Bottrop. . Der Bottroper Schauspieler Mathias Spaan und sein Freund gehen auf eine außergewöhnliche Tour - und drehen über das Abenteuer einen Film.

Die Schwalbe, dieses kultige Moped, ist knallgelb lackiert. In der gleichen Farbe leuchtet das Superheldenoutfit, und der rote Umhang wartet nur darauf, im Wind zu flattern. Alles ist bereit für die ohne Zweifel abenteuerliche Reise, die der Bottroper Schauspieler Mathias Spaan am 1. August antritt: Zusammen mit seinem Freund Quintus Hummel – als Superheld in Blau – will er auf 3,2 PS starken Simson Schwalben aus der DDR von seiner Wahlheimat Hamburg aus über 3500 Kilometer über Holland, Belgien, Frankreich und Portugal bis zum südlichsten Zipfel Europas in Spanien rollen.

Das sind die beiden abenteuerlustigen Schauspieler

Der gebürtige Bottroper Mathias Spaan hat als studierter Schauspieler sechs Jahre an verschiedenen Theatern gespielt. Aktuell studiert der 29-Jährige Regie an der Theaterakademie in Hamburg. Spaan schreibt als freier Mitarbeiter Filme für eine Werbeagentur und hat zwei Kartenspiele erfunden.

Sein Freund Quintus Hummel (25) ist gelernter Medienkaufmann und gerade auf der Zielgeraden seines Schauspielstudiums. Der Hamburger spielt in einer Funkband und legt gelegentlich als DJ im Hamburger Nachtleben auf. Mit seinem Bruder fuhr er 2016 in einer ramponierten Ente durch Europa.

Ein Abenteuer-Reise-Film

Klar, dass ein Schauspieler und Regie-Student wie Mathias Spaan, der in der Bottroper Kulturwerkstatt verwurzelt ist, das mit einem künstlerischen Projekt verbindet. Über ihre Moped-Tour, über ihre Begegnungen und Erlebnisse wollen die beiden Freunde einen dokumentarischen Abenteuer-Reise-Film drehen, und der Titel steht schon fest: „Helden auf Schwalben“.

Dass so eine lange Tour auf seinem knapp 40 Jahre alten Zweirad eine Herausforderung ist, weiß Mathias Spaan nur zu gut. Erst im vergangenen Sommer steuerte er seine Schwalbe Charlotte allein Richtung Helsinki. Das überstand das Moped nicht. „Ich musste die Schwalbe in Litauen zurücklassen“, erzählt Mathias Spaan. Von zwei Jungs, die er dort kennengelernt hatte, sei sie in Einzelteilen nach Deutschland zurückgebracht worden. Jetzt kommt das gute Stück aber gerade frisch aus der Werkstatt – „und die Werkstatt weiß von unserem Projekt. Ich hoffe, sie ist gut repariert und hält diesmal länger.“ Falls nicht, ist das aber keine Katastrophe: „Pannen gehören dazu. Wenn die Schwalbe stehen bleibt, passieren oft die schönsten Sachen.“ Da hat er auf der vergangenen Reise gute Erfahrungen gemacht und neue Bekanntschaften geschlossen.

Superkräfte sind gefragt

Dennoch gibt der Künstler zu: „Am Ende der ersten Reise habe ich mir eigentlich geschworen, so etwas nicht mehr zu machen. Aber mein Freund wollte eigentlich schon im vergangenen Jahr mit mir verreisen, war damals verhindert. Ja, die Tour war hart – aber in der Erinnerung so schön“, sagt er und lacht. „Also fahren wir los, und ich freue mich darauf, diesmal zu zweit zu sein.“ In der Vorbereitung war den beiden schon klar: „Wir brauchen Superkräfte, um anzukommen.“ Von den Superkräften zur Superhelden-Idee war es nicht weit. Jetzt ist der Plan, die komplette Reise in den Superhelden-Kostümen zu machen – es gibt jeweils eine luftigere und eine Pulli-Variante –, und alles zu filmen.

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„Das wird ein Abenteuer werden“, freut ist sich der 29-Jährige. Übernachtet werden soll im Zelt oder übers Couchsurfing bei aufgeschlossenen Ortsansässigen. Die Route ist nur grob festgelegt. Wenn die zwei auf jemanden treffen, der ihnen einen Ort ans Herz legt, der bisher noch nicht auf ihrer Karte stand, wollen sie sich darauf einlassen. „Wir sind da völlig frei.“

Mit Menschen ins Gespräch kommen

Wie die Menschen auf die beiden selbst ernannten Superhelden, die Idole ihrer Kindheit, reagieren, ist wohl das Spannendste an dem Projekt. „Wir wollen auf der Fahrt und im Film eigentlich gar nicht thematisieren, dass wir das Kostüm anhaben.“ Es stehe als ein Zeichen für Aufbruch und Mut. „Wir hoffen einfach, dass wir mit vielen Leuten ins Gespräch kommen.“

Das Filmen wird sich natürlich auf die Reise auswirken. „Man muss die Strecke eigentlich doppelt machen“, meint der Künstler. „Fahren, Kamera aufstellen, wieder dran vorbeifahren. . .“ Zwei Kameras sind im Gepäck. Zurück in heimischen Gefilden, wollen die Freunde innerhalb eines halben Jahres das Material sichten und daraus einen abendfüllenden Film schneiden. „Helden auf Schwalben“ soll, wenn alles klappt, im kommenden Jahr in kleinen Kinos gezeigt werden.

Zwei Monate kann die Reise dauern

Kurz vor Fahrtantritt lautet die gemeinsame Vision der beiden besten Freunde: „Unsere fantastische Reise soll Funken schlagen!“ Zwei Monate haben sie dafür Zeit. „Dann müssen wir die Kostüme auch mal wieder waschen“, meint Mathias Spaan trocken.

Wer die Tour verfolgen möchte: Auf der Internetseite www.helden-auf-schwalben.de soll es ein Tagebuch mit Einträgen und Polaroid-Bildern geben.