Bottrop. . Anwohner am Fortkamp beklagen sich über Belastung durch die Kokerei. Laut Bezirksregierung werden sämtliche Grenzwerte eingehalten.
Empört zeigt Martina Krüger ihren Putzlappen vor. Er ist schwarz vor Dreck und Staub, der auf ihren Garten niedergeht, der durch alle Ritzen und Lüftungen dringt und sich auch in der Wohnung niederlegt. Auf eigene Kosten hat die Welheimerin den Dreck analysieren lassen. Das Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung: Zu über 70 Prozent besteht der Staub aus Steinkohlenkoks und Steinkohle.
Keine Gefahr für die Gesundheit
Die DKP-Ratsgruppe unterstützt die Fortkamp-Anwohner, hat ebenfalls ein Gutachten anfertigen lassen. Darin kommt das Hygiene-Institut des Ruhrgebiets zu dem Schluss, dass es keine „konkreten Anhaltspunkte bezüglich möglicher Gesundheitsgefahren“ gebe. Ein schwacher Trost für die Anwohner, denn der Dreck beeinträchtige ja nun einmal die Lebensqualität. Eine ältere Nachbarin komme mit dem Putzen überhaupt nicht mehr nach, beklagt eine Anwohnerin den Aufwand, der inzwischen nötig sei, um die Wohnung sauber zu halten. DKP-Ratsherr Michael Gerber will die Analyse auch nicht so einfach stehen lassen. Es gebe inzwischen viele Klagen über Atemwegsbeschwerden und -reizungen, sagt er. Eine Anwohnerin ist sowieso in Behandlung beim Lungenarzt und will das Thema da auch ansprechen.
Ganz deutlich machen Martina Krüger und ihre Nachbarn, dass es ihnen nicht darum gehe, die Kokerei weg zu bekommen. „Wir wollen doch keine Arbeitsplätze vernichten.“ Die Anwohner fordern aber, dass die Belastung wieder auf den Stand von vor 2016 herunter gefahren wird.
Verantwortlich für die Aufsicht über die Kokerei ist die Immissionsschutzbehörde bei der Bezirksregierung Münster. Dort stellt man klar, dass der Betrieb sämtliche Grenzwerte einhalte. Für Kohlenstaub liege der Jahresmittelwert bei 0,35 Gramm pro Quadratmeter und Tag. „Das, was im Mittelwert ausgestoßen wird, ist ein Fünftel dessen“, sagt Sigrun Rittrich, die Sprecherin der Bezirksregierung. Kohlenstaub gelte nun auch nicht als besonders schädlich oder gar als Gefahrstoff.
Keine Grenzwerte
Die Behörde sei regelmäßig vor Ort, nehme Proben und sei im Austausch mit den Kokerei-Verantwortlichen. Der Staub sei sicher eine Belastung für die Anwohner, doch würden eben keine Grenzwerte überschritten. „Da können wir rein ordnungsrechtlich nichts machen“, sagt Sigrun Rittrich. Das Unternehmen tue alles, was gesetzlich und technisch vorgegeben sei, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Kohlenhalden würden befeuchtet und zusätzlich mit einen Mittel bearbeitet, was für Verkrustungen sorgen soll. Doch je nach Wetterlage und Wind komme es eben immer wieder zu solchen Problemen.
Für die Anwohner ist das ein schwacher Trost. Martina Krüger hat inzwischen ihr Analyseergebnis zum Anlass genommen und die Kokerei auf Unterlassung verklagt. Sie will erreichen, dass sich die Betroffenen möglichst gut vernetzen.