Bottrop. Das Bottroper Amt für Umwelt und Grün braucht aus Sicht der Grünen mehr Personal. Denn es ist in einer herausragenden Position - als Klimaretter.

Die Grünen sehen das Ressort für Umwelt und Grün der Stadt in einer herausragenden Position - als Klimaretter. Das Ressort müsse deshalb personell besser ausgestattet werden, fordern sie. „Wir brauchen mehr qualifizierte Mitarbeiterinnen, die mit zukunftsweisenden Konzepten unsere Stadt klimafest machen“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda. Außerdem soll sich eine Task-Force um Klimaschutz in der Stadt kümmern. Besetzen wollen die Grüne diese schnelle Eingreifgruppe mit Fachleuten der Stadt sowie mit Ratsvertretern.

Ein Anlass für die Forderungen der Grünen ist die Trockenheit, unter der immer mehr Straßenbäume leiden. Das extreme Wetter mache die Bäume noch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge als ohnehin schon. Konkret geht es den Grünen um sehr alte Bäume der Richard-Wagner-Grundschule an der Kirchhellener Straße und der Albert-Schweitzer-Grundschule an der Prosperstraße.

Dürre macht 100 Jahre alten Linden schwer zu schaffen

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Die Linden vor der Grundschule auf dem Eigen zum Beispiel sind um die 100 Jahre alt. Ihre Baumscheiben seien zu klein, der Stress der nahen Kirchhellener Straße sei nicht gerade dienlich und jetzt mache ihnen auch noch die Dürre zu schaffen, sorgen sich die Grünen. Noch stehen Untersuchungen an, doch angebrochene Äste der alten Linden müssen die Gärtner der Stadt zur Sicherheit schon entfernen lassen.

„Alte Bäume sind zwar etwas sehr Schönes und Erhabenes, ihre Lebenserwartung sinkt aber auch mit jedem weiteren Jahr. Die Trockenheit trägt nicht dazu bei, dass sich die Lebenserwartung erhöht“, erklärt Vize-Stadtsprecher Ulrich Schulze. Akut gefährdet seien die Linden allerdings nicht. „Der Bestand kann mit Sicherheit so einige Zeit erhalten werden“, versicherte Schulze. Wie die Grünen rät auch der Stadtsprecher allerdings dazu, sich bereits heute Gedanken darüber zu machen, dass in den nächsten Jahren, der eine oder andere Baum nicht erhalten werden könne. Die Stadt habe schließlich die Sicherungspflicht und hafte. „Vor allem, wenn unter den Bäumen Kinder spielen, spielt der Sicherheitsgedanke eine große Rolle“, mahnt der Sprecher. Die Stadt würde dann aber keinen Kahlschlag betreiben, sondern nur einzelne abgängige Bäume durch neue ersetzen.

Das Grünflächenamt kommt absolut an seine Grenzen

Um die Bäume der Richard-Wagner-Schule an der Kirchhellener Straße sorgen sich die Grünen besonders.
Um die Bäume der Richard-Wagner-Schule an der Kirchhellener Straße sorgen sich die Grünen besonders. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die Sorge von Anwohnern auf dem Eigen und der Grünen, dass dem geplanten Ausbau der Offenen Ganztagsschule an der Richard-Wagner-Schule auch Bäume zum Opfer fallen könnten, teilt der Stadtsprecher dagegen nicht. Die Baupläne werden im Herbst erst einmal in den Gremien des Rates und den Bezirksvertretungen vorgestellt. „Man wird den Ausbau hinbekommen wollen, ohne einen größeren Eingriff in den Baumbestand“, ist sich Ulrich Schulze sicher, „beschlossen ist aber noch gar nichts“.

Die Linden auf dem Eigen seien auch nur Beispiele für viele Bäume quer durch die Stadt, erklären die Grünen. Bäume zu erhalten und mehr Bäume zu pflanzen, bedeute letztlich ja auch die Gesundheit der Bottroper zu schützen. „Langfristig brauchen wir ein klimasicheres Grün- und Bewässerungskonzept, zum Beispiel auch mit Gießrillen und größeren Bepflanzungsscheiben“, meinte die Grüne Liane Beyer nach einem Treffen mit Mitarbeitern des städtischen Umweltressorts auf dem Eigen. Eine Linde wie die an der Richard-Wagner-Schule brauche mehrere hundert Liter Wasser täglich. „Da kommt das Grünflächenamt absolut an seine Grenzen. Die Mitarbeiter müssten ja vorrangig Neuanpflanzungen bewässern, die sonst der Dürre zum Opfer fielen“, zeigt sie Verständnis.

Dachbegrünung kann Belastung durch die Hitze abmildern

Nur mehr Bäume zu pflanzen sei allerdings keine Lösung, finden die Grünen. „Die Probleme sind vielfältig. Wir müssen unsere Stadt klimasicher umbauen“, fordert Grünen-Vorstandssprecher Joachim Gutsche. „Grün in der Stadt wie Bäume oder Fassaden- und Dachbegrünung sind dabei unverzichtbare Bestandteile, die die Temperaturen und die Belastungen für die Menschen und Tiere abfedern“, sagte er. Die Grünen stört dabei, dass die Entscheidungswege für einen klimagerechten Umbau der Stadt oft sehr lang seien. „Wenn das durch alle Gremien gehen, dauert das um die zwei Jahre“, bedauerte Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda im WAZ-Gespräch.

Klima-Workshop am Donnerstag

Die Grünen laden am kommenden Donnerstag, 8. August, um 18.30 Uhr zu ihrem nächsten Workshop in ihre Geschäftsstelle an der Kirchhellener Straße 16 - 18 ein. „Klimawandel - Verkehrswende jetzt!“ lautet das Thema. Verkehrssprecher Roger Köllner wird mit seinem Vortrag in das Thema einführen.

Der Workshop richtet sich wie immer an interessierte Bürger, aber vor allem auch an Mitglieder von Verkehrsverbänden. Wer an den Workshops nicht persönlich teilnehmen kann, kann Anregungen und Ideen auch per E-Mail unter dem Betreff „Klimakrise“ an die Grünen schicken. Die Adresse lautet; info@gruene-bottrop.de Die Bürgerideen werden dann aufbereitet und in einer Abschlussveranstaltung Mitte September vorgestellt und mit allen Teilnehmern beraten.

„Wir brauchen eine Klimaschutz-Taskforce, die sich gezielt von Klimastadtentwicklern beraten lässt“, meint die Ratsfrau „Gern auch mit Innovation City“, betonte die Grüne. „Wir brauchen neue Blaupausen für den klimagerechten Umbau. Wir müssen neue Ziele definieren, ohne dass man damit in alle Gremien muss“, sagte sie. In der Klimaschutz-Taskforce sollten alle Ratsparteien vertreten sein und diese sollte quasi per Dringlichkeitsbeschluss auch schneller reagieren können. „Die Beteiligung der Parteivertreter garantiert Öffentlichkeit“, begründete sie. Die Ausrufung des Klimanotstandes in Bottrop müsse nun auch Konsequenzen haben. Womöglich müssten dazu auch die Kompetenzen der Ratsgremien neu zugeschnitten werden und der Umweltausschuss gestärkt werden. Andrea Swoboda: „Jetzt ist der Moment, die Klimaschutzdebatte in der Stadt zu führen“.,