Bottrop. . Zwei Bottroperinnen haben die Gärten vor ihren Häusern ganz unterschiedlich gestaltet. Die eine mag es blumig, der anderen gefällt Schotter.

Ilona Strunk steht in ihrem Vorgarten. Sie hat sich bewusst dafür entschieden, ihn mit Kies und Schotter gestalten zu lassen. Dazu kommen Topfpflanzen. Die Diskussion um diese Schottergärten – geht es nach dem Naturschutzbeirat, sollte die Stadt diese Art der Vorgartengestaltung verbieten – kann sie nicht nachvollziehen.

Ihr Vorgarten sei vielleicht 15 Quadratmeter groß, hinterm Haus hat sie jedoch einen 600 Quadratmeter großen grünen Garten, der reichlich Lebensraum auch für Tiere bietet.

Straßenbäume nehmen das Licht

Für die Vorgartengestaltung hat Ilona Strunk auch einen handfesten Grund. Sie deutet auf die großen Platanen und die andere Bäume entlang der Straße. Im Sommer sei das Laubdach einfach zu dicht. „Dann wächst darunter einfach nichts mehr, weil es zu dunkel ist“, stellt die 64-Jährige klar, die sonst auch der Auffassung ist, es sei wichtig, die Natur zu schützen. Die Stadt solle lieber bei Bebauungsplänen schon im Vorfeld auf Klimaschutz achten.

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Auch grundsätzlich hat die Batenbrockerin ein Problem damit, dass nun wieder nach einem Verbot verlangt wird. „Was mich mittlerweile aufregt ist, dass der Bürger immer mehr reglementiert wird. Aber da, wo es wirklich drauf ankommt, macht sich niemand Gedanken.“ Sie zieht Parrallelen zum Dieselfahrverbot. auch da treffe das Fahrverbot letztlich die Falschen. „Es kann nicht alles auf den Bürger abgewälzt werden.“

Schottergärten sind nicht so pflegeleicht

Annahmen, wonach die meisten Menschen aus Bequemlichkeit einen Schottergarten anlegen, widerspricht sie energisch. Zumindest ihr Vorgarten sei nicht so pflegeleicht, wie manch einer vielleicht glaube. Das Entfernen des Laubs zwischen Kieseln und Schottersteinen sei nämlich durchaus mühsam – gerade bei kleineren Blättern.

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Im Vorgarten von Stefanie Nentwig haben die sonnigen und milden Herbsttage Spuren hinterlassen. Ein paar von den Pflanzen erleben gerade ihren zweiten Frühling und treiben nochmal aus. Das kleine Stück Grün möchte die 41-jährige Bottroperin nicht mehr missen. Einen Schottergarten, wie ihn viele ihrer Nachbarn unter den Fenstern haben, kommt für sie nicht infrage. Allerdings spricht sich Nentwig gegen ein Verbot solch steinerner Gärten aus.

Bei Stefanie Nentwig blüht der Vorgarten

Drei Jahre ist es her, als Stefanie Nentwig zusammen mit ihrer Familie in die Schillerstraße im Stadtteil Fuhlenbrock zog. Noch bevor die ersten Möbeltransporter im Sommer 2015 anrückten, nahm sie die Schaufel in die Hand. „Im Haus konnte ich nichts machen, also musste der Vorgarten herhalten“, erinnert sie sich. Mit dem Auto wurden die Balkonpflanzen aus der alten Wohnung zum neuen Garten chauffiert. „Als wir eingezogen sind, hat schon alles geblüht.“ Und so ist es heute noch.

Stefanie Nentwig möchte ihren blumigen Vorgarten nicht missen.
Stefanie Nentwig möchte ihren blumigen Vorgarten nicht missen.

Bei ihren Nachbarn sieht das anders aus. Nur ein Randstein trennt Nentwigs Blumenparadies vom Schottergarten nebenan. „Wir durften das Haus nicht direkt an die Straße bauen. Es mussten zwei Meter Abstand gehalten werden. Diesen Raum konnte jeder individuell gestalten“, erklärt sie.

Und das sei gut so. Ein Verbot der Schottergärten könne sie nicht verstehen. „Das ist Eigentum. Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, was ich damit machen soll“, sagt Stefanie Nentwig. Das wäre so, als würde man ihr die Bepflanzung verbieten.

