Bottrop. . Die Stadt betreibt versuchsweise eine Plattform für internetbasierten Warenverkehr. Cargo-Bikes und E-Scooter fahren zu den Kunden.

Die Stadt macht den Konzernen im Onlinehandel Konkurrenz und wird in den nächsten zwei Jahren gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft und der Wirtschaft eine lokale Plattform für den internetbasierten Warenverkehr aufbauen.

In einem Modellversuch will sie eine digitale Lösung voran bringen, mit der sich der Bottroper Einzelhandel gegen die wachsende Internetkonkurrenz wappnen kann und private Haushalte in der Stadt schnell mit Waren beliefert werden können - und zwar mit umweltfreundlichen Fahrzeugen wie E-Scootern oder elektrischen Cargo-Bikes. Auch Dienstleister von Ärzten über Apotheker bis hin zu Änderungsschneidern oder Schustern können dann über die neue E-Commerce-Plattform mit ihren Kunden ihre Service-Angebote abwickeln. Dazu wird auch eine App entwickelt, mit der Kunden Waren oder Dienstleistungen ordern können.

Ziel ist es, den Lieferverkehr in der Stadt zu verringern

Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft

An dem Modellversuch beteiligen sich aus der Wissenschaft das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik und das Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik in Dortmund und das Institut für Innovationsforschung und -management in Gelsenkirchen.

Außerdem bringen neben der Stadtverwaltung folgende Unternehmen Engagement und Erfahrung aus der Praxis ein: die Spedition Rottbeck, der Packstation-Anbieter Pakadoo und die Firma News Media Druck und Werbung. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt.

Das Kürzel für dieses Forschungsvorhaben lautet Louise. Es steht für Logistik und Innovative Services. „Wir haben an diesem Projekt ein großes Interesse. Denn wir können so Kunden, Logistikfirmen und lokale Unternehmen zusammenbringen, um den innerstädtischen Verkehr zu verringern, und gleichzeitig die lokale Wirtschaft stärken“, sagt Beigeordneter Klaus Müller. Den Projektpartnern ist dabei völlig klar, dass sie sich ausgesprochen ehrgeizige Ziele setzen. „Wir müssen in den Köpfen der Menschen etwas verändern und sehr viel Werbung machen. Je mehr Leute mitmachen, um so interessanter wird das“, erklärt Sabine Wissmann, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung.

Denn der auf zwei Jahre angelegte Modellversuch läuft nicht nur in Labors und Hochschulinstituten ab, sondern auch ganz real. „Das erste E-Cargo-Bike ist schon bestellt“, sagt Spediteur Frank Rottmann. Seine Spedition bringt sich in das Projekt ein, in dem ihre Mitarbeiter zum Beispiel in den Wohnsiedlungen, an Supermärkten aufgestellte Packstationen beliefert oder eigene Lager bereithält, in denen Waren zunächst gesammelt werden, bevor sie möglichst bedarfsgerecht zu den Kunden gebracht werden - also dann, wann sie am besten zu erreichen sind und auch wo. Deshalb beteiligt sich an dem Versuch etwa auch der Packstation-Anbieter Pakadoo, durch dessen Service Arbeitnehmer private Pakete ganz offiziell auch an ihren Arbeitsplätzen empfangen können.

Bottrop ist ein gutes Versuchsfeld

Den Wissenschaftlern geht es in dem Modellversuch darum, solche Abläufe zu bündeln und zu optimieren. „Wir erfinden dabei nichts neu. Wir wollen vorhandene Technik miteinander vernetzen“, erklärt Michael Lücke, Mitarbeiter des Institutes für Innovationsforschung. Die Stadt diene dabei als Reallabor. Sie sei ein gutes Versuchsfeld, weil sie im Süden städtisch und im Norden eher ländlich strukturiert sei. Lücke: „Alles hat den Anspruch, dass man damit irgendwann auch Geld verdienen kann“.