Bottrop. . Das alte Bottroper Stadtwappen zeigt noch den Bergmannshammer. Nach dem Zusammenschluss mit Kirchhellen kamen 1978 die Wolfsangeln.

Mit spitzen Fingern streckt Elsbeth Müller den kleinen Aufnäher aus Stoff in die Höhe. Es ist das Bottroper Stadtwappen, dass sie sich als Kind in den 50er Jahren im Chor an die Kleidung stecken durfte.

Eines fällt auf: In der Mitte waren noch nicht die Wolfsangeln von heute, sondern ein Bergmannshammer. Der wird allerdings seit dem Zusammenschluss mit Kirchhellen nicht mehr auf dem Wappen geschwungen.

Chorkinder mussten Wappen wieder abgeben

Ab 1978 wurden die Postkarten mit dem neuen Stadtwappen gedruckt. Es setzt sich aus dem alten Bottroper und dem Kirchhellener Wappen zusammen.
Ab 1978 wurden die Postkarten mit dem neuen Stadtwappen gedruckt. Es setzt sich aus dem alten Bottroper und dem Kirchhellener Wappen zusammen. © Michael Korte

„Das war unser ganzer Stolz. Mit dem Stadtwappen durfte nicht jeder einfach so herum laufen“ sagt Elsbeth Müller von der Historischen Gesellschaft. Bei Auftritten des Volkshochschulchores durfte es aber nicht fehlen. Die Sänger mussten sich das Wappen vor den Konzerten abholen und an die Kleidung stecken.

Sobald die Kinder von der Bühne kamen, sammelte der Chorleiter die guten Stücke wieder ein. Zufällig war es Müllers eigener Vater, der die Rasselbande leitete. „Manchmal lagen 70 Wappen bei uns zu Hause in der Schublade“, erinnert sie sich und lacht.

Das Kirchhellener Blau kam später

Seine leuchtend rote Farbe hat ihres, nach einem längeren Aufenthalt in der Schublade, bis heute nicht verloren. Das Kirchhellener Blau sucht man bis 1978 vergebliche auf dem Stadtwappen. Als Bottrop 1919 die Stadtrechte verliehen bekam, wollte man die Vergangenheit und Gegenwart des „größten Dorf Preußens“ im Wappen festhalten.

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Die Gegenwart: Dafür stand damals der Bergmannshammer in der geschwungenen Faust. „Lange war er ein Symbol für die Stadt und den damit eng verbundenen Bergbau. Heute ist nicht nur das alte Wappen Geschichte, sondern auch der Bergbau“, sagt Elsbeth Müller.

Die Vergangenheit: Ist nicht nur im alten, sondern auch im neuen Wappen zu finden. Das schwarze Krückenkreuz hat den Wandel überdauert. Es ist das Zeichen des Deutschritterordens. „Die Ordensgemeinschaft hat auf der Kommende Welheim gesessen“, erklärt Müller. Vor 700 Jahren lebten die Ritterbrüder dort in einem geräumigen Kommende-Haus. Zu dieser Zeit hieß Bottrop noch Borthorpe.

Wolfsangeln sind wieder aktuell

Im Rahmen der kommunalen Neugliederung bekam die Stadt am 1. Juli 1976 Zuwachs. Die Gemeinde Kirchhellen verließ den Kreis Recklinghausen und schloss sich mit Bottrop zusammen. Aus zwei wurde eins. Und so sollte es zwei Jahre später auch mit dem Stadtwappen geschehen.

Der Bergmannshammer verstummte und die drei Kirchhellener Wolfsangeln auf blauem Grund rückten in den Mittelpunkt des neuen Wappens. „Was für ein passender Zufall. Der Wolf ist ein aktuelles Thema geworden“, sagt Elsbeth Müller und schmunzelt. Während sich das Kapitel des Bergbaus mit Proper Haniel im vergangenen Jahr schloss, hinterlässt die Schermbecker Wölfin weiterhin fleißig ihre Pfotenabdrücke in der Stadtgeschichte.