Bottrop. Die Bottroper Verwaltungsspitze denkt auch über einen Umzug des Gesundheitsamtes nach. Denn das hätte einen interessanten Nebeneffekt.
Die Stadtverwaltung schlägt vor, in ihrem geplanten Anbau neben dem historischen Rathaus mehr Mitarbeiter unterzubringen als zunächst vorgesehen. Auch die Zahl der in dem Neubau auf dem Saalbau-Gelände anzusiedelnden Dienststellen soll sich etwas erhöhen. Die Verwaltungsspitze denkt außerdem darüber nach, ob zusätzlich nicht auch das Gesundheitsamt in das Rathausviertel am Droste-Hülshoff-Platz umziehen sollte. Ein lohnender Nebeneffekt wäre mehr Platz für die wachsende Hochschule Ruhr West.
Bisher war der Umzug des Gesundheitsamtes an der Gladbecker Straße 66 zwar nicht beabsichtigt, doch Baudezernent Klaus Müller merkt in seiner Vorlage für den Planungsausschuss des Rates an: „Der heutige Standort des Gesundheitsamtes bietet aus städtebaulicher Sicht interessante Optionen für eine Nachfolgenutzung, in erster Linie für eine Erweiterung der Hochschule Ruhr West, aber auch andere Nutzungen wären dort denkbar“.
Kfz-Zulassungsstelle soll an der Händelstraße bleiben
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Wegen des höheren Publikumsverkehrs, aber auch des speziellen Bedarfs für Labore und Untersuchungsräume wird am Droste-Hülshoff-Platz dann aber mehr Platz für den Neubau nötig. Dadurch verringern sich wiederum die Flächen für Wohnungen und Büros externer Dienstleister, macht der Beigeordnete klar. So will die Verwaltung zum Beispiel auch die Kfz-Zulassungsstelle wegen des hohen Verkehrsaufkommens nicht ins Rathausviertel holen. Diese soll weiterhin an der Händelstraße bleiben.
Das bisher über drei Adressen verteilte Straßenverkehrsamt soll aber ebenso in den Rathausneubau einziehen wie das Vermessungsamt. Beide Fachdienststellen sind derzeit im früheren Schulbau am Eickholtshof 24 direkt neben dem Gesundheitsamt untergebracht. Durch den ebenfalls geplanten Auszug des Ressorts für Immobilienwirtschaft wird auch das zweite Domizil des Straßenverkehrsamtes an der Kirchhellener Straße 12 frei.
Umweltressort zieht an der Brakerstraße wieder aus
Außerdem sollen der Fachbereich für Jugend und Schule von der Prosperstraße 71, das Amt für Wirtschaftsförderung im Katholischen Stadthaus, das Tiefbau-Ressort, sowie der Fachbereich für Recht und Ordnung in den Rathausneubau umziehen. Auch das Ressort für Umwelt und Grün will die Verwaltungsspitze aus dem Gewerbegebiet an der Brakerstraße zurückholen. Auch den beiden alten Gebäuden an der Moltkestraße sollen der Personalrat die Gleichstellungsstelle und das Amt für Wohnungswesen in das Rathaus zwei wechseln.
Stand jetzt rechnet die Verwaltung damit, dass sie in dem Rathausanbau Arbeitsplätze nun für 425 anstelle der zunächst vorgesehenen 412 Mitarbeiter einrichten muss. Allerdings kann sich das im Laufe der Zeit noch ändern. Bis zum Baubeginn werden zum Beispiel die Digitalisierung der Verwaltung voranschreiten und auch sich womöglich auch flexiblere Arbeitsformen wie Heimarbeit oder Desk-Sharing-Modelle stärker durchsetzen. „Beispiele aus Nachbarstädten zeigen, das hieraus erhebliche Auswirkungen auf den Flächenbedarf und in der Folge mögliche Kosteneinsparungen resultieren können“, lässt Baudezernent Müller die Ratsmitglieder wissen.
Mehr Dienstwagen bedeuten weniger Parkplätze in der Tiefgarage
Der Platzbedarf in der geplanten Tiefgarage unter dem Rathausanbau hängt von ähnlichen Sharing-Modellen ab. In der Garage braucht die Verwaltung etwa Platz für Besucherparkplätze, aber auch für ihre Dienstfahrzeuge und für die von ihren Mitarbeitern dienstlich genutzten Privatwagen. Schafft sich die Verwaltung aber mehr Dienstwagen an, die von ihren Mitarbeitern ja gemeinsam genutzt werden, kann sie womöglich die Zahl der dienstlich genutzten Privatfahrzeuge deutlich verringern. Die Verwaltung geht davon aus, dass sie in der Tiefgarage mit einem Geschoss auskommen dürfte. Die Frage ist allerdings, ob eine zweite Tiefgaragen-Ebene den Verlust an Parkplätzen im Freien wettmachen soll.
Gebaut werden soll das neue Rathaus nach den derzeitigen Plänen nach einem mittleren Standard. Dabei sind zum Beispiel zwar dreifach verglaste Fenster oder höherwertige Böden vorgesehen, aber kein Niedrigenergiehaus-Standard. Der Vorstand der Verwaltung spricht sich allerdings dafür aus, zusätzliche Maßnahmen für ein klimagerechtes Bauen vorzunehmen. Dazu gehören zum Beispiel Begrünungen von Dächern und Fassaden, Solarthermie, Photovoltaikanlagen oder Lüftungen mit Wärmerückgewinnung.
Workshops dienen der Vorbereitung
Für den Rathausneubau war bisher ein zweistufiger Wettbewerb mit einem städtebaulichen und einem architektonischen Teil vorgesehen. Dafür sei das Projekt nicht groß genug, argumentiert die Verwaltung nun nach Beratung mit der Architektenkammer. Die städtebaulichen und architektonischen Aufgaben sollen nun in einem Schritt erledigt werden.
Um das vorzubereiten, will die Verwaltung eine Reihe interner Workshops durchführen. In den Workshops sollen der Raumbedarf und die Anforderungen der Verwaltung ausgearbeitet werden. Daran teilnehmen werden Mitarbeiter aus sieben und mehr Ämtern sowie Vertreter des Personalrates, aber auch Fachkräfte für Arbeitsschutz und Behindertenvertreter.