Bottrop. . Die Grünen wollen den Klimanotstand ausrufen. Außer bei der Innovation City stößt ihre Idee auch in der Bottroper Verwaltung auf einige Skepsis.

Klimaschutz wird Anfang Juli im Stadtrat ein großes Thema. Dafür wollen jedenfalls zwei Öko-Parteien sorgen. Die Grünen möchten erreichen, dass gerade in der Klimaschutzmodellstadt Innovation-City Bottrop der Klimanotstand ausgerufen wird. Die ÖDP wiederum setzt sich dafür ein, dass Bottroper Vertreter der Fridays-for-Future-Bewegung im Rat ihre Forderungen für einen besseren Klimaschutz vortragen dürfen. Oberbürgermeister Bernd Tischler hat beide Themen ganz vorn auf die Tagesordnung gesetzt.

Eine Delegation aus den USA besichtigt das Plus-Energie-Mietshaus am Südring in Bottrop.
Eine Delegation aus den USA besichtigt das Plus-Energie-Mietshaus am Südring in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Skeptisch auf den Vorstoß der Grünen reagierte nicht nur Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher, auch in der Stadtverwaltung stoßen sie mit ihrer Idee auf Erstaunen. „Jede Stadt, die den Klimanotstand ausruft, kann uns direkt anrufen. Wir zeigen ihnen dann, was eine Kommune alles für mehr Klimaschutz tun kann. Das Innovation-City-Rollout ist ja in vollem Gange“, sagt Ulrich Schulze. Bei der Innovation-City-Gesellschaft liefen Städte im Klimanotstand garantiert offene Türen ein, ist sich der stellvertretende Stadtsprecher sicher. „Wir engagieren uns jetzt neun Jahre lang mit einigem Erfolg für besseren Klimaschutz von unten, und dann sollen wir den Klimanotstand ausrufen?“. fragt Ulrich Schulze.

Innovation-City-Manager hält Klimanotstand für kontraproduktiv

Auch Burkhard Drescher hatte in einem WAZ-Interview darauf hingewiesen, dass die Bottroper Bürger dabei vorangehen, ihre Wohnquartiere klimagerecht umzubauen. „Klimaschutz ist möglich, man muss es nur machen. Und zwar von unten“, appelliert Drescher. Der Innovation-City-Geschäftsführer hält den Begriff „Klimanotstand“ daher für kontraproduktiv. Die Grünen erkennen an, dass die Stadt im Innovation-City-Projekt und auch im Masterplan „Vision 2030 plus“ viele Projekte zur Verringerung von Treibhausgas beschlossen hat. „Doch diese Bemühungen reichen nicht aus“, meint Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda.

Öko-Partei lobt Engagement junger Leute für Klimaschutz

Die ÖDP weist darauf hin, dass das Hauptthema der Fridays-for-Future-Gruppe der Umweltschutz und die schädlichen Folgen des Klimawandels seien.

„Dies aber ist in Bottrop, der Innovation City, in den letzten Jahren ein vordringliches Anliegen, mit dem wir international agieren und eine Vorbildfunktion für andere einnehmen. In diesem Zusammenhang sollten wir auch in Bezug auf das Engagement junger Menschen in dieser Stadt vorbildlich reagieren“, begründet Fraktionsvorsitzende Marianne Dominas, warum sie die ÖDP für ein Rederecht der Fridays-for-Future-Vertreter im Stadtrat einsetzt.

Die Pädagogin lobt, dass sich die Jugendlichen so sehr engagieren. Die Gruppe zeige, „dass das Vorurteil der Politikverdrossenheit junger Menschen auch Ausnahmen kennt“.

Die Haltung des Innovation-City-Managers entbehrt für die Grünen jeglicher politischen und klimapolitischer Realität. „Wir sind der Überzeugung, dass gerade unsere Heimatstadt Innovation City Bottrop die Klimanotlage der Welt anerkennen sollte und dass dies ausdrücklich Hand in Hand mit den Bemühungen geht, die unsere Stadt bisher unternommen hat“, erklärt die Ratsfrau. Die Stadt müsse gerade als Klimaschutzmodellstadt ein klares Zeichen setzen, dass die Klimapolitik im Bund, im Land und in Bottrop weiterentwickelt werden müsse. So fordern die Grünen ausdrücklich den nun fast zehn Jahre alten Masterplan der Innovation City zu überprüfen und zukunftsweisend anzupassen. „Alle Maßnahmen, dem Klimawandel entgegen zu wirken, haben bisher keinen Erfolg gezeigt.“, meint Andrea Swoboda.