Bottrop. Mehr als 30 Bewerbungen pro Stelle sind gar nichts. Die Stadt Bottrop sucht 100 Leute. Bei ihrem Personal steht ein Generationswechsel an.

Sechs neue Brandmeister hat die Stadt gesucht. Um die 200 Interessenten haben sich bei ihr gemeldet. Das Verhältnis von mehr als 33 Bewerbungen auf eine Stelle wie bei den Feuerwehrjobs sei eigentlich sogar noch klein, lässt Stadtsprecher Andreas Pläsken durchblicken und führt dafür eigene Erfahrungen an: So suchte der Leiter der Stabstelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eine Volontärin oder einen Volontär zur Ausbildung, und 60 Bewerbungen trafen ein. Auch wenn es längst nicht auf jede Ausschreibung derart viele Bewerbungen gibt, wünschen sich viele, als Beamte oder Angestellte bei der Stadt zu arbeiten.

„Es ist so, dass wir derzeit hundert Leute suchen“, sagt Stadtsprecher Pläsken. Ein Fünftel davon seien Auszubildende. „Wir schreiben verstärkt Stellen aus. Wir gehen dabei aber streng bedarfsorientiert vor“, betont Andreas Pläsken. Der Anti-Schuldenpakt, den die Stadt mit dem Land eingegangen sei, wirke sich zwar nach wie vor auch beim Personal wie eine Sparbremse aus, doch in einer Reihe von Arbeitsbereichen seien neue Mitarbeiter einfach zwingend erforderlich.

Wegen eines Generationswechsels dreht sich das Personalkarussell

So mache sich in der Bottroper Verwaltung derzeit auch ein Generationswechsel bemerkbar. „Auf der Führungsebene scheidet eine ganze Reihe von Leuten aus. Schon allein daher dreht sich also das Personalkarussel“, sagte der Stadtsprecher. Andererseits verlangten gesetzliche Vorgaben der Stadtverwaltung ab, mehr Personal einzustellen. Außerdem braucht die Verwaltung auch neue Mitarbeiter, um die Förderprogramme von Bund und Land personell überhaupt umsetzen zu können.

„Bei der Feuerwehr zum Beispiel mussten wir eine ganze Reihe von Feuerwehrleuten einstellen, weil es der Gesetzgeber so verlangt“, erklärte der Stadtsprecher. Das gelte auch für viele soziale Aufgaben, die die Stadt erledigen müsse. „Wir brauchen Erzieherinnen, Kinderpfleger, Sozialpädagogen. Da sind alle Städte wie wir auch regelrecht gezwungen, neues Personal einzustellen“, betonte Andreas Pläsken. „Es wird schwieriger, die Stellen auch zu besetzen. Bei technischen Berufen, aber auch in sozialen Bereichen ist der Markt so gut wie leer gefegt“, sagt der Stadtsprecher.

Neue Mitarbeiter arbeiten die Förderprogramme von Bund und Land ab

Erster Beigeordneter Paul Ketzer (hinten links) begrüßte 14 neue Auszubildende im Ratssaal.
Erster Beigeordneter Paul Ketzer (hinten links) begrüßte 14 neue Auszubildende im Ratssaal. © Stadt Bottrop | OH

Mit Hilfe von Fördergeldern des Bundes wie des Landes - aus den Konjunkturpaketen oder dem Programm „Gute Schule 2020“ - Schulen zu erneuern, Straßen neu zu bauen oder Kanalisationen zu modernisieren, sei ohne neue Mitarbeiter gar nicht denkbar. „Über diese Förderprogramme können wir manchmal auch das Personal finanzieren. Das läuft auch, ist aber nur mit Einschränkungen erfolgreich. Architekten, Tiefbau-Ingenieure oder Bauingenieure sind eben sehr stark nachgefragt““, erklärt der Stadtsprecher. Da wirke sich die gute Baukonjunktur aus. Nicht nur Baufirmen könnten Techniker jedoch besser bezahlen als so manche Stadtverwaltung, auch zwischen den Städten gebe es unterschiedliche Besoldungsmöglichkeiten. „Da spielt natürlich auch das Gehalt eine große Rolle, auf welche Stelle sich jemand bewirbt“, meint er.

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Einerseits konkurrierten die Stadtverwaltungen mit Privatunternehmen um gutes Personal, andererseits machten sie sich durchaus auch untereinander Konkurrenz. „Da werden auch schon einmal von Kollege zu Kollege aus anderen Verwaltungen Gespräche geführt nach dem Motto: Weißt du eigentlich, dass bei uns eine Stelle frei wird“, berichtet Andreas Pläsken. Außerdem verlassen immer wieder auch Mitarbeiter die Verwaltung, um zu anderen Behörde zu wechseln.

Bei Bewerbungen spielt nicht nur die Höhe des Gehaltes eine Rolle

Die Höhe des Gehaltes spiele bei vielen Bewerbern sicherlich eine große Rolle, aber vielen seien auch andere Faktoren wichtig. Die Nähe des Arbeitsplatzes zum Wohnort gehöre zweifellos dazu. „Das spart Fahrtkosten und bietet ja auch mehr Freizeit“, berichtet der Stadtsprecher aus Bewerbungsgesprächen. Auch die tarif-rechtliche Bezahlung und der sichere Arbeitsplatz sowie eine Zusatzversorgung seien Argumente mit denen die Stadtverwaltungen bei Arbeitnehmern punkten können. „Wir bieten die Möglichkeit, auf Verwaltungsebene auch zwischen den Ressorts zu wechseln und auch frühe Aufstiegschancen für Frauen wie für Männer“, betonte Andreas Pläsken.

Flexible Arbeitszeiten seien vielen Mitarbeitern der Verwaltung wichtig. Auch Teilzeitarbeitsplätze in den Ressorts förderten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Das umfasst auch Telearbeitsplätze und Heimarbeit, die im digitalen Zeitalter sicher noch zunehmen wird“, meint der Stadtsprecher. In seinem eigenen Stab zum Beispiel arbeite eine Kollegin zu 80 Prozent von zu Hause aus, weil sie kleine Kinder habe. Anders könne sie ihren Job derzeit gar nicht ausüben. Eines aber ist dem Stadtsprecher beim Werben um Personal besonders wichtig. „Schließlich haben wir interessante Aufgaben zu vergeben“.

Zurzeit etwa sucht die Stadtverwaltung wieder neue Brandmeister bis hin zum Hauptbrandmeister, einen Gesundheitsingenieur oder Hygienekontrolleur und einen Sachbearbeiter im Ressort für Recht und Ordnung sowie diverse Auszubildende.

Stellenangebote bei der Stadt

Auch auf der Internetseite der Stadt Bottrop können Interessierte erfahren, ob die Stadtverwaltung personal sucht. In der Rubrik „Angebote und Services“ ganz unten auf der Seite findet sich auch ein Link für Stellenangebote.

Auch Ausbildungsstellen sind da zu finden: etwa zum Bachelor of Laws, zur Verwaltungsfachangestellten, zum Vermessungstechniker, zur Verwaltungswirtin, zur Fachkraft für Straßen- und Verkehrstechnik oder zum Gärtner.