Im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ geht’s durch ein Wirrwarr von Transportbändern und vorbei an Hochregallagern zu den Lkw-Rampen
- Zwölf WAZ-Leser blicken im Lager von Europas größtem Schuhhändler hinter die Kulissen des Schuhverkaufs.
- 21 Millionen Paar Schuhe werden hier jährlich durchgeschleust bevor sie im Ladenregal landen.
- Jede Nacht starten vollgepackte Lkw am Bottroper Lager, um 290 Filialen zu versorgen.
Meterhoch recken sich die Regale gen Decke und scheinbar unendlich viele braune Kartons stapeln sich darin. Und mittendrin flitzen Gabelstapler durch die endlosen Gänge. Auf den ersten Blick verrät nichts, das man sich im Lager von Europas größtem Schuhhändler befindet – im Distributionszentrum West von Deichmann an der Knippenburg. Zwölf Leserinnen und Leser heften sich im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ an die Fersen von Andreas Gessner, Leiter der Logistik, und blicken hinter die Kulissen des Schuhverkaufs.
1978 hat Deichmann das Lager an dieser Stelle eröffnet. „2006 wurde der Standort erweitert und umfasst nun rund 27 000 Quadratmeter“, erklärt Andreas Gessner und liefert gleich noch ein paar Zahlen, die die Besucher ins Staunen bringen. „21 Millionen Paar Schuhe werden hier jährlich durchgeschleust und in Spitzenzeiten lagern hier rund zwei Millionen Paare.“ Hinzu kommen Zusatzprodukte wie Schuhcrèmes, Einlegesohlen, Imprägniersprays und Schnürsenkel.
Das Bottroper Lager versorgt 290 Filialen
„Momentan lagern hier die Waren für den Herbst und Winter. 290 Filialen werden von hier aus versorgt – in einem Gebiet zwischen Paderborn und Kassel bis hinunter nach Koblenz.“ Insgesamt gebe es europaweit 14 solcher Standorte. „Lassen Sie es auf sich wirken“, meint Gessner beim Gang durch die Hochregallager. Gabelstapler flitzen vorbei und so mancher Besucher staunt über das Tempo. „Sie fahren nur 15 Stundenkilometer“, erklärt der Logistikleiter.
Wohin man auch blickt, bunte Pumps, fellbesetzte Stiefel oder Hausschuhe sind nirgendwo zu sehen. Drum geht’s zunächst einmal zu den Rampen für die Anlieferung. Der Logistikleiter öffnet einen der schlichten, brauen Kartons, die gerade auf einem Band aus dem Bauch eines Lkw-Containers rollen: Zehn bunte Kartons sind drin und darin kleine rosa Kinderschuhe in verschiedenen Größen. „Sie sehen, es sind tatsächlich Schuhe drin“, meint Andreas Gessner schmunzelnd.
Im Container von China über Rotterdam nach Bottrop
Die Container mit den Schuhen, die die Lkw anliefern, haben einen langen Weg hinter sich. „Wir fertigen weltweit, aber die meisten Schuhe kommen aus Asien, vor allem aus China und Indonesien“, erläutert Gessner. „In den Produktionsstätten dort werden die Kartons bereits so gepackt und nach Größen sortiert, wie es hier benötigt wird.“ Insgesamt 650 Kartons passen dann in einen Container. Mit dem Schiff gehe es dann nach Rotterdam oder Hamburg, und von dort mit Zug und/oder LKW zum Bottroper Lager.
Über ein Gewirr von Transportbändern finden die Kartons - vollautomatisch gesteuert - ihren Weg durch die zwei Lagerhallen. „Jede Lieferung wird kontrolliert. Es kann ja auf dem Transportweg irgendwas passiert sein“, erklärt Gessner im Bereich der Qualitätssicherung. Mitgeschmuggelte Drogen oder Zigaretten habe man aber noch nie gefunden.
Kartons werden auf 60 Bändern sortiert
Weiter geht’s über Treppen nach oben – nichts für Menschen mit Höhenangst. Doch oben angekommen gibt’s weite Blicke durch die Lagerhalle und über insgesamt 60 Bänder. „Bevor die Kartons ins Lager gehen, werden sie hier gescannt und sortiert. Der Durchsatz pro Tag liegt bei 150 000 Paar Schuhen.“
Derweil drängen sich an der Rampe der Warenausgabe die Lkw. Gessner: „Es ist 11 Uhr. Man könnte meinen, die Fahrer haben einen kurzen Arbeitstag. Ist aber nicht so, sie waren seit nachts um zwei unterwegs und haben die Filialen beliefert.“