Bottrop. . Zwischen Falschparkern, Diskussionen und netten Gesprächen – eine Bottroper Politesse schildert ihren Alltag. Manchmal drückt sie ein Auge zu.

Die Blicke der Politesse (eigentlich Verkehrsüberwacherin) wandern über die Autoscheiben – auf der Suche nach dem Parkschein oder dem Bewohnerausweis. Wird sie nicht fündig, landet meist ein Knöllchen am Scheibenwischer.

Rund 75.000 werden jedes Jahr ausgedruckt und von einem der 22 aktiven Mitarbeiter an die Scheibe geklemmt. Die Zahl sei leicht rückläufig. „Die Bürger wissen, dass immer jemand um die Ecke kommen könnte“, sagt Fabian Fingerlin, der zuständige Abteilungsleiter im Straßenverkehrsamt.

Politesse gibt Daten per App ein

Ihren Namen möchte die Verkehrsüberwacherin nicht verraten. Nur so viel: Die Dame mit den rötlichen Haaren arbeitet seit über drei Jahren bei der Verkehrsüberwachung und macht den Job gern. „Nicht, weil ich Menschen verwarnen kann. Mir gefallen die netten Gespräche, denn die gibt es durchaus auch“, erklärt sie.

Das Auto berührt die Verkehrsüberwacherin bei ihrer Arbeit nicht. Alles läuft kontaktlos.
Das Auto berührt die Verkehrsüberwacherin bei ihrer Arbeit nicht. Alles läuft kontaktlos. © Heinrich Jung

Die Schicht beginnt um neun. Direkt vor der Tür Am Eickholtshof ist noch nichts zu tun. Hier dürfen die Autofahrer zwei Stunden lang stehen. Mit Bewohnerausweisen sogar unbegrenzt. „Viele der geparkten Autos erkenne ich wieder. Die stehen immer hier.“

So schnell das geschulte Auge bekannte Autos ausfindig macht, so schnell fischt es auch Falschparker aus der Masse heraus. Ein Auto steht mitten auf dem Gehweg am Berliner Platz. Der Fall ist eindeutig. Sie zückt das Handy. Über eine App kann sie alle wichtigen Daten eingeben. Kennzeichen, Fahrzeugtyp, Ort – alles landet im dafür vorgesehenen Feld. Das System sagt ihr auch, ob der Fahrer ein Ticket mit dem Handy gekauft hat oder einen Bewohnerausweis besitzt. Schnell noch ein paar Bilder machen und hochladen.

Falschparker zahlen zehn Euro

Der kleine Drucker an ihrem Gürtel spuckt das Knöllchen aus. Zehn Euro Bußgeld werden jetzt fällig. „In einer Feuerwehrzufahrt oder auf einem Behindertenparkplatz wären es 35 Euro“ Mit spitzen Finger steckt sie das Knöllchen an den Scheibenwischer. „Wir fassen die Wagen nicht an. Alles läuft kontaktlos.“

Eltern wollen Kinder bis in die Klasse fahren

Zwei Verkehrsüberwacher kümmern sich jeden Morgen um die Schulen. Zu Stoßzeiten sorgen sie dafür, dass die Eltern ihre Kinder nicht fast bis ins Gebäude fahren. „Das ist leider sehr häufig so“, sagt Fabian Fingerlin.

Manche Bürger ergreifen bei Falschparkern selbst die Initiative und rufen bei der Bußgeldstelle an. „Wir schaffen es zwar nicht immer zeitnah vorbei zu schauen, aber noch am gleichen Tag“, sagt Fabian Fingerlin.

Kontakt zu den Bürgern gibt es hingegen schon. Manchmal sind es genau die netten Gespräche, die sie so schätzt, manchmal gibt es Diskussionsbedarf. So mancher Kurzparker wolle das Knöllchen einfach wegdiskutieren. „Wenn jeder nur mal schnell irgendwo zwei Minuten stehen würde, würde es ein Parkchaos geben“, sagt die Politesse.

Um solchen Situationen vorzubeugen, geht sie immer mit einem Lächeln auf die Autofahrer zu. Geduldig erklärt die Politesse ihnen, was falsch gelaufen ist und drückt so manches mal ein Auge zu. Aber: „Einen Tag ohne Knöllchen habe ich in dieser Stadt aber noch nie erlebt.“