Bottrop. . Team der Geburtshilfe half 1222 Babys auf die Welt - 270 mehr als im Vorjahr. Ursache ist Schließung der Gladbecker Klinik.

Einen Babyboom gab es im vergangenen Jahr am Marienhospital. Insgesamt 1222 Geburten verzeichnet die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Das sind 270 mehr als im Jahr zuvor“, stellt Chefarzt Dr. Hans-Christian Kolberg fest und erklärt: „In diesen Zahlen spiegelt sich natürlich die Schließung der Geburtshilfe in Gladbeck wieder.“

In der Nachbarstadt hätten jährlich etwa 500 Babys das Licht der Welt erblickt. „Etwa die Hälfte der Frauen kommt nun zur Entbindung nach Bottrop, die anderen orientieren sich wohl vor allem nach Gelsenkirchen“, so Dr. Kolberg. Missstimmung über die Schließung der Gladbecker Geburtshilfe sei unter den werdenden Gladbecker Müttern nicht zu spüren gewesen. „Sie sind einfach nur froh, sich und ihr Kind gut versorgt zu wissen.“

Rund 100 Frühchen unter 2500 Gramm Geburtsgewicht

Hebamme Atieh Sadatian bereitet das Ultraschallgerät vor.
Hebamme Atieh Sadatian bereitet das Ultraschallgerät vor. © Thomas Gödde

Etwa 65 Prozent der werdenden Mütter, die im Marienhospital entbinden, kommen aus Bottrop, die anderen aus Dorsten, Oberhausen und dem Essener Norden. Etwa 21 Prozent der Frauen sind Gladbeckerinnen (2016: acht Prozent). „Neben der räumlichen Nähe zum Wohnort spielt der Sicherheitsaspekt für werdende Eltern eine immer größere Rolle“, so Kolberg.

Genau das biete das MHB mit seinem Perinatalzentrum mit Maximalversorgung. „Durch die enge Zusammenarbeit mit der Kinderklinik haben hier auch kleinste Frühgeborene – also Babys zwischen 500 und 1250 Gramm Geburtsgewicht beziehungsweise einem Geburtstermin ab der 24. Schwangerschaftswoche – eine Chance“, erklärt Dr. Kolberg. Insgesamt zählte die Klinik im vergangenen Jahr rund 100 Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 2500 Gramm, darunter 16 mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm.

Nachwuchs im Doppelpack

„Die Zahl der Frühchen, die bei uns zur Welt kommen, ist in den vergangenen Jahren recht konstant“, so Kolberg. Die Chancen der extremen Frühchen seien „inzwischen sehr gut. Während im Bundesdurchschnitt etwa 75 Prozent der Frühchen, die bei ihrer Geburt unter 1250 Gramm wogen, ohne große Komplikationen nach Hause entlassen werden können, sind es in unserer Klinik 86 Prozent“, stellt der Chefarzt fest.

Immer mehr Eltern dürfen sich über Nachwuchs im Doppelpack freuen: 27 Zwillingspärchen erblickten 2017 das Licht der Welt in den vier Kreißsälen des MHB. 377 Babys wurden per Kaiserschnitt entbunden (etwa 31 Prozent). Immer mehr Frauen haben Angst vor den Schmerzen der vaginalen Geburt und sorgen sich um ihr Kind. „Das kann eine medizinische Indikation für einen Kaiserschnitt sein“, so Kolberg. „Wunschkaiserschnitte gibt es aber nicht.“

Vier neue Stellen für Hebammen

In der Regel bleiben die Frauen etwa zwei bis drei Tage nach der Geburt in der Klinik. Nach einem Kaiserschnitt können die Frauen bereits nach vier Tagen mit ihrem Nachwuchs nach Hause.

Natürlich bedeutet ein Plus von rund 270 Geburten auch mehr Arbeit. „Wir haben darauf reagiert und vier neue Stellen für Hebammen geschaffen“, erklärt Dr. Kolberg. „Eine suchen wir noch, aber es wird immer schwieriger, Fachkräfte zu finden. Nach ihrer Ausbildung scheinen die Frauen in anderen Berufsfeldern zu arbeiten.“ Seit einigen Jahren arbeitet die Klinik mit der Hochschule für Gesundheit in Bochum zusammen und bildet Studentinnen des Studiengangs Hebammenkunde aus. Insgesamt gibt es am Marienhospital zwölf Stellen für Hebammen, die sich auf Voll- und Teilzeitkräfte verteilen.