Bottrop. . Stählerne Fördertürme reckten sich in den 1920er Jahren auf vielen Ansichtskarten von Bottrop in die Höhe. Manche Karten landeten in den Nachbarländern.

Die nachkolorierte Postkarte der Zeche Vereinigte Welheim wirkt fast ein bisschen romantisch. Der Himmel leuchtet in sanften Pastelltönen. Nur ein dunkles Wölkchen steigt aus einem der Schornsteine empor. So rosig wie diese Postkarte anmutet, ist die Geschichte hinter der Zeche nicht.

Das kurze Leben Welheims währte nur 18 Jahre. Dann war Schluss. Ähnlich ging es in den vergangenen 100 Jahren auch anderen Zechen. Die Motive der Postkarten sterben aus, die Geschichten dahinter bleiben.

Zechen waren ein beliebtes Besetzungsmotiv

Ein Blick ins prall gefüllte Sammel-Album von Wilfried Krix verrät: Kumpel-Grüße waren keine Seltenheit. Viele schrieben regelmäßig an die Familien zu Hause und schickten mit den Zeilen gleich noch ein Bild ihres Arbeitsplatzes über die Stadtgrenze. Doch nicht nur das. Gerade die Zechen-Karten aus den 20er Jahren dokumentieren, mit so mancher Sauklaue, ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte.

Gestern Zeche, heute Möbelhaus

Heute steht auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Vereinigte Welheim im Stadtteil Boy ein Möbelhaus. Auf den ersten Blick erinnert dort nichts mehr an den Kohleabbau.

Doch bei genauerem Hinsehen fallen die zwei Protegohauben auf dem Parkplatz auf. Sie sollen die Auswirkung einer Explosion beschränken.

„In der Zeit der Ruhrbesetzung schickten Franzosen und Belgier Bottroper Karten in die Heimat. Viele davon mit Zechen Motiven. Denn darum ging es ja“, sagt Krix. Die Kohle- und Koksproduktion zog nach dem Krieg Soldaten aus den Nachbarländern nach Bottrop. Stichwort: Reparationsverpflichtungen.

Karten sind mit Geschichte verwoben

Nicht nur die Ansichtskarten aus den 1920er Jahren finden im Album von Wilfried Krix Platz. Es verfügt auch über „neuere“ Modelle. Die glänzende Karte des Malakoffturms stammt vermutlich aus den 60er Jahren. Das Motiv ist Bottropern bekannt. Ein steinerner Koloss mit eingebautem Stahlgerüst. Doch so sah die heutige Landmarke nicht immer aus. Schnell blättert Krix ein paar Seiten zurück. Nein, da ist sie nicht. Noch weiter. Da.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine ganz normale Siedlung. Links und rechts stehen Häuser. Dazwischen ist ein stählernes Tor. Das massive Gebäude in der Mitte der Karte scheint jedoch nicht so recht ins Bild zu passen. Es ist der Malakoffturm. Die Postkarte zeigt den Eingang der Zeche Proper II. Von dem stählernen Fördergerüst fehlt jede Spur.

Malakoffturm ohne Gerüst

 Die Postkarte zeigt den Eingang der Zeche Prosper II mit dem.      
 Die Postkarte zeigt den Eingang der Zeche Prosper II mit dem.       © Kirsten Gnoth

1875 hat der steinerne Turm seinen Dienst aufgenommen. Die alten Gerüste waren den neuen Belastungen nicht mehr gewachsen, also wurde gemauert. Im Laufe der Zeit kam dann das Strebengerüst dazu, das nun den Turm überragt. „Er ist einer von wenigen erhaltenen Malakofftürmen im Ruhrgebiet und der einzige seiner Art mit dieser Bauweise“, erklärt Krix.

Der Sammler ist mit der Geschichte der Zechen so verwoben wie seine Postkarten. Während seiner Lehrjahre ist der einstige Laborant auf der Zeche Wehlheim eingefahren. Bis in die 60er Jahre ging das noch, obwohl dort keine Kohle mehr gefördert wurde. Eine Postkarte von seinem Arbeitsplatz habe er allerdings nie verschickt.