Bottrop. . Vor 40 Jahren eröffnete der Schuhriese Deichmann sein Distributionszentrum West in Bottrop. Was dort alles zum Arbeitsalltag gehört.
Hunderte von Fotografien zieren eine lange Wand. Sie sind nicht nur bunt und schön anzuschauen, sondern dokumentieren eine 40-jährige Zeitreise.
Das Lager von Europas größtem Schuhhändler Deichmann an der Knippenburg feiert in diesem Jahr eben dieses runde Jubiläum. 1978 war es das erste so genannte Distributionszentrum außerhalb der Zentrale in Essen, das die Firma Deichmann eröffnete.
Deichmann: Verkehrsanbindung war ein Argument für Bottrop
„Die Nähe zur Verwaltung, die ausgezeichnete verkehrstechnische Anbindung sowie die ideale Größe des Grundstücks waren damals die Gründe für die Wahl des Bottroper Standortes“, erinnert sich Dirk Nakowitsch. Er ist fast ein Mann der ersten Stunde: 1979 begann er als Auszubildender zum Bürokaufmann in der Verwaltung, heute ist er der Leiter des Distributionszentrums - kurz DZ genannt.
Mit rund 15.000 Quadratmetern Fläche in der Lagerhalle sowie 2000 Quadratmetern Bürofläche ging es einst an den Start. Im Jahr 2006 wurde der Standort erweitert und umfasst seither rund 27.000 Quadratmeter.
Vom Bergmann zu Deichmann
Meterhoch recken sich die Regale gen Decke, scheinbar endlos strecken sich die Gänge dazwischen und scheinbar unzählig stapeln sich überall braune Kartons – von Schuhen ist nichts zu sehen. „Als ich hier anfing, sah es noch nicht so aus“, erinnert sich Harald Gniffke, zuständig für die Lagersteuerung und seit 1. Januar 1980 Mitarbeiter am Bottroper Standort. „Die Sortierung, die heute automatisch läuft, erfolgte damals manuell, es gab viel mehr Freifläche zwischen den Regalen und die waren auch bei Weitem nicht so hoch.“ Damals war das Lager auf maximal eine Millionen Schuhe ausgelegt, heute liegt die Kapazität bei 2,2 Millionen Schuhen.
Harald Gniffke war einst einer der letzten Auszubildenden zum Knappen auf der Zeche Prosper III, arbeitete zunächst fünf Jahre unter Tage, dann ein halbes Jahr „zum Akklimatisieren als Dachdecker“, um dann im Lager von Deichmann anzufangen. „Eigentlich wollte ich nur zwei Monate bleiben, nun sind es schon 38 Jahre geworden“, meint der 58-Jährige schmunzelnd.
Schuhe werden häufig in Vietnam und China produziert
Das Bottroper Distributionslager ist eines von europaweit 14. 21 Millionen Paar Schuhe durchwandern das Lager Jahr für Jahr. Hinzu kommen Zusatzprodukte wie Einlegesohlen, Schuhcremes, Schnürsenkel und Imprägniersprays. 290 Filialen werden von hier aus versorgt - in einem Gebiet zwischen Koblenz, Paderborn und Kassel.
Kamen die Schuhe vor 40 Jahren vor allem aus Italien, Spanien und Portugal, so werden sie heute oftmals in Asien (Vietnam und China) produziert. „Das liegt daran, dass wir heute viel mehr Schuhe verkaufen und den Bedarf allein durch Produktion in Europa nicht decken können. Die Kapazitäten reichen schlichtweg nicht aus“, erklärt Johanna Pistor, Sprecherin des Unternehmens.
Arbeitstag beginnt morgens um vier Uhr
Einer, der dafür sorgt, dass die Filialen stets mit den aktuellen Kollektionen versorgt sind, ist Helmut Liske. Der 60-Jährige gehört ebenfalls zu den langjährigen Mitarbeitern und arbeitet seit 1981 als Kraftfahrer für den Schuhriesen. „Heute ist das aber wesentlich komfortabler als einst“, meint Liske. „Früher musste man im Winter ständig die Scheiben kratzen und die Spiegel sind mir während der Fahrt zugefroren“, erinnert sich Liske. Sein Arbeitstag beginnt morgens um vier an der Rampe des DZ und endet mittags wieder hier, wenn sein Lkw für den nächsten Tag beladen wird.
Eine der wenigen Frauen der ersten Jahre ist Monika Wolany. Die 61-Jährige kam 1983 ohne Ausbildung ins DZ und gilt heute als „die gute Seele“. „Ich hab immer im Büro gearbeitet, erst im Etikettendruck, dann in der Arbeitsvorbereitung und jetzt in der Telefonzentrale“, erzählt sie. „Aber im Grunde hab ich meine bisherige Arbeit auch immer mitgenommen, so dass ich eigentlich die Schnittstelle für viele Arbeiten und Mitarbeiter bin.“
Grillfeste im Haus der Familie Deichmann
Klar, wenn man so lange in einem Unternehmen arbeitet, schwelgt man auch in Erinnerungen. „Früher fanden die Feiern zu Dienstjubiläen der Mitarbeiter im Haus der Familie Deichmann statt“, erinnern sich Helmut Liske und Harald Gniffke. „Es gab dort sogar Grillfeste erzählt Liske und erinnert sich, wie Heinrich Deichmann in den 80er Jahren in einer Filiale Waren annahm. „Nach dem Studium wollte er von der Pike auf das Unternehmen kennenlernen.“ Noch heute sei so ein Rundlauf durch alle Abteilungen für neue Mitarbeiter üblich. Und Monika Wolany erinnert sich gern an die Sommer- und Weihnachtsfeste. Dabei entstanden auch die Bilder, die die stets wachsende Fotowand zieren.