Suhl. In der DDR galt der kleine Roller mit dem Vogelnamen als Alltagsgefährt mit Spritzschutz. Nach der Wiedervereinigung wurde die Schwalbe Kult. Zu ihrem 50. wird sie groß gefeiert.

Anfang Juli verwandelt sich die Südthüringer Stadt Suhl in ein "Schwalbennest": Mehr als 1000 der kleinen Roller mit dem Vogelnamen aus DDR-Produktion sollen dann durch Suhl tuckern. Dort war der Zweiradklassiker von 1964 bis 1985 im Simson-Werk gebaut worden. Anlass für das Fest am 5. und 6. Juli ist der 50. Geburtstag des Mopeds, das nach der Wiedervereinigung zum Kultobjekt vor allem auch in den alten Bundesländern wurde. Erwartet würden zu dem Fest Vertreter von etwa 50 "Schwalbeclubs" von Bremen bis München, sagte der Leiter des Fahrzeugmuseums, Joachim Scheibe, am Mittwoch in Suhl.

Mehr als eine Million Simson-Schwalben waren als "zweisitzige Roller mit Spritzschutz" im volkseigenen Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Suhl produziert worden. In der DDR galten sie vor allem als "Alltagsgefährt", das Krankenschwestern, Abschnittsbevollmächtigten der Polizei (ABV) oder Bäuerinnen das Fortkommen erleichterte. Mit seinen bis zu 3,7 PS ist der kleine Roller im Gegensatz zu langsameren West-Pendants mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde unterwegs. Gerade junge Leute hätten die Schwalbe auch deshalb zum Liebhaberstück erkoren, sagte Scheibe. Zum Fest sollen sogar extra für das Moped komponierte Lieder von Fans beispielsweise aus dem Schwäbischen zu hören sein.

Während des Fests können Schwalbe-Besitzer ihre Oldtimer bewerten lassen. Gekürt werden sollen die besten Schwalben im Originalzustand, die professionellste Restaurierung, das schönste Tuning oder die mit der weitesten Anreise. "Jeder kann sich mit seinem Fahrzeug anmelden. Das wird sicher eine große Veranstaltung", sagte Scheibe. Er war zeitweise Chefkonstrukteur im Suhler Simson-Werk.

Nach seiner Schätzung gibt es in Deutschland, aber auch in Ungarn noch Tausende fahrbereite Schwalben. Genaue Zahlen gebe es wegen der fehlenden Registrierung nicht - nötig sei nur ein Versicherungszeichen. "Unser Credo war schon immer, langlebige, zuverlässige Fahrzeuge zu bauen." Um sie optisch so schick wie die westlichen Roller zu machen, hätten die Materialien gefehlt.

Das Simson-Werk mit zuletzt etwa 3500 Arbeitnehmern war Anfang der 1990er-Jahre von der Treuhand geschlossen worden. Danach hatte es mehrere gescheiterte Versuche gegeben, die Zweiradproduktion in Suhl wiederzubeleben.