Bottrop. Hier fährt niemand mehr ins Bergwerk ein. Der Förderkorb an Schacht 10 in Bottrop ist ausgebaut, die Seile abgeschlagen. So geht’s jetzt weiter.

Hier an Schacht 10 in der Kirchheller Heide fährt niemand mehr ins Bergwerk ein. Der Förderkorb ist kaum noch zu erkennen. Zerlegt in Einzelteile, liegt er auf dem Gelände des Bergwerks am Alten Postweg. Auch die Seile, an denen der Korb in die Tiefe sauste, sind ausgebaut. Sie wurden „abgeschlagen“, so der Fachausdruck. Aus dem Förderturm baumeln lediglich noch die Hilfsseile, mit deren Hilfe die schweren Förderseile entfernt wurden.

Die abgeschlagenen Seile landen auf dem Schrott.
Die abgeschlagenen Seile landen auf dem Schrott. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung


Vier Seile, jeweils 1200 Meter lang und fünf Zentimeter dick, stehen nun aufgerollt auf dem Gelände. Mit einer Art überdimensionalem Seitenschneider an einem Bagger wird sie zertrennt. Die Überreste landen im Container – Schrott. „Am Dienstag ist von den Seilen nichts mehr übrig, da sind die alle zerschnitten“, schätzt Bergwerkssprecher Michael Sagenschneider.

Im Notfall fährt noch eine Bobine

Seilfahrten finden damit am Schacht 10 nicht mehr statt. Lediglich im Notfall sei es noch möglich, über eine so genannte Bobine ins unterirdische Grubengebäude zu gelangen. Geplante Seilfahrten gibt es hier aber nicht mehr. Gleiches gilt für Schacht 9 am Vossundern. Dort werden die Seile in der kommenden Woche abgeschlagen. Damit konzentrierten sich nun alle Seilfahrten auf den Standort Haniel an der Fernewaldstraße, erklärt Sagenschneider. Denn noch ist die Grube nicht vollständig geräumt, noch sind immer wieder Personen- und Materialtransporte nötig. „Franz Haniel wird damit zur Hauptschlagader für den Materialtransport.“

Zwei mobile Winden hat die RAG in die Kirchheller Heide geschafft – Gewicht 60 und 45 Tonnen. Sie haben die dicken, schweren Seile aus dem Schacht gezogen. Von Schacht 10 aus werden sie dann auf Tiefladern zum Standort Vossundern transportiert, um auch dort das endgültige Ende der Seilfahrten zu besiegeln.

Verfüllung der Schächte in Grafenwald und in der Heide beginnt im Dezember


Im Dezember – so der derzeitige Stand – wird dann an den beiden beiden Standorten die Verfüllung beginnen. Auch am Alten Postweg lagern schon große Sandhaufen, die nötig sind für das Beton-Sand-Gemisch. Außerdem sind bereits die entsprechenden Silos aufgestellt worden. Durch einen Trichter wird das Gemisch auf ein Förderband fallen und zum Schacht transportiert, wo es dann hinunterstürzt.

Gut 500 Mitarbeiter hat das Bergwerk derzeit noch. Zu Höchstzeiten waren es 4500. Diejenigen, die jetzt noch da sind, sind mit Aufräum- und Abbauarbeiten beschäftigt. Sie tun das mit Wehmut an manchen Stellen – aber auch professionell. Dass es so kommen würde, war schließlich lange bekannt. Nun gelte es eben, den Betrieb im Bergwerk ordentlich zu beenden, sagt Michael Sagenschneider.

Auch an der Knappenstraße laufen die Vorbereitungen für die Verfüllung

Einen Durchmesser von fünf Zentimetern hat das Seil. Michael Klösges präsentiert es.
Einen Durchmesser von fünf Zentimetern hat das Seil. Michael Klösges präsentiert es. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung


Das gilt auch für den Standort Prosper II an der Knappenstraße. Dort wird derzeit noch am Förderberg gearbeitet. Über den Schrägschacht kamen bis vor einem Jahr die geförderten Kohlen an die Oberfläche und das Gestein verschwand wieder in der Tiefe. Dort werden jetzt dicke Rohrleitungen eingesetzt. Durch die könne dann bei Bedarf Grubenwasser in die Tiefe abgeleitet werden. Das sei Teil des Grubenwasserkonzepts, so Sagenschneider.

Sind die Rohre montiert, wird auch der Förderberg verfüllt. Dafür ist allerdings eine andere Technik nötig. Außerdem wird dort nicht mit Beton und Sand gearbeitet. Stattdessen werde eine feuchtere Masse genutzt, die dann aushärtet. „Wir sprechen da immer von Plempe“. Schließlich dürfe der Druck auf die Rohrleitungen nicht zu hoch sein. Über Leitungen wird dieses Material auch in die Tiefe geführt. Schließlich sei es bei einem solchen Schrägschacht nicht möglich, das Material einfach hinunterlaufen zu lassen.

Am Jahresende ist das Bottroper Bergwerk quasi Geschichte


Danach beginnen an der Knappenstraße auch die Abrissarbeiten. Die meisten Gebäude an dem Standort seien bereits leer, sagt Sagenschneider. Die Aufbereitung wird nicht mehr genutzt und auch die große Ausbildungswerkstatt ist geräumt. Doch den oberirdischen Abriss verantwortet schon nicht mehr das Bergwerk. Stattdessen übernimmt der Servicebereich Technik und Logistikdienste den weiteren Abriss und das endgültige Räumen der Flächen. Sagenschneider: „Das Bergwerk an sich existiert zum Jahresende nicht mehr.“