Bottrop. . In Bottrop plant der Wohnungskonzern eine neue Siedlung. Im Raum steht auch der Abriss bestehender Häuser. Die Mieter darin sorgen sich nun.

23 Einfamilienhäuser und ein Mietshaus mit zwölf Wohneinheiten – so sehen die Pläne des Wohnungskonzerns Vivawest für eine 9500 Quadratmeter große Fläche an der Johannesstraße aus. In Höhe der Nummer 80 bis 86 soll diese neue Siedlung entstehen. Das bestätigt Vivawest auf Nachfrage. Das Gelsenkirchener Unternehmen will dafür vor allem die großen Gärten seiner Häuser dort für eine so genannte Innenraumbebauung nutzten. Die neue Bebauung stieße dann hinten an das Johannestal und dehnt sich seitlich fast bis zur Hebeleckstraße aus.

Doch bis es soweit ist, werden wohl noch Monate, wenn nicht gar Jahre vergehen. Denn damit Vivawest seine Pläne realisieren kann, muss der zuständige Ausschuss des Rates dort erst einmal einen Bebauungsplan aufstellen.

2003 gab es erstmals ähnliche Pläne

Das sind die weiteren Schritte

Es gab bereits Gespräche zwischen Verwaltung und Vivawest, bestätigt Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins.

Wenn Vivawest die Mieter informiert hat, geht das Verfahren weiter. Dann würden auch Pläne im Ausschuss vorgestellt. Die können sich – etwa die Zahl der Wohneinheiten – im Laufe des Verfahrens noch ändern.

Ganz neu sind die Vivawest-Pläne nicht. 2003 hatte die THS, eines der Vorgängerunternehmen von Vivawest, ein Bebauungsplanverfahren bei der Stadt angestoßen. Weil die Pläne dann aber nicht weiter verfolgt wurden, wurde auch das entsprechende Verfahren gestoppt. Es muss nun also neu aufgerollt werden, und es muss die nötigen Mehrheiten dafür geben.

Die Verwaltung hat das alte Vorhaben auch in das Wohnbauflächenkonzept übernommen, das der Rat im Jahr 2016 beschlossen hatte. In diesem Konzept führt die Verwaltung alle Flächen auf, die sich angesichts abzeichnender großer Nachfrage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt theoretisch zur Bebauung eignen könnten – ungeachtet weiterer nötiger Prüfungen und Verfahren.

Nun also muss sie sich mit dem Thema Johannesstraße auseinandersetzen. Auf dem Gelände könnte ein für den Bottroper Süden großes neues Baugebiet entstehen. Ansonsten liegen die meisten größeren Baugebiete in Kirchhellen.

Mieter haben teils selbst investiert

Doch: Was passiert mit den bestehenden Häusern Johannesstraße 80, 82, 84 und 86. 2003 plante die THS eine Sanierung. Doch die jetzigen Mieter und auch die DKP wollen erfahren haben, dass Vivawest sie nun abreißen will. Das wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht bestätigen, widersprach aber auch nicht. Schriftlich hieß es: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir unseren Mietern unsere Pläne gerne in persönlichen Gesprächen im Detail erläutern möchten. Daher werden wir uns zum aktuellen Zeitpunkt nicht näher zu diesem Projekt äußern.“

Entsprechende Einladungen haben die Mieter inzwischen erhalten. Bei einem improvisierten Treffen, initiiert von der DKP, einigten sie sich, ein Schreiben an Vivawest aufzusetzen und ein gemeinsames Gespräch zu fordern.

Anwohner aus dem Johannestal bangen um Grünland

Die Aussicht, möglicherweise die Wohnung zu verlieren, löst Besorgnis aus. „Als wir vor fünf Jahren hier eingezogen sind, hat Vivawest noch einmal investiert“, wundert sich eine Mieterin. Ihr Mann ergänzt: „Ginge es nur darum, einen Teil des Gartens abzugeben, würde ich ja gar nichts sagen.“

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Ein Nachbar dagegen verweist darauf, dass er seine Wohnung auf eigene Kosten ausgebaut und renoviert habe. „In meiner Wohnung gehört nichts mehr Vivawest.“ Anwohner aus dem Johannestal bangen vor allem um das Grünland.

DKP-Ratsherr sieht Vivawest im Recht

Selbst DKP-Ratsherr Michael Gerber muss zugeben, dass im Falle eines Abrisses Vivawest das Recht hätte, den Mietern zu kündigen. Dann ginge es darum, eine Abfindung auszuhandeln.

Vivawest erklärt in einer Stellungnahme, wie sich das Unternehmen generell in so einem Fall verhält: „Bei einem perspektivischen Abriss von Bestandsgebäuden werden wir unseren Mietern vergleichbaren Ersatzwohnraum, nach Möglichkeit auch im Quartier, anbieten und sie bei ihren Umzügen unterstützen.“