Bottrop. Den Welheimern machte am Wochenende Schmutz auf Autos und Gartenmöbeln zu schaffen. Die Kokerei aber sagt: Ihre Maßnahmen gegen den Staub wirken.
Bürger in Welheim beklagen sich darüber, dass auch in diesem Sommer wiederholt Kohlenstaub auf ihre Häuser und Gärten fällt. Der Welheimer Peter Paus gehört zu den Anwohnern, die sich deshalb bei der Kokerei Prosper gemeldet haben. „Das Problem betraf aber auch zahlreiche Nachbarn“, sagte er. Die Welheimer haben den Verdacht, dass der Staub einmal mehr von der Mischhalde der Kokerei stammen könnte. Die Staubverwehungen seien vor allem am vorigen Samstag massiv gewesen, beklagt sich Peter Pausch, einer der Sprecher der verärgerten Bürger in Welheim.
Mitarbeiter des Beschwerdemanagements der Kokerei hätten kurzfristig auf die Klagen der Bürger reagiert und bei einigen Anwohnern Proben genommen, teilte Kokerei-Sprecher Carsten Pischla mit. Dazu hätten sie nicht erst den nächsten Werktag abgewartet. Die Entnahme der Probe dauere vor Ort jeweils zwischen 15 und 30 Minuten. Die Staubproben werden nun von einem Labor auf Kokereianteile untersucht. „Erst dann können wir beurteilen, ob eine erhöhte Beteiligung vorliegt und freiwillige Leistungen gerechtfertigt sind“, sagte Carsten Pischla.
Kokerei-Mitarbeiter nahmen sofort Proben des Staubs
Ratsvertreter übt scharfe Kritik
Scharfe Kritik am der Staubbelastung in Welheim hat die DKP geübt. Ratsvertreter Michael Gerber fordert, die Kohlemischbetten der Kokerei einzuhausen. „Nur so lassen sich zuverlässig die Abwehungen des öligen Kohlestaubs verhindern“, meint er.
Der DKP-Ratsherr wirft der Kokerei vor, vertragliche Regelungen mit den Aufsichtsbehörden nicht einzuhalten. Trotz starken Windes sei das Aufhalden der Kohlemischbetten nicht eingestellt worden. Der Wind sei am Samstag auch so stark gewesen, dass die Bewässerungsanlage die Halde nicht ausreichend befeuchten konnte.
Die Kokerei bietet Anwohnern freiwillig Zahlungen von mindestens 150 Euro pro Haushalt an, wenn deren Häuser und Grundstücke verschmutzt wurden. Peter Pausch bestätigt, dass er solche Zahlungen wegen der Staubbelastung in der Zeit zuvor erhalten habe. Mehr als 350 Euro seien auf seinem Konto eingegangen. Wegen des Staubniederschlags am Wochenende sieht der Welheimer seine Sorgen aus dem Frühjahr jedoch bestätigt. Er hatte in einem Gespräch mit der WAZ befürchtet, dass wegen der Trockenheit bei windigen Wetter wieder Kohlenstaub in Welheimer Gärten landen werde. „Das ist jetzt unsere siebte Meldung in diesem Jahr“, sagte Pausch. Der schwarze Staub habe sich auf den Karosserien von Autos sowie auf Terrassenmöbeln in den Welheimer Gärten befunden.
Anfang Oktober werde die Kokerei ein genaues Bild über die Zusammensetzung der Staubniederschläge aus Welheim haben, schätzt Sprecher Carsten Pischla. „Die Labors brauchen dafür bis zu sechs Wochen, wir haben vergeblich versucht, das zu beschleunigen“, erklärte er. Die Bürger in Welheim wüssten darüber auch Bescheid. „Wir informieren die Anwohner hierüber immer direkt im Zuge der Probenahme“, sagte der Kokerei-Sprecher. Noch sei allerdings nicht geklärt, ob der Staub vom Kokereigelände stamme.
Kokerei traf Vorkehrungen, um die Belastung durch Staub zu verringern
Denn die Maßnahmen, die die Kokerei gegen die Staubzunahme bei großer Trockenheit getroffen habe, seien wirksam, versicherte Pischla. Dies gelte sowohl für die Befeuchtung der Halde als auch für die erhöhte Festigkeit ihrer Oberfläche. „Der Effekt der Berieselung wirkt sich auf jeden Fall positiv aus“, sagte der Kokereisprecher, ebenso der Einsatz besserer Bindemittel. Es habe seit Wochen kaum noch Beschwerden von Bürgern gegeben. Das zurückliegende Wochenende mit teils heftigen Windstößen sei die Ausnahme.
Welheimer Anwohner hatten allerdings beobachtet, dass die Berieselungsanlage an der Mischhalde nicht immer in Betrieb war. Der Kokerei-Sprecher erklärt solche Bewässerungspausen allerdings als Normalfall. Die Berieselungsanlage arbeitet in Intervallen, um für eine ausreichende Befeuchtung der Kohlehalde zu sorgen. Zu feucht dürfe die Kohle nicht werden, da sie sonst die Halde hinab rutsche. Auch sei die Abwurfhöhe der Förderbänder reduziert worden. Um die Staubemissionen an der Mischhalde weiter zu verringern, werden auch die Bandübergabestellen berieselt. Außerdem seien druckgeregelte Pumpen installiert worden, um die Halde besser bis zur Spitze befeuchten zu können.
Die Anwohner äußern auch die Sorge, dass der Wind außer Kohlenstaub auch Petrolkoksteile in ihre Gärten wehen könnte. Dass die Bürger gesehen haben wollen, dass auf der Kokerei-Halde Kohle und Petrolkoks vermischt würden, könne nur ein Irrtum sein, meint dagegen der Kokerei-Sprecher.