Bottrop. . Vor 80 Jahren machte der Großvater Transporte mit Pferd und Wagen. Heute ist Rottbeck Teil eines Forschungsprojekts zur City-Logistik.

Sein Großvater hat schon 1939 Transporte gemacht, damals mit Pferd und Wagen. Sein Vater führte den Speditionsbetrieb in Heiden weiter, mit einer guten Hand voll Mitarbeiter. Seit Frank Rottbeck 1997 in die Geschäftsführung einstieg, wuchs das Unternehmen rasant. Heute besteht es aus acht Firmen, in denen 160 Leute beschäftigt sind. 1500 Sendungen werden am Tag über Rottbeck abgewickelt, bei rund 90 eingesetzten Fahrzeugen. Hauptsitz ist Bottrop.

Und hier ist Frank Rottbeck auch Konsortialführer eines Wissenschaftsprojekts, das eine serviceorientierte, emissionsarme City-Logistik entwickelt.

Betriebswirtschaftsstudium in Heilbronn

Aber eins nach dem anderen. In Heiden geboren, wechselte Frank Rottbeck nach dem Abitur an einer Klosterschule zum Studium nach Heilbronn. Sein Fach: Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Logistik. Dennoch schwebte ihm zunächst nicht vor, den kleinen Familienbetrieb zu übernehmen. „Ziel war es, in die Konzernlandschaft einzuscheren“, erzählt der heute 47-Jährige.

Frank Rottbeck an seinem Schreibtisch in seinem Büro in Bottrop.
Frank Rottbeck an seinem Schreibtisch in seinem Büro in Bottrop. © Thomas Gödde

So war er Werkstudent bei Schenker und verbrachte dank eines Stipendiums neun Monate in Texas in der Automobilindustrie. „Das war ein Traum, die beste Zeit meines Lebens“, schwärmt er. Mit Mitte 20 schloss er sein Studium ab, räumte noch einen Preis für die beste Diplomarbeit der Hochschule ab – und wurde prompt von einem Headhunter angesprochen. „Die Welt stand mir offen.“

Einstieg ins Familienunternehmen Ende der 90er Jahre

Er ging nach Hamburg. „Die Planung war: Ich sollte für meine Firma den Lkw-Verkehr in den USA aufbauen.“ Es kam anders – und als sein Vater ihn ermunterte, stattdessen in Deutschland etwas aufzubauen, stieg er doch ins Familienunternehmen ein. „1998 ist es mir erstmals gelungen, ein größeres Outsourcing-Projekt zu gewinnen“, berichtet Frank Rottbeck. „Ich habe den Fuhrpark einer Großverzinkerei im Ruhrgebiet übernommen.“ Im Jahr 2000 erfuhr der Spediteur von dem Grundstück am Rhein-Herne-Kanal in Bottrop, „damals eine Zechenbrache“ – es wurde der neue Standort.

Weitere wichtige Schritte in der Firmenentwicklung: 2001 wird Langnese Kunde. 2005 übernimmt Rottbeck die Essener Spedition Krage und zwei Jahre später die Konzernniederlassung von Gefco in Duisburg. „Im Winter 2007 waren wir einer der größten Spediteure im weiten Umkreis“, so Rottbeck. „Das war das letzte Aufbäumen vor der Wirtschaftskrise.“ Während dieser zog er die Bremse, konzentrierte sich aufs Kerngeschäft. „So sind wir da unbeschädigt raus gegangen.“

Ausbau des Standortes Bottrop

2008 wurde der Standort Bottrop ausgebaut. Inklusive des späteren Zukaufs eines Nachbargrundstücks ist das Gelände auf 47.000 qm angewachsen, inklusive mehr als 20.000 qm bebaute Fläche. Seit 2010 ist Rottbeck Westeuropa-Umschlagplatz für die Spediteurs-Kooperation CTL (Cargo Trans Logistik). „Als Dienstleister schlagen wir hier nachts um die 800 bis 1000 Sendungen um.“ Als Drehkreuz im bundesweiten Linienverkehr mit Lkw.

An heute drei Standorten – neben Bottrop sind das Essen und Bochum – werden von Rottbeck Geschäftsfelder bedient wie Stückgut-Spedition, Logistik-Dienstleistungen, Distributions- und Beschaffungsgeschäfte, Vermietung von Büros und Lagerflächen in eigenen Logistikimmobilien.

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„Unser neustes Kind ist Louise“, sagt der Chef. Das seht für „Logistik und innovative Services für urbane Regionen.“ Ein vom Bund gefördertes Wissenschaftsprojekt, an dem ein Konsortium aus Fraunhofer Institut, Westfälischer Hochschule, Stadt Bottrop, Spedition Rottbeck, Packstation-Anbieter Pakadoo und der Firma News Media Druck und Werbung beteiligt ist. Entstehen soll ein Netzwerk aus privaten Haushalten, stationärem Einzelhandel, lokalen Dienstleistern und Spedition.

Louise bringt Einkäufe nach Hause

Wer oder was ist Louise genau? Die Stadt beantwortet das so: „Logistik und innovative Services für urbane Regionen am Beispiel der Emscher-Lippe-Region“ ist ein auf zwei Jahre angelegtes Forschungsprojekt. Mitte April konnten die Bottroper Bürger auf dem Wochenmarkt Informationen über das Projekt bekommen und das Angebot erstmals in der Praxis testen.

Waren können online oder vor Ort geordert werden

Die Grundidee: Bottroper Händler und Gewerbetreibende sollen über eine digitale Plattform die Anlieferung von eingekauften Waren anbieten können. Eingekauft werden kann sowohl online als auch vor Ort. Geliefert wird frei nach dem Motto: „Sie kaufen ein und Louise bringt es heim.“ Ziele können Wunschorte sein wie Paketboxen oder -stationen, aber auch die eigene Haustür.

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Mitte April konnte man das Angebot zum ersten Mal in der Praxis testen. Probeweise wurden mit Lastenfahrrädern in der Innenstadt die Einkäufe der Bottroper nach Hause geliefert. Somit konnten Kunden ohne schwere Taschen und Tüten noch weiter in der Stadt bummeln. Die Auswertung erfolgt nun als Teil des Forschungsprojekts.

Für alle, die das Angebot verpasst haben: Am Samstag, 4. Mai, besteht das nächste Mal die Chance zum Test. Im Rahmen des Super Samstags wird Louise wieder die Einkäufe der Bottroper bis nach Hause bringen, diesmal auch in einem weiteren Umkreis.