Bottrop. . Der letzte Gottesdienst an der Eichenstraße berührt und bewegt die Gemeindemitglieder. Viele fragen sich, wo sie jetzt hin sollen.
Die Messe ist gelesen. In einem letzten Gottesdienst feierte die Gemeinde emotional und bewegend den Abschied von der St. Elisabeth-Kirche an der Eichenstraße.
Schon beim Betreten der Kirche wurde deutlich, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Messe handelt. Gemeindemitglieder teilten ihre Erinnerungen an zwei Wänden mit farbigen und schwarz-weiß Bildern. Sie zeigten Kommunionen, Taufen oder Hochzeiten aus der 63-jährigen Geschichte. Verbände, Vereine und Gruppen aus der Pfarrei begleiteten den Gottesdienst zusätzlich mit Bannern und Fahnen.
Ein schwieriger Moment
St.Elisabeth-Kirche bleibt als Gebäude erhalten
Das Kirchengebäude an der Eichenstraße wird nicht abgerissen. Es wird allerdings auch nicht als Gotteshaus genutzt.
Laut Plänen des Investors, der die Kirche gekauft hat, sollen an dem Standort neue Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser gebaut werden. Außerdem wird es weiterhin eine katholische Kita und Jugendräume geben.
Zahlreiche Gläubige waren gekommen, um sich von ihrer Kirche zu verabschieden. Diese platzte aus allen Nähten. Zusätzlich mussten Stühle aufgestellt werden. Diejenigen, die keinen Platz bekommen hatten, standen an den Seiten und im hinteren Teil des Gotteshauses.
Nach fast zwei Stunden erfolgte der bewegende Auszug. Viele hielten diesen besonderen historischen Moment mit ihren Smartphones fest. Mehr als ein Hauch von Wehmut und Trauer schwebte durch das Gebäude. „Ich bin sprachlos und habe einen Kloß im Hals. Es ist für mich jetzt ein ganz schwieriger Moment“, sagte ein sichtlich bewegter Markus Stamm, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, nur wenige Minuten nach dem Ende des letzten Gottesdienstes. Er sei in der Gemeinde St. Elisabeth aufgewachsen. Seine Frau hat er in der Jugendarbeit kennengelernt. Die Schließung stand schon länger fest. Aber erst jetzt würden viele Mitglieder realisieren, dass die Gemeinde tatsächlich Geschichte sein wird.
Viele Pfarreimitglieder beteiligten sich
Auch an Propst Jürgen Cleve ging der Abschied nicht spurlos vorüber. Während des Gottesdienstes ließ er sich davon nichts anmerken. Danach gab er allerdings zu, dass ihn alles emotional sehr mitgenommen habe. „Mich hat besonders gefreut, dass viele junge Familien den Weg in die Kirche gefunden haben. Das hat den Abschied lebendig gemacht“, so der Propst. „Es war außerdem schön zu sehen, dass sich unterschiedliche Menschen aus der Pfarrei aktiv an der Umsetzung des Gottesdienstes beteiligt haben.“
Im Pfarrheim ließen viele der Besucher anschließend den Abschied gemeinsam ausklingen. „Wir nehmen Abschied von einem Ort“, sagte Jürgen Cleve. Mit Trauer geht jeder anders um. Einige schauten bereits positiv in die Zukunft, andere blieben skeptisch. „Die Strukturen in der Gemeinde, die über Jahrzehnte geschaffen wurden, werden auseinandergerissen“, sagte eine ältere Dame. Ihre Tischnachbarin gewährte Einblicke in ihr Seelenleben. „Mein Sohn ist hier getauft worden, Kommunion, Heirat. Alles in St. Elisabeth. Jetzt ist alles vorbei.“ Und sie stellte eine Frage, die sich wahrscheinlich viele, vor allem Gläubige im gesetzten Alter aus der Gemeinde, ab sofort stellen werden: „Wo sollen wir denn jetzt hin?“
Der weite Weg in die Innenstadt
Die Antwort lautet: nach St. Cyriakus. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Das weiß auch Markus Stamm: „Es wird älteren Menschen sehr schwer fallen, sich umzugewöhnen.“ Der Weg von St. Elisabeth an der Eichenstraße in die Innenstadt sei für viele Gläubige zu weit.