Steine sind besser als Unkraut

Das nachbarschaftliche Fleckchen gestalterischer Freiheit sieht die Erzieherin nicht als Störenfried – es sei Geschmackssache. „So ein Schottergarten ist mir lieber als ein ungepflegter Vorgarten, in dem das Unkraut wuchert.“ Ungeliebte Pflänzchen harke sie in ihrem Vorgarten einfach unter. Arbeit macht der Blumengarten trotzdem.

Aber ist es wirklich so viel mehr, als beim Steingarten? „Im Sommer schon. Nachmittags stand ich immer zum Gießen draußen und war in unserer Straße so ziemlich die Einzige“, sagt Nentwig. Jetzt im Herbst erlebt sie das ähnlich wie Schottergarten-Besitzerin Ilona Strunk.

>>> CDU-Vertreter ist gegen Verbot

Der Vonderorter Michael Pricking (CDU) lehnt ein Verbot von Steingärten in Neubauvierteln strikt ab. „Das wäre eine Bevormundung der Bürger“, kritisiert der CDU-Vertreter die Absicht der Stadtplaner. Pricking ist der Vorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU in Bottrop. Ein solches Verbot hatte der Naturschutzbeirat gefordert.

Wenn Anwohner Steingärten als pflegeleichtere Variante bevorzugen, sei dies völlig in Ordnung, findet der Vonderorter. „Wenn die Stadt mir aber vorschreiben will, dass ich Blumen und Erde in meinem Vorgarten haben muss, geht mir das zu weit“, erklärte der CDU-Vertreter. Er nannte die Pläne der Stadtverwaltung unausgegoren. Schließlich gebe es in der Stadt längst nicht nur Steingärten, in denen die Erde unter Folien liege. „Wir haben einen ausreichenden Mix von beiden Varianten“, sagte Pricking.

>>> Gartenbauer empfiehlt Präriestauden

Die Garten- und Landschaftsbauer in NRW haben als Reaktion auf den Trend zur „Verschotterung“ die Initiative „Rettet den Vorgarten“ gestartet. Der Kirchhellener Gartenbauer Dirk Blanik gibt Tipps, wie Vorgärten mit einfachen Mitteln pflegeleicht ohne Kies, Schotter und Versiegelung gestaltet werden können. Ganz ohne Aufwand, sagt er, gehe es aber nicht: „Alles Schöne im Leben braucht nun mal ein wenig Pflege.“

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„Vor ein paar Jahren haben wir auch solche Schottergärten gestaltet“, sagt Blanik. „Jetzt reißen wir sie wieder raus. weil sich zwischen den Steinen Klee oder kleine Ahornbäumchen festgesetzt haben.“

Grundsätzlich vertritt er die Einstellung: „Alles, was nicht überdacht ist, sollte begrünt werden.“ Auch die im Gewerbegebiet Gartenstraße in Kirchhellen vorgeschriebene Dachbegrünung findet er gut: „Das sind sonst ungenutzte Flächen, die mit Begrünung dem Kleinklima guttun.“

Teichfolie kann durch Vlies ersetzt werden

Eine Versiegelung mit Teichfolie lässt sich nach seinen Angaben gut ersetzen durch ein wasserdurchlässiges Vlies, das die meisten Unkräuter nicht durchlässt, oder eine gewebte Baumschulfolie.

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Ein Verbot von Teichfolie hält er für nicht zielführend, weil ein Gartenteich ökologisch durchaus Sinn mache. Der Ansatz, einen Mindestprozentsatz Begrünung vorzuschreiben wie im Bebauungsplan für den Kuhberg in Feldhausen, ziele dagegen in die richtige Richtung.

Bodendecker machen wenig Arbeit

Bei der Gestaltung dieser Flächen hält er ein Plädoyer für Bodendecker und Stauden. Weil, sagt Blanik, sie „den meisten Wildkräutern kaum Platz lassen, mit den Jahren immer schöner werden und immer weniger Arbeit machen – anders als Kies- und Schotterwüsten. Weil sie für Vögeln und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten, zu jeder Jahreszeit andere Überraschungen parat haben, die Luft reinigen, Feinstaub binden und Sauerstoff produzieren und die heiße Luft im Sommer kühlen, indem sie Wasser verdunsten“.

Für besonders geeignet hält er die so genannten „Präriestauden“, weil sie von Frühling bis zu den ersten Frösten blühen: Im Frühjahr müsse man ein wenig Zeit dafür investieren - „aber bei weitem nicht so viel wie bei einer Rasenfläche oder bei einer Schotterwüste, die älter als zwei Jahre alt ist“.