr Leute für den Ordnungsdienst beraten
Zuletzt hatte Dezernent Paul Ketzer eine Diskussion angestoßen über eine Aufstockung des KOD. Thomas Göddertz hält es kurzfristig für schwierig, weil der Haushalt für das kommende Jahr bereits verabschiedet ist. Mehr Personal für den KOD bedeuteten mehr Kosten, die an anderer Stelle eingespart werden müssten. Er bringt stattdessen die Idee ins Spiel, den KOD zunächst verstärkt in der Innenstadt einzusetzen, damit die Ordnungshüter dort Präsenz zeigen.
Grundsätzlich, so Göddertz, werde die SPD das Thema in der Fraktion weiter verfolgen. Grundsätzlich sehe man sich durch die Kontrollen bestätigt. Die Probleme und auch Ängste der Bürger in dem Bereich waren von verschiedenen Parteien immer mal wieder vorgetragen worden. „Wir sehen uns durch die Kontrollen ja nun bestätigt, obwohl man uns ja immer gesagt hat, es sei dort kein Schwerpunkt für Kriminalität.“ Eine Auswertung der Kontrollen will sich die SPD von der Stadtverwaltung holen. Es sei wichtig zu unterscheiden zwischen Ordnungswidrigkeiten, für die der KOD zuständig ist und Straftaten, die in die Verantwortung der Polizei fallen.
Nachfragen zur Sicherheit in der Bottroper City wurden lange Zeit abgewiegelt
Für die ÖDP ist die Kontrollaktion auch noch einmal ein Anlass, sich kritisch mit dem Unterstand für die Trinkerszene zu befassen. Den Bau dieses Häuschens hatte die ÖDP abgelehnt und schon früh kritisiert, dass rund um den Berliner Platz mit Drogen gehandelt werde. „Das wurde immer abgewiegelt und aus unserer Sicht hat man es viel zu lange schleifen lassen.“ Die Ergebnisse seien bekannt.
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Auch die Grünen hätten – durch eigene Befragungen auch von Jugendlichen – herausgefunden, dass das Sicherheitsgefühl in dem Bereich immer weiter abnehme, sagt Andrea Swoboda. Daher seien solche Maßnahmen die richtige Konsequenz – „so traurig es auch ist“. Eine Aufstockung des KOD können sich langfristig auch die beiden kleinen Fraktionen vorstellen.
Polizei kündigt weitere Kontrollen an
Auch bei der Polizei ist man sich bewusst, dass eine erste Kontrollaktion allein nicht viel bringt. Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber hatte deshalb schon im Nachgang der Aktion angekündigt, dass die Kontrollen fortgesetzt würden. Gleichzeitig bewertete er sie als Erfolg.
Am Samstagabend waren die Einsatzkräfte bis drei Uhr in der Nacht im Einsatz. 47 Personen und 53 Fahrzeuge wurden überprüft. Außerdem außerdem ein Strafverfahren eingeleitet und drei Anzeigen wegen Drogenbesitzes geschrieben. Bei einem mutmaßlichen Dealer lag noch ein offener Haftbefehl vor. Zusätzlich wurden zwei Fahrzeuge sichergestellt.