Bottrop. . Vera Kaminski mietet das Baudenkmal für die Neueröffnung. Nach dem Skandal um unterdosierte Krebsmedikamente bleibt Labor allerdings geschlossen.
Die Alte Apotheke ist nach fast 120 Jahren Geschichte. Sie bekommt nicht nur eine neue Inhaberin, sondern auch einen anderen Namen. Die Apothekerin Vera Kaminski wird in dem Baudenkmal an der Hochstraße 32 die „City-Apotheke“ neu eröffnen. „Die Alte Apotheke wird es nicht mehr geben. Ich werde die City-Apotheke betreiben, sobald alle Bescheide vorliegen“, kündigte die Pharmazeutin an. Die jetzigen Mitarbeiter der Alten Apotheke will sie weiterhin beschäftigen.
Vera Kaminski war bisher in der Rats-Apotheke in Soest angestellt und dort seit 2016 als verantwortliche Apothekerin tätig. Die Eröffnung der City-Apotheke sieht sie als „konsequente Fortentwicklung“ ihrer bisherigen Karriere an. „Ich freue mich darauf, die erste Apotheke Bottrops zu übernehmen“, betonte Vera Kaminski.
In Soester Apotheke verantwortlich tätig
Das der Alten Apotheke angegliederte Labor zur Herstellung von Zytostatika allerdings, das im Zentrum des Skandals um unterdosierte Krebsmedikamente stand, wird geschlossen bleiben. Jedenfalls erklärt Vera Kaminski: „Die Räumlichkeiten werde ich ohne Zytostatika-Labor mieten und die Apotheke allein betreiben“. Käuferin der denkmalgeschützten Immobilie in der Fußgängerzone wird die Apothekerin also nicht.
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Derzeitige Betreiberin der Apotheke ist seit über einem Jahr wieder die Mutter des Angeklagten Peter Stadtmann. Der Bottroper steht wegen des Verdachtes vor Gericht, zu gering dosierte Krebsmedikamente hergestellt zu haben. Er sitzt seit November 2016 in Untersuchungshaft. Die Staatsanwälte werfen ihm versuchte Körperverletzung und Betrug an den Krankenkassen in Millionenhöhe vor.
Apothekerin will Vertrauen zurückgewinnen
„Ein Verhalten, wie das Peter Stadtmann vorgeworfene, ist mit meinen Vorstellungen von der Tätigkeit und Verantwortung eines Apothekers nicht in Einklang zu bringen“, macht die künftige Bottroper Apothekerin klar. „Ich persönlich empfinde es als gänzlich inakzeptabel“, betont sie. Die Beurteilung überlasse sie aber dem Gericht.
„Mir ist klar, dass die Übernahme in Anbetracht der Ereignisse eine große Herausforderung ist“, sagte Vera Kaminski. „Wir werden alles daran setzen, diese Herausforderung zu meistern und das Vertrauen der Bottroper zurückzugewinnen“, erklärte sie. „Damit meine ich auch das von der ,Alten Apotheke’ übernommene hoch qualifizierte und äußerst motivierte Personal“, erklärte die Pharmazeutin.
Combimed-Apothekenverbund half mit Arznei aus
Seit vier Generationen in Familienbesitz
Die Alte Apotheke war 1864 gegründet worden.
Im Jahr 1886 kaufte sie dann Jacob Geyr, der Urgroßvater des Apothekers Peter Stadtmann. Im selben Jahr zog sie in das Gebäude, in dem sie sich bis heute befindet.
Seit vier Generationen befindet sich die 154 Jahre alte Apotheke in Familienbesitz.
Die Ratsapotheke, in der die künftige Bottroper Apothekerin Vera Kaminski angestellt war, gehört als eine von vier Apotheken in Soest und Bad Sassendorf dem Apothekenverbund Combimed an. Dieser Verbund verfügt auch über zwei Zytostatika-Laboratorien für die Herstellung von Infusions- und Injektionslösungen zur Tumorbehandlung. Seit Ende der 90er Jahre stellen die Combimed-Apotheken nach eigenen Angaben Krebsmitteln in den Laboratorien her.
Außerdem koordiniert als Combimed-Partnerfirma die AKP Plus Dienstleistungsgesellschaft die ambulante Versorgung von Patienten in deren häuslichen Umfeld. Einer der Gesellschafter dieser Firma soll nach Berichten des gemeinnützigen Recherche-Netzwerks Correctiv auch Peter Stadtmann gewesen sein. Er musste seine Anteile nach seiner Inhaftierung aber an die weiteren Gesellschafter verkaufen, heißt es.
Die Krebsmedikamente, die Patienten nach der Schließung des Labors der Alten Apotheke erhielten, stammten offenbar auch aus den Reinraumlabors des Combimed-Verbundes. Das Unternehmen hatte auf die Bitte der für Bottrop zuständigen Amtsapothekerin hin kurzfristig die Versorgung der Patienten übernommen.