Bottrop. Arcelor Mittal als Betreiber der Kokerei Prosper in Bottrop gerät durch die Verbrennung von Petrolkoks weiter in die Kritik von Parteien.

Die Bottroper ÖDP nimmt erneut Stellung zur Verbrennung von Petrolkoks in der von Arcelor Mittal geführten Kokerei Prosper. Die Partei ist der Auffassung, die Kokereiführung „schaufelt am eigenen Grab“, und der Konzern gefährde seinen Industriestandort Bottrop.

Die Betriebsleitung habe auf Nachfrage von Bürgern, Bürgerinitiative und der Bottroper ÖDP mehrfach betont, es handle sich bei dem eingesetzten Petrolkoks um einen hochwertigen Einsatzstoff, der unproblematisch sei. Aus Sicht der Partei ist der Einsatz von Petrolkoks jedoch besonders kritisch, weil die in die Jahre gekommenen Koksofenbatterien zunehmend undicht seien.

Problematisch: Einsatz von Raffinerie-Rückständen wie Ruß

„Eigentlich müssten sie ersetzt werden. Die im Umfeld der Kokerei festgestellten überhöhten Benzo(a)pyren-Werte deuten auf kaum lösbare Dichtigkeitsprobleme bei den Koksöfen und den nachgelagerten Systemen hin“, heißt es in der Mitteilung der Partei. Darin wird weiter darauf hingewiesen, dass „auf Grund des Alters und des schlechten Pflegezustandes der Koksöfen“ ein Einsatz von Raffinerie-Rückständen z.B. Ruß extrem problematisch sei. Diese Rückstände seien zu Petrolkoks umdeklariert und so den Koksöfen zugesetzt worden.

Ministerium geht heute von belastetem Abfall aus

Die ÖDP: „Tatsächlich handelt es sich wohl nicht um hochwertigen und handelsüblichen Petrolkoks, sondern laut NRW-Umweltministerium um gefährlichen Abfall, der deutlich höhere Gehalte von Nickel, Vanadium und Schwefel aufweist. Dieser mit Öl gebundene Ruß ist mit Schwermetallen belastet und laut Ministerium krebserregend.“

Die Kokerei hat immer für gewisse Verschmutzungen im Umfeld gesorgt.
Die Kokerei hat immer für gewisse Verschmutzungen im Umfeld gesorgt. © Fabian Strauch

Da Arcelor Mittal Fakten nur bestätige, die nach langer Recherche nachweisbar seien, sinke die Akzeptanz in der Wohnbevölkerung im Umfeld der Kokerei schon seit längerer Zeit. Die Kokerei habe immer für gewisse Verschmutzungen im Umfeld gesorgt, die aber auf Grund der wichtigen Arbeitsplätze hingenommen wurden. „Diese Akzeptanz sinkt nun auch bei sehr wohlwollenden Anwohnern.“ Der Konzern sei „nicht bereit, alle notwendigen Investitionen zu tätigen, die die Kokerei zukunftsfähig machen würden,“ sagt Johannes Bombeck von der Bottroper ÖDP-Ratsfraktion.

Unternehmen verweist auf seine Genehmigungen

Das Unternehmen verweist darauf, dass die Verwendung von Petrolkoks von der Bezirksregierung genehmigt worden sei. Der Einsatz des Stoffes trage sogar dazu bei, dass die Dichtheit der Öfen verbessert und Emissionen gemindert würden. Im Sommer hatte ein Sprecher betont, dass der zuletzt eingesetzt Petrolkoks von der Behörde als ungefährlich eingestuft worden sei.

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Gefährlicher Abfall

Das Landesumweltministerium stuft die in der Kokerei zeitweise eingesetzten Stoffe nach heutigem Kenntnisstand als „gefährlichen Abfall“ ein. Das Material war jedoch als Petrolkoks deklariert worden. Es stammte aus der Raffinerie des Mineralölkonzerns Shell in Wesseling.

Der Arcelor-Mittal-Konzern, dem die Bottroper Kokerei gehört, bestätigte auf Anfrage der WAZ-Redaktion, dass das Material in Bottrop eingesetzt worden war. „In und vor 2017 wurde auch Petrolkoks der Firma Shell eingesetzt.“