Bottrop. . Für den Bottroper Mathias Spaan geht es ab Riga mit dem Drahtesel weiter – sein 38 Jahre altes Motorrad ist am Ende.
1600 der ursprünglich vor ihm liegenden 2664 Kilometer hat der Bottroper Schauspieler Mathias Spaan schon hinter sich gebracht. Anfang August hat er die Bühnenbretter mit dem Sattel seiner knallgelben Schwalbe Charlotte getauscht und ist aufgebrochen Richtung Helsinki. Nun ist die Schwalbe nicht mehr dabei – weiter geht es per Fahrrad!
Der Bottroper, der seit Oktober Regie in Hamburg studiert, wollte sich einen alten Traum erfüllen: eine Reise durch Russland. Ende Juli hat er bei seinen Eltern in Bottrop seine Sachen gepackt und in dem Blog, der er täglich schreibt, notiert: „Fühlt sich ein bisschen an wie elf sein und von Zuhause weglaufen wollen.“ Anfang August ist er in Hamburg gestartet: „Drei Mal Kickstarter treten und los!“
Erste Tagestour endet an der Ostsee
„200 Kilometer und elf Mückenstiche später“, hat Mathias Spaan sein erstes Tagesziel erreicht: Er sitzt in seinem Zelt an der Ostsee, isst Buchstabensuppe und notiert: „Mein Hintern brummt wie ein Bienenstock.“ Am nächsten Tag will er bis Polen kommen. Wenn nur das Wetter nicht wäre.
Schon in Greifswald ist Schicht. Dank „Couchsurfing“ hat er bei Agnes und ihrer Tochter Antonia ein Dach über dem Kopf. Polen klappt auch am nächsten Tag nicht: die Schwalbe gibt „mitten in der Pampa“ ihren Geist auf. Die via Youtube angeeigneten Fertigkeiten helfen nicht. Mathias Spaan schreibt: „Ich schiebe Charlotte zu Ollek. Zwei Kilometer. Bergauf.“ Ollek kann helfen.
Schließlich erreicht der Abenteurer tatsächlich Polen, kurvt von einer Straßensperre zur nächsten – die Straßen haben sich in Seen verwandelt, auf einer Wiese versinken Mann und Moped im Matsch. Kurz vor der litauischen Grenze ist eine Woche rum, Handgelenk und Rücken schmerzen, Charlotte hat Kratzer. Wenn das mal alles wäre: An Tag acht bleibt sie in der Pampa in Litauen wieder liegen.
Charlotte bleibt in Litauen
Der ADAC muss kommen und das 38 Jahre alt Moped in die Werkstatt von drei litauischen Schrauberjungs bringen. Die geben ihr Bestes, aber so richtig kriegen sie Charlotte nicht wieder hin. Weiterfahrt im Bummeltempo mit Pausen – die Schwalbe macht wieder schlapp, jetzt geht nichts mehr: Motorschaden. Ende nach 1600 Kilometern. Die Schrauberjungs, Freunde geworden, holen Charlotte ab und hüten sie in ihrer Werkstatt, bis Mathias Spaan sie holt.
Sein neuer Plan: Keine Tour durch Russland, stattdessen ein Fahrrad kaufen – „vorzugsweise gelb, 50 Euro“ – 300 Kilometer bis Tallin radeln, von da aus mit der Fähre nach Helsinki.