Bottrop. Aufnahmen der Innovation City zeigen, wie warm es im Sommer in der Stadt wird. Dabei können schon relativ kleine Maßnahmen Abhilfe schaffen.
Der Berliner Platz heizt sich in den Sommermonaten stark auf. Es fehlt der Schatten, der Platz liegt in der prallen Sonne, entsprechend ungern hält man sich im Sommer dort auf. Das ist soweit bekannt. Dennoch sorgten die Bilder aus der Wärmebildkamera am Dienstagnachmittag dann noch einmal für einen Aha-Effekt bei einigen Bottropern. Die hatten sich dem Thermographie-Spaziergang der Innovation City angeschlossen. Gemeinsam ging es zu den Orten in der Innenstadt, die sich im Sommer besonders aufheizen.
Energieberater Andreas Buchwald richtet seine Wärmebildkamera auf die Plätze und Fassaden in der Innenstadt. Über seine Schulter wagen die rund zehn Teilnehmer einen Blick auf den Bildschirm der Kamera. Und obwohl die Temperaturen am Dienstag moderat sind – verglichen mit den Hitzetagen der vergangenen Woche – zeigt die Kamera schonungslos, wie stark sich Fassaden und Plätze aufheizen und Wärme in die Umgebung abstrahlen. Neben dem Berliner Platz macht die Gruppe Station auf der Gastromeile, dem Rathausplatz und dem Trapez.
Straßenbäume und Fassadebgestaltung haben Auswirkungen
Severin Spätling vom Quartiersmanagement der Innovation City nimmt die Thermografiebilder zum Anlass um zu erklären, wie man gegen solche Hitzeinseln vorgehen kann. Dabei kommt er immer wieder auf das Thema Straßenbäume zu sprechen. Aber auch eine entsprechende Fassadengestaltung habe Auswirkungen.
Das zeigt sich, als Andreas Buchwald mit seiner Kamera die Mühle an der Gladbecker Straße ins Visier nimmt. Deren Ziegel-Fassade ist teilweise von Efeu überwuchert. Die Kamera zeigt anhand der Farben auf dem Monitor den Temperaturunterschied zwischen diesen beiden Bereichen. Die Oberflächentemperatur des begrünten Teils liegt bei etwa 27 bis 28 Grad, die Ziegel haben sich auf gut 34 Grad aufgeheizt. Weiterer Vorteil der Fassadenbegrünung: Auch im Haus bleibt es länger kühl.
Städtische Mitarbeiter informieren bei Bedarf über Förderprogramme
Auch städtische Mitarbeiter begleiten den Rundgang, informieren bei Bedarf über Förderprogramme, die Bürger nutzen können, falls sie ihre Fassade instand setzen wollen. Dabei berate die Stadt immer auch zu Fassadenbegrünungen, aber nur wenige Bauherren setzten das um, berichtet Karl-Heinz Maaß, Abteilungsleiter bei der Koordinierungsstelle Integrierte Stadtentwicklung / Innovation City.
Doch die städtischen Mitarbeiter müssen sich auch Kritik anhören. Warum die Stadt nicht mit gutem Beispiel vorangehe und eigene Fassaden begrüne? Das sei in manchen Bereichen wegen des Denkmalschutzes schwierig, sagt Stefanie Hugot, die Leiterin der Koordinierungsstelle. Doch es sei geplant, auch städtische Fassaden zu bepflanzen.
Bürger fordern, dass die Stadt als Vorbild vorangeht
Udo Niedrich kritisiert die Stadt. Sie müsse Vorbild sein. Das sei sie aber nicht. „Es wird zuviel auf den Bürger abgewälzt“, so seine Einschätzung. Auch Michael Gernhuber ärgert sich über die „Handlungsunfähigkeit“ der Stadt. Probleme, die über Jahre bekannt waren, seien ausgesessen worden und nun suche man neue Ideen. Innovation City sei in dem Zusammenhang ja eine „tolle Geschichte“, doch im Verhältnis zu den Maßnahmen, die nötig seien, nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Hinzu komme, dass weiterhin Straßenbäume abgeholzt werden, kritisiert der Nabu-Vorsitzende und Grünen-Bezirksvertreter Stephan Voßschmidt.
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Spätling und seine Kollegen der Innovation City lenken die Aufmerksamkeit dann wieder auf die Hitzeinseln. Die seien nur gemeinsam in den Griff zu bekommen, so ihr Appell. Und Ziel des Klimaschutzprojektes sei es nun einmal, die Bürger zu aktivieren und ihnen aufzuzeigen, dass auch kleine Maßnahmen einen Beitrag leisten.
Schon die Farbe macht ein paar Grad aus
Das ist gut zu sehen bei den Thermographie-Aufnahmen des Berliner Platzes. Dieser ist auf dem Bild weitestgehend rot und gelb eingefärbt, also gut aufgeheizt. Das verhältnismäßig kleine Grüne Zimmer, der bepflanzte Container, der derzeit auf dem Platz steht, sticht dagegen blau-grün – also wesentlich kühler – hervor. Und Aufnahmen der Gladbecker Straße zeigen gar, dass manchmal schon eine hellere Fassadenfarbe ein paar Grad Unterschied ausmachen.
Spaziergang war ein Experiment
Der Thermographie-Spaziergang war Teil der Kampagne „Grünes Bottrop“. Mit der Kampagne will das Klimaschutzprojekt Bürgerinnen und Bürger dafür gewinnen, Flächen zu entsiegeln und mehr Grün in die Stadt zu bringen. Dafür stehen auch Fördermittel bereit.
Der Thermografie-Spaziergang sei ein Experiment gewesen, sagt Innovation City-Sprecherin Silke Bender. Normalerweise komme die Technik in den Wintermonaten zum Einsatz, um bei Häusern den Wärmeverlust sichtbar zu machen. „Uns ging es nun darum, zu testen, ob mit der Technik auch solche Hitzeinseln in der Stadt sichtbar gemacht werden könne.