Bottrop. . Das kleine Mädchen kam als extrem früh geborenes Kind zur Welt. Es wog nur 480 Gramm. Eltern bewahren winzige Strampler in Schatzkiste auf.

Lachend sitzt sie auf dem Arm ihres Papas, beobachtet neugierig uns fremde Besucher und nuckelt an ihrem „Bienchen“. 13 Monate ist Julia inzwischen und ein fröhliches, quietschfideles Kind. Eigentlich erinnert nichts an die vielen bangen Momente, die ihre Eltern Dr. Daniela und Christian Brinkhoff kurz nach ihrer Geburt mitmachten. Denn Julia war viel zu früh, zu leicht und zu klein, als sie am 7. Oktober 15 Wochen zu früh als so genanntes „extrem Frühgeborenes“ das Licht der Welt im Marienhospital erblickte

Heute erinnern noch winzig kleine Strampler und ebensolche Windeln in einer kleinen „Schatzkiste“ und natürlich viele Erinnerungen an diese ersten Lebenswochen. Einst 480 Gramm leicht und 27 Zentimeter klein hat Julia inzwischen gut zugelegt, bringt 7200 Gramm auf die Waage und misst etwa 70 Zentimeter. Sie lacht gern, ist am liebsten immer in Bewegung, kann schon sitzen, aber noch nicht krabbeln, „wenn sie Hunger hat, geht gar nichts mehr“ und die ersten vier Zähne sind auch schon da. „Ihr Entwicklungsstand entspricht etwa dem eines neun Monate alten Kindes“, erklärt Mutter Daniela Brinkhoff.

Das sei aber völlig normal, bis etwa zum zweiten Lebensjahr würden Frühchen das aufholen. Hauptsache: Julia ist gesund. Das erste Lebensjahr war natürlich sehr aufregend. Am 21. Januar, ihrem eigentlichen Geburtstermin, durften die glücklichen Eltern ihre Tochter nach Hause holen.

„Endlich waren wir wirklich eine Familie“, meint Daniela Brinkhoff. Zwar sei die Station „K2 Neonatologie“ schon fast zu ihrem Zuhause geworden. Täglich hätten sie mindestens sechs Stunden dort verbracht. Schwestern und Ärzte seien immer für sie und vor allem für Julia dagewesen, „aber zu Hause ist das halt doch was Anderes“, meint auch Vater Christian Brinkhoff.

Alle wollten sie besuchen

In den ersten Wochen war der Andrang natürlich groß, Familie und Freunde und vor allem die Großeltern wollten Julia am liebsten täglich besuchen. „Da mussten wir schon aufpassen, dass es nicht zu viel wird“, meint Daniela Brinkhoff schmunzelnd.

Ein Höhepunkt zu Anfang war die erste Ausfahrt mit Julia im Kinderwagen - einmal um den Block. „Das ganze Ein- und Auspacken hat länger gedauert als der Spaziergang“, erzählt Daniela Brinkhoff lachend. Schön seien auch all die Feste mit Julia und der ganzen Familie gewesen: Ostern, 10. Hochzeitstag und Tauferinnerung sowie die Hochzeit der Tante.

Der erste Geburtstag am 7. Oktober wurde jedoch im Krankenhaus gefeiert. Denn Julia hatte sich einen heftigen Infekt eingefangen. Ihre Lunge sei anfällig, erklärt ihre Mutter, deshalb sei bei Erkältungen stets große Vorsicht angebracht.

Im Kinderzimmer steht zur Vorsicht noch ein Sauerstoffgerät 
Die kleine Julia holte kurz nach ihrer Geburt noch Luft mit Sauerstoffschläuchen in der Nase.
Die kleine Julia holte kurz nach ihrer Geburt noch Luft mit Sauerstoffschläuchen in der Nase. © Thomas Gödde

Einen besonderen Moment gab‘s bei der Geburtstagsfeier in der Klinik dann aber doch: „Julia hat zum ersten Mal „Mama“ gesagt“, erzählt Daniela Brinkhoff. Mit „Papa“ hat sich Klein-Julia dann noch etwas Zeit gelassen. „Gestern hat sie zum ersten Mal ganz, ganz leise „Papa“ geflüstert.“

Am liebsten auf Papas Arm

Und überhaupt der Papa: Wenn er von der Arbeit kommt und Julia hört die Wohnungstür, ist sie ganz aufgeregt und kann es kaum erwarten, auf seinen Arm zu kommen, berichtet Daniela Brinkhoff und daneben strahlt der Papa. „Aber es ist leider so, dass man als Vater nicht so viel mitbekommt“, so Christian Brinkhoff. Durch seinen Schichtdienst könne es durchaus passieren, dass Julia schon schläft, wenn er nach Hause kommt.

Inzwischen sind die Nächte schon ruhiger geworden. „Ein- oder zweimal muss man aufstehen, weil sie ihren Schnuller verloren hat“, meint Christian Brinkhoff. Sauerstoffgerät und Monitor zur Überwachung von Herzschlag, Sauerstoffsättigung im Blut und Atmung stehen noch im Kinderzimmer, echte Alarme gab’s aber glücklicherweise nie.

„Wir stellen natürlich einen Tannenbaum auf“

Nun freuen sich Daniela und Christian Brinkhoff schon auf das erste Weihnachtsfest. „Wir stellen natürlich einen Tannenbaum auf. An Heiligabend bleiben wir zu dritt und an den Feiertagen geht’s zu den Großeltern“, erzählt Daniela Brinkhoff von den Plänen. Für das kommende Jahr wünschen sich die Eltern, dass es so gut weitergeht: „Julia ist auf einem superguten Weg und sie hat einen eisernen Willen. Auch wenn sie ein Frühchen ist, soll sie nicht übermäßig verwöhnt werden. Wir wünschen uns einen normalen Alltag und vor allem ein glückliches Kind“